Nun geht es wieder nach oben: Das Politbüro in Peking hat indirekt eine Unterstützung der Wirtschaft versprochen. Damit bewahrheitet sich, was ich jüngst vermutet habe: Der Ausverkauf im China-Markt findet ein jähes Ende. Die Anleger deckten sich wieder kräftig ein.

Hoffnung auf neues Staatsgeld

Schlecht ist gut an der chinesischen Börse: Gerade rutschte der Caixin-Einkaufsmanager-Index für das verarbeitende Gewerbe im Juni von 51,3 auf 50,3. Damit verpasste der Indikator die Erwartungen von 51. Und der Sub-Index für Neuaufträge sank sogar von 51,6 auf 49,2. Aber hey – das ist famos, weil nun der Staat einschreiten muss. Die chinesischen Aktien zogen am Montag stark an.

Das Politbüro macht Mut

Das Politbüro hatte am Freitag angesichts der uneinheitlichen Erholung im Heimatmarkt und der globalen Unsicherheit ein Festhalten an der aktuellen Wirtschaftspolitik zugesagt. Ding Shuang, Chef-Ökonom bei Standard Chartered in Hong Kong, erklärte laut Reuters, die gewählte Sprache der Mitteilung deute darauf hin, dass die Führung nicht allzu besorgt sei wegen der Wirtschaft. Wir meinen: Stimuli ja, Rezession nein. Der Markt freut sich.

CSI 300 zieht an

Die Kommunisten werden wohl kleine Firmen stützen, die Staatsausgaben erhöhen und offenbar die Mindestreserve-Anforderungen für Banken senken. Was auf mehr Kredit für Unternehmen hinausläuft. Entsprechend zogen chinesische Staatsanleihen an und die Yields rutschten ab. Peking reagiert damit auf eine neue Covid-Welle, unter der wohl wieder Millionen Menschen in den Lockdown geschickt werden. Kein Wunder, dass am Montag vor allem die Spirituosen-Aktie Kweichow Moutai um fast 5 Prozent zulegte – im Lockdown fließt der Schnaps in Strömen. Auch der Leitindex CSI 300 zog an seinem besten Tag seit Mai um 2,6 Prozent davon.

Die rote Führung frisst Kreide

Die in den USA gelisteten chinesischen Large Caps Baidu, JD.com und Pinduoduo legten ebenfalls kräftig zu. Damit erfüllt sich meine jüngste Vermutung: Ich hatte an dieser Stelle gemutmaßt, dass der politische China-Crash nicht lange anhalten wird. Die Politik hatte in den vergangenen Tagen den Aktienmarkt im Reich der Mitte vor allem bei schulischer Nachhilfe kräftig gebeutelt. Nun hat also die Führung die erhoffte Unterstützung versprochen.

Werben um Vertrauen der Investoren

Das Politbüro verlautbarte beispielsweise Verbesserungen bei der Zulassung ausländischer Listings, wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua meldete. Details blieben allerdings aus. Am Freitag hatten die chinesischen Behörden außerdem Vertreter der größten Hightech-Firmen einberufen und sie in Sachen Datensicherheit gewarnt sowie eine striktere Aufsicht bei ausländischen Börsengängen angekündigt. Konkret hatte das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie 25 der größten Internet- und Hardware-Konzerne eingeladen, darunter Alibaba und Tencent. Unabhängig davon kündigte das Verkehrsministerium eine stärkere Kontrolle von Mitfahr- und Logistikfirmen in Sachen unfaire Geschäftspraktiken an. Lu Ting, Chef-Ökonom bei der Nomura Holdings Inc. interpretierte die News laut Bloomberg so, dass die Behörden das Vertrauen internationaler Anleger wieder herstellen wollen. Das scheint erstmal gelungen.

Aufholjagd gefällig?

Mein Fazit: Im Reich der Mitte haben offenbar wieder die Pragmatiker das Heft in der Hand. Und mit neuen Stimuli könnten China-Aktien vielleicht eine kleine Aufholjagd starten. Während die US-Börse zuletzt von Rekord zu Rekord geeilt war, waren die chinesischen Indizes gebröckelt.