Kryptowährungen erleiden erneut einen drastischen Abverkauf, Unternehmensanleihen geraten unter Druck, und in China zeichnet sich ein wachstumsstabilisierender Fokus der Geldpolitik ab.

Kryptowährungen im Ausverkauf

Kryptowährungen wie Bitcoin erlitten in den vergangenen Tagen wieder einmal einen drastischen Abverkauf. Gestern stand die an der Marktkapitalisierung gemessen wertvollste Kryptowährung bei rund 48.000 US-Dollar und damit etwa 20.000 US-Dollar unter ihrem Hoch von vor vier Wochen. Grund für die jüngste Verkaufswelle sind die generell abnehmende Risikoneigung in den vergangenen Handelstagen sowie ein vergleichsweise geringes Handelsvolumen über das Wochenende. Investoren, die in Kryptowährungen Diversifikationsvorteile oder gar einen „sicheren Hafen“ zu finden glauben, wurden mit den umfangreichen Kursverlusten erneut enttäuscht. Angesichts der unsicheren Lage mit Blick auf die ausstehenden Erkenntnisse bezüglich der Omikron-Variante des Coronavirus halte ich weitere Kursschwankungen für wahrscheinlich. Aus meiner Sicht bleibt der Kryptomarkt nur für äußerst risikoaffine Investoren interessant. Von einer Beimischung dieser Vermögenswerte in einem klassischen Portfolio rate ich weiterhin ab.

Höheres Renditeplus bei Unternehmensanleihen

Unternehmensanleihen geraten mit dem Anstieg der Coronavirus-Neuinfektionen und dem Auftauchen der Omikron-Variante unter Druck. Bei Bonds mit einem schwächeren Rating – den sogenannten High Yields – hat sich der Renditeaufschlag gegenüber Staatsanleihen in den USA in den vergangenen vier Wochen um etwa 0,4 Prozentpunkte ausgeweitet. Damit rentieren die Hochzinsanleihen gut 3,2 Prozentpunkte höher als US-Treasuries. Zeitweise lag die laufende Verzinsung von High Yields bei gut 4,8 Prozent und damit auf dem höchsten Stand seit etwa einem Jahr.
Bei High Yields aus dem Euroraum stieg der Renditevorteil um 0,25 auf knapp 3,4 Prozentpunkte an. Da sich die Unternehmen in einer relativ guten finanziellen Ausgangslage befinden und auch die neue Pandemiewelle deren Bonität nicht allzu stark beeinträchtigen sollte, rechne ich perspektivisch wieder mit einer Abwärtskorrektur der Risikoaufschläge. High Yields aus Europa und aus den USA sollten daher besser performen als entsprechende Staatsanleihen, die stärker unter einem allgemeinen Renditeanstieg leiden dürften.

M&A-Geschäft brummt

Per Ende November scheint bei den US-Investmentbanken das Geschäft mit Unternehmensfusionen und -übernahmen (Mergers & Acquisitions; M&A) robust zu laufen. Einer führenden Bank zufolge entwickelte sich das Volumen der abgeschlossenen M&A-Deals im Vergleich zu den ersten beiden Monaten des Vorquartals stabil. Die vereinnahmten Gebühren stiegen sogar um drei Prozent auf 5,1 Milliarden US-Dollar. Die Bücher der Berater sind nach wie vor prall gefüllt mit Aufträgen, die Einnahmen in Höhe von 16 Milliarden US-Dollar versprechen. Jedoch büßte das Volumen der neu angekündigten Aufträge im Vergleich zum vorangegangenen Jahresviertel um 22 Prozent ein. Angesichts der starken Vorquartale dürfte es zum Jahresende schwierig werden, die hohen Markterwartungen, die an das M&A-Geschäft knüpfen, zu übertreffen. Daher denke ich nicht, dass die M&A-Aktivitäten des letzten Jahresviertels für Kurssprünge bei den US-Investmentbanken sorgen werden. Bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13 auf Basis der erwarteten Gewinne in den kommenden zwölf Monaten dürften solide M&A-Erträge aber den Spielraum für attraktive Aktienrückkäufe und Dividenden seitens der US-Investmentbanken stützen.

China: Geldpolitik unterstützt das Wachstum

Chinas Zentralbank (People’s Bank of China; PBoC) wird die Quoten für Pflichteinlagen, die chinesische Geschäftsbanken bei ihr halten müssen – die sogenannten Mindestreserven–, ab dem 15. Dezember von aktuell durchschnittlich 8,9 Prozent auf 8,4 Prozent absenken. Durch Ablösung gleichzeitig fällig werdender Kredite des Bankensektors bei der PBoC ist der Nettoeffekt der zusätzlichen Liquidität von umgerechnet rund 40 Milliarden US-Dollar zwar überschaubar; doch im Zusammenspiel mit dem jüngst aufgelegten Programm zur Subventionierung Grüner Investitionskredite sowie mit eingeführten Erleichterungen bei der Vergabe von Immobilienkrediten deutet sich ein zunehmend wachstumsstabilisierender Fokus der Geldpolitik ab. Flankierende fiskalpolitische Unterstützungen könnten Mitte Dezember auf dem Politbüro-Meeting beschlossen werden und die Binnennachfrage und das Wachstum in den kommenden Monaten insgesamt anregen. Der Abschwung des chinesischen Immobilienmarktes dürfte jedoch noch bis ins zweite Quartal anhalten – inklusive weiterer möglicher Zahlungsausfälle einiger Immobilienentwickler. Auch deshalb sollten sich Anleger zunächst auch von teilweise stärkeren Schwankungen an Chinas Kapitalmärkten nicht überraschen lassen.