Soeben wurden vom Bureau of Labor Statistics aktuelle Zahlen zu den Konsumentenpreisen (CPI) in den USA bekanntgegeben. Die Preisdaten gehören mittlerweile zu den wichtigsten Indikatoren für die Finanzmärkte. Das Preisniveau zog nunmehr den 15. Monat in Folge an. Im August wurde ein Plus von 0,3% M/M gemeldet. Die Inflationsrate ging leicht ausgehend vom 13-Jahreshoch von 5,4% auf 5,3% Y/Y zurück. Die Verbraucherpreise exklusive Nahrung und Energie (Kernrate) verzeichneten einen Zuwachs von 0,1%% M/M. Die Jahresrate der Kernrate ging auf 4,0% zurück.

  • Die Inflationsrate ging marginal zurück und dürfte bei 5,4% Y/Y den Hochpunkt gesehen haben. Der Basiseffekt durch den Wegfall des Anstiegs von 0,4% aus dem August 2020 sorgte für eine Entlastung in der Jahresrate. Festzuhalten ist zudem, dass die kurzfristigen Preistreiber aus den Monaten März bis Juni wie Gebrauchtwagen, Hotelübernachtungen und Flüge nun eine gewisse Normalisierung erfahren haben, was die beiden Monatsraten entscheidend bremsten. Güterengpässe, Lieferunterbrechungen, Hafenschließungen, Containermangel halten dagegen noch den Preisdruck hoch, was länger anhalten dürfte, als noch vor einigen Monaten erwartet. Zudem könnten die stark gestiegenen Immobilienpreise auch die Mieten höher treiben, welche in der Kernrate immerhin knapp 40% ausmachen und diese perspektivisch somit länger beeinträchtigen werden.
  • Daneben sorgen auch strukturelle Veränderungen beim FOMC für höhere Inflationssorgen: Dazu gehören das veränderte Mandat der Fed wie Average Inflation Targeting, die Priorität Arbeitsmarkt vor Inflation sowie kein Handeln auf Basis von Prognosen, sondern erst bei entsprechender Datenlage. Die expansive Fiskalpolitik wie auch die Abnahme des Arbeitskräfteangebots (Demographie), ein zunehmender Protektionismus und die Rohstoffnachfrager China und Indien kommen hinzu.
  • Die Frage, ob der Inflationsschub nur ein temporäres Phänomen ist, wie es die Fed annimmt, oder ein längerfristiges Problem werden könnte, kann noch nicht abschließend beantwortet werden. Unseres Erachtens dürfte die Inflation im weiteren Verlauf des Jahres in einem unangenehmen Bereich von über 5% verharren, was eine klare Zielverfehlung für die Fed bedeutet. So sehen wir tatsächlich erst im II. Quartal 2022 eine preisliche Normalisierung durch eine Abnahme des (derzeitigen) Konsumrauschs, eine Behebung der meisten Engpässe von technischen Gütern sowie ein zu der Arbeitsnachfrage besser passendes Angebot, was in Summe zu einer Inflationsrate von dann wieder unter 4% führen sollte. Bis dahin wird die Fed auf den kommenden FOMC-Sitzungen ihre sehr expansive Geldpolitik aber angepasst haben (müssen) – vermutlich im IV. Quartal.
  • Offenbar rechneten viele Marktteilnehmer mit etwas höheren Preiszahlen: So fielen die Rendite 10J US-Treasuries wie auch der US-Dollar ganz leicht. Der Dax zog dagegen etwas an.
  • Fazit: Die US-Konsumentenpreise stiegen im August um 0,3% M/M an, die Inflationsrate gab ausgehend von einem 13-Jahreshoch bei 5,4% marginal auf 5,3% Y/Y nach. Die kurzfristigen Preistreiber wie zuletzt Gebrauchtwagen, Hotelübernachtungen und Flüge fielen erfreulich gemäßigter aus. Dennoch bleiben die längerfristigen preistreibenden Faktoren wie Energiepreise, Transportkosten, Lieferengpässe sowie eine erhöhte Konsumnachfrage noch erhalten. Die Inflationssorgen nehmen damit aber zumindest nicht weiter zu! Inflation wird offenbar etwas weniger heiß gegessen als sie gekocht wurde! Dennoch erwarten wir die Inflation in 2021 unangenehm hoch bei über 5%, was eine klare Zielverfehlung für die Fed bedeutet. Erst im II. Quartal 2022 sehen wir dann eine gewisse Normalisierung mit Werten unter 4%. Bis dahin wird die Fed ihre sehr expansive Geldpolitik aber angepasst haben (müssen), sofern der Arbeitsmarkt mitspielt. Für ein Tapering könnte sich nun die FOMC-Sitzung am 3. November als die vermutlich entscheidende herauskristallisieren.

16.30 Uhr MESZ

2021-09-14