Investment-Grade-Anleihen werden auf breiter Front heraufgestuft, die Schwellenländer benötigen weniger Neuverschuldung, und Chinas Markt für E-Mobilität legt kräftig an Tempo zu.

Bessere Ratings für Qualitätsanleihen

Im Juni erhielten per saldo Investment-Grade-Anleihen aus den Industrieländern im Wert von 115 Milliarden US-Dollar eine höhere Bonitätseinschätzung. Im Mai betrug der Wert sogar 128 Milliarden US-Dollar. Die IG-Unternehmen hatten vier Quartale in Folge die Ertragserwartungen übertroffen, was nun dieses Upgrade auf breiter Front nach sich zog. Auch wenn die jüngsten Zahlen optimistisch stimmen: Bisher wurden erst 32 Prozent des seit Dezember 2019 verzeichneten Volumens herabgestufter IG-Anleihen kompensiert. Mitte April 2020 waren in nur vier Wochen per saldo IG-Emissionen von über 700 Milliarden US-Dollar in ihrer Bonität herabgestuft worden. Die Rating-Agenturen dürften ihre Überreaktion zu Beginn der Pandemie bei zukünftigen Ratings berücksichtigen, sodass bei anhaltender wirtschaftlicher Erholung weitere Upgrades folgen könnten. Dies dürfte qualitätssensible Anleger interessieren, die im Euroraum weiterhin mit niedrigsten Renditen auskommen müssen. US-Dollar-Anleihen rentieren zwar höher, ihre Kurse sind aber schwankungsanfälliger. Mögliche Diskussionen über eine straffere Geldpolitik in den USA würden die zuletzt gestiegenen Anleihekurse allerdings unter Druck setzen.

Schwellenländer haushalten solide

Die Situation der öffentlichen Haushalte hat sich in vielen Schwellenländern in den vergangenen zwölf Monaten stark verbessert. Lag das durchschnittliche Budgetdefizit zum Höhepunkt der Coronavirus-Krise im Frühjahr 2020 bei zwölf Prozent des Bruttoinlandsproduktes, waren es im Mai 2021 nur noch vier Prozent. Der laufende Fehlbetrag in den öffentlichen Haushalten ist damit nur noch rund einen Prozentpunkt höher als vor Ausbruch der Pandemie. Während einige Länder wie China und die Türkei von einer schnellen Konjunkturerholung nach dem ersten Lockdown profitieren, können sich andere – darunter Argentinien, Südafrika und Russland – dank steigender Rohstoffpreise über höhere Steuereinnahmen freuen und ihr Defizit entsprechend reduzieren. Die geringere Neuverschuldung dürfte sich stabilisierend auf die Bonität auswirken und das Risiko von schwächeren Ratings und Zahlungsausfällen verringern. Da in US-Dollar notierte Staatsanleihen aus Schwellenländern zudem einen Renditeaufschlag von etwa drei Prozentpunkten gegenüber US-Treasuries aufweisen, sind sie meines Erachtens einen Blick wert.

Notenbanken entdecken Gold neu

Obgleich die Goldpreise immer noch ein ganzes Stück unter den Hochs vom Januar notieren, wurden sie in dieser Woche wieder über der Marke von 1.800 US-Dollar je Feinunze gehandelt. In erster Linie sind hierfür die gesunkenen Realzinsen, also die Nominalzinsen abzüglich der erwarteten Inflationsrate, in den USA verantwortlich. Gold hat zudem ein paar alte Freunde wiedergewonnen, nämlich die Notenbanken. Laut einer Studie des World Gold Council planen 20 Prozent aller Zentralbanken, im nächsten Jahr die Goldbestände zu erhöhen.
 
Gerade verkündeten die Währungshüter Serbiens, die Reserven von rund 36 auf 50 Tonnen aufstocken zu wollen. Auch die Notenbank Ghanas kündigte verstärkte Käufe des edlen Metalls an. Im Juni fanden bereits 56,7 Tonnen Gold eine neue Heimat in den Tresoren der Zentralbanken; besonders Thailand und die Türkei waren in Kauflaune. Die Nachfrage von Notenbanken allein dürfte den Goldpreis nicht signifikant steigen lassen, möglicherweise aber allzu starke Rücksetzer verhindern. Entscheidend für die Preisentwicklung bleibt die Entwicklung der Realzinsen und des US-Dollar.

Chinas E-Auto-Markt boomt

In China wurden 2020 rund 1,37 Millionen Elektroautos, sogenannte „New Energy Vehicles“ (NEVs), verkauft – rund 30 Prozent mehr als 2019. Von Januar bis Mai 2021 fanden trotz Halbleiterknappheit sogar 900.000 NEVs einen Käufer, davon 204.000 allein im Mai, ein Wachstum von 5,9 Prozent gegenüber April und von stattlichen 169 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Der Absatz von Batterie-Elektrofahrzeugen legte im Mai im Jahresvergleich um 197 Prozent auf 169.000 Stück zu, während der Absatz von Plug-in-Hybriden „nur“ um 72 Prozent auf 36.000 Stück anstieg. Der Marktanteil von NEVs am chinesischen Pkw-Markt beträgt damit rund zwölf Prozent. Die Aktienkurse der vier größten chinesischen Hersteller haben in den vergangenen Monaten im Schnitt bereits gut 20 Prozent zugelegt. Analysten erwarten im Jahresverlauf eine zunehmende Absatzdynamik und haben ihre Erwartungen auf 2,5 Millionen verkaufter NEVs bis Ende 2021 angehoben. Bis 2025 rechnen sie mit einem Anstieg des NEV-Marktanteils auf 35 Prozent, was einem Jahresabsatz von rund 8,3 Millionen Stück entspräche. Ein entsprechendes Umsatzwachstum der Branche scheint gesichert.