Die US-Notenbank zieht die geldpolitischen Zügel an, viele Menschen in Großbritannien suchen eine neue Wohnung auf dem Land, und asiatische Schwellenländeraktien versprechen ein überdurchschnittliches Gewinnwachstum.

US-Notenbank zieht die Zügel an

Die US-Notenbank Fed hat wie erwartet bei ihrer letzten Sitzung 2021 die geldpolitischen Zügel angezogen. Ab Januar sollen noch Anleihen im Volumen von 60 Milliarden US-Dollar pro Monat gekauft werden, was der Hälfte des Volumens von Oktober dieses Jahres entspricht. Die Wachstumsprognose für kommendes Jahr wurde von 3,8 auf 4,0 Prozent angehoben, ebenso die Inflationserwartungen von 2,2 auf 2,6 Prozent. Da auch die Arbeitslosenquote auf 3,5 Prozent zurückgehen soll, wollen zwölf von 18 Mitgliedern des Federal Open Market Committee (FOMC) den Leitzins 2022 mindestens dreimal anheben. Zwar weist Fed-Chef Jerome Powell auf die Risiken durch die Omikron-Variante des Coronavirus hin. Insgesamt zeigen die Währungshüter aber den Willen, gegen die hohen Inflationszahlen vorzugehen. Die Marktreaktion war erstaunlich, da die Renditen zweijähriger US-Staatsanleihen zunächst auf 0,71 Prozent sprangen, dann jedoch unmittelbar wieder auf das Ausgangsniveau von 0,66 Prozent zurückfielen. Beim US-Dollar war ähnliches zu beobachten: Zunächst tendierte er fester bei 1,122, um umgehend auf 1,1293 zum Euro nachzugeben. Der Aktienmarkt allerdings goutierte die Entscheidung. Der S&P 500 sprang um 1,3 Prozent auf 4.710 Punkte. Während am Anleihe- und am Währungsmarkt offensichtlich bereits eine restriktivere Geldpolitik eingepreist war, freut sich der Aktienmarkt über die abnehmende Unsicherheit und über die guten Wachstumsaussichten.

Großbritannien: Wohnungsbedarf verändert sich

Die britischen Hauspreise sind auch nach dem Ende der temporären Grunderwerbsteuersenkung Anfang Oktober weiterhin schnell gestiegen. Obwohl die Vorjahresrate leicht nachgegeben hat, war sie mit zehn Prozent im November immer noch fast doppelt so hoch wie im langfristigen Vergleich. Laut einer aktuellen Studie der Bank of England ist etwa die Hälfte des Preisanstiegs seit Anfang 2020 auf eine veränderte Nachfrage zurückzuführen. Während der Pandemie haben viele Menschen ihre Wohnungen in der Stadt verlassen, um größere Objekte außerhalb der Metropolen zu suchen. Da die Pandemie weiter schwelt und Homeoffice auch in Zukunft eine größere Rolle spielen wird, ist kaum mit einem Rückgang des Wohnflächenbedarfs zu rechnen. Die Verantwortlichen bei der Notenbank denken außerdem darüber nach, die Kreditvergabestandards für Banken zu lockern. Auf diesem Wege könnten trotz des hohen Preisniveaus etwa 85.000 mehr Personen Hypothekendarlehen aufnehmen als bisher. Ein baldiges Ende des Aufschwungs am britischen Wohnungsmarkt erwarte ich vor diesem Hintergrund nicht.

Telekom-Branche im Fokus der Investoren

Bis Ende November haben Private-Equity-Investoren in diesem Jahr gut 160 Milliarden Euro in europäische Unternehmen investiert. Besonders im Fokus lagen Telekommunikationsunternehmen: Gut 40 Prozent aller Private-Equity-Geschäfte entfielen auf die Branche, womit in den vergangenen zwei Jahren insgesamt 14 Unternehmen von der Börse genommen wurden. Angezogen werden die Investoren – die es insbesondere auf die lukrativen Geschäftsbereiche der integrierten Telekom-Unternehmen wie Netze und Sendemasten abgesehen haben – von der niedrigen Bewertung der Branche. Am Aktienmarkt wird der Sektor mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14,5 und einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 1,4 gehandelt. Ich erwarte, dass das Interesse der Private-Equity-Investoren anhalten wird. Dafür spricht auch, dass die Investitionsausgaben für Glasfasernetze inzwischen ihren Höhepunkt erreicht haben dürften, was sich mittelfristig in einem höheren Cashflow niederschlagen sollte. Am Aktienmarkt könnten entsprechende Meldungen für steigende Kurse bei Übernahmekandidaten sorgen.

Japan: Zeichen stehen auf Erholung

Seit Anfang Dezember liegt die Performance des TOPIX knapp 1,8 Prozentpunkte über der des STOXX 600. Unter anderem könnte dies auf die solide Impfdisziplin zurückzuführen sein. Im Rekordtempo erzielte Japan die aktuelle Quote von 78 Prozent vollständig Geimpften. Entsprechend dürfte das Land der aufgehenden Sonne vergleichsweise gut mit der Omikron-Variante des Coronavirus umgehen können. Indes schreitet auch die wirtschaftliche Erholung voran. Die Maschinenbestellungen legten im Oktober um 24,9 Prozent zu, und die Oktoberschätzung der Industrieproduktion wurde bei der endgültigen Berechnung von 1,1 auf 1,8 Prozent nach oben korrigiert. Mit einem Sprung von zwei auf neun Punkte wies der Tankan-Index für das vierte Quartal auf eine bessere Stimmung unter Großunternehmen des Dienstleistungssektors hin. Das Geschäftsklima im Verarbeitenden Gewerbe verharrte bei robusten 18 Zählern.
Da ich eine Fortsetzung der wirtschaftlichen Genesung erwarte, halte ich den TOPIX bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13,7 auf Basis der erwarteten Gewinne des kommenden Jahres weiterhin für aussichtsreich.

Asiatische Entwicklungsbank zeigt Optimismus

Die Asiatische Entwicklungsbank gibt in ihrem jüngsten Bericht zu den Entwicklungsländern Asiens einen insgesamt optimistischen Ausblick auf das kommende Jahr. Für die Region wird ein Wirtschaftswachstum von 5,3 Prozent gegenüber 2021 erwartet, was im Übrigen der für die Volksrepublik China prognostizierten Entwicklung entspricht. Für Südkorea und Taiwan, deren Wirtschaften sich 2021 bereits normalisiert haben, werden moderate drei Prozent veranschlagt. Neben überdurchschnittlichen Zuwächsen von um die sechs Prozent für Vietnam, Malaysia und die Philippinen dürfte sich 2022 die indische Wirtschaft mit 7,5 Prozent am dynamischsten entwickeln. Für 2022 erwartet die Entwicklungsbank für Asiens Schwellenländer (EM) ferner eine durchschnittliche Inflation von 2,7 Prozent – zum Teil deutlich weniger als in anderen EM Europas und Lateinamerikas. Das sollte asiatischen Notenbanken die Inflationskontrolle erleichtern und damit weniger wachstumsbelastende Maßnahmen erforderlich machen. Das erwartete Gewinnwachstum asiatischer EM-Aktien liegt 2022 und 2023 mit 7,5 Prozent beziehungsweise mit 12,6 Prozent über dem Mittel der Schwellenländer insgesamt von 5,4 Prozent beziehungsweise von 9,8 Prozent. Auch deshalb gehören asiatische Börsen 2022 zu meinen Schwellenländer-Favoriten.