In den USA werden die Arbeitsmarktdaten für November veröffentlicht, die Inflationsdaten für Polen überraschen erneut deutlich, und Südkoreas Exporte legen im November zu.
US-Arbeitsmarktdaten mit Überraschungspotenzial
Am heutigen ersten Freitag des Dezembers werden in den USA turnusmäßig die Arbeitsmarktdaten für November veröffentlicht. Vor der Sitzung der US-Notenbank Fed in der übernächsten Woche kommt diesen Zahlen besondere Bedeutung zu. Nach 531.000 neu besetzten Stellen im Oktober erwarten Volkswirte weitere 546.000 Stellen im November. Positive Überraschungen könnten dabei zu steigenden Renditen insbesondere kurzläufiger US-Staatspapiere führen. Denn die Investoren könnten ihre Erwartungen darüber anpassen, wann die US-Zentralbank ihre Zinsen zum ersten Mal anhebt. Dies sollte auch Konsequenzen für den Wechselkurs von Euro zu US-Dollar haben, der bei steigenden Renditen in den USA erneut fallen könnte. Von einem schwächeren Euro dürften insbesondere europäische Exportunternehmen profitieren. Mutige Anleger könnten die tieferen Index-Niveaus nutzen, um ihr Engagement in Aktien aus der Eurozone zu erhöhen.
Wachstumspotenzial bei Investitionen
Der Privatkonsum hat sich von den Pandemiefolgen vielerorts längst erholt – derweil hinken die Unternehmensinvestitionen weit hinterher. Schon vor Ausbruch der Coronavirus-Krise waren die Ausgaben für Maschinen und für andere Ausrüstungsgüter eher gering. Um den langfristigen Trend wieder zu erreichen, fehlen in den USA noch etwa fünf Prozent, in Deutschland sind es zehn Prozent und in Japan sogar 15 Prozent. Ich erwarte ein starkes Wachstum der Unternehmensinvestitionen, sobald die mit der Pandemie verbundene Unsicherheit nachhaltig abflaut. Die Rahmenbedingungen sind unverändert günstig: Dank einer starken Nachfrage sind die Produktionskapazitäten ausgelastet, und die finanziellen Voraussetzungen könnten angesichts niedriger Zinsen sowie hoher Liquiditätsreserven der Unternehmen kaum besser sein. Für Wachstumsimpulse sorgen zudem umfangreiche staatliche Infrastrukturprogramme, unter anderem für den klimaneutralen Umbau der Wirtschaft. Vor allem deutsche Maschinenbauer dürften wegen des hohen Exportanteils von 80 Prozent zu den Gewinnern eines globalen Investitionsbooms zählen.
Schwere Aufgabe für Polens Währungshüter
Vorläufige November-Schätzungen gehen von einem Anstieg der Konsumentenpreise in Polen um 7,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr aus. Das wäre ein deutlicher Anstieg gegenüber Oktober – als es 6,8 Prozent waren – und der vierte Monat in Folge, in dem die Inflation in Polen deutlich überrascht. Zwar hat die polnische Regierung jüngst Maßnahmen zur Eindämmung der Inflation wie beispielsweise gezielte Mehrwertsteuersenkungen angekündigt; der Effekt auf das Preisniveau dürfte jedoch relativ kurzlebig sein, da die meisten der Maßnahmen im Januar greifen und bereits im zweiten Quartal 2022 wieder auslaufen sollen. Damit dürften Polens Währungshüter auf ihrer nächsten Sitzung in der kommenden Woche keiner leichten Aufgabe gegenüberstehen: der anhaltend hohen Inflation möglicherweise mit einer weiteren Zinsanhebung entgegenzuwirken, ohne andererseits die durch die Omikron-Variante unsicherer gewordene wirtschaftliche Erholung der Wirtschaft zu gefährden. Das Kurspotenzial der Warschauer Börse halte ich bei einem für 2022 erwarteten Gewinnrückgang von knapp zwölf Prozent und einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von zwölf in den kommenden Monaten für gering.
Exporte stützen Südkoreas Wirtschaft
Südkoreas Exporte konnten im November um 32 Prozent gegenüber dem Vorjahr zulegen, nach einem Anstieg von 24 Prozent im Oktober. Die positive Entwicklung der Exporte – die mehr als 50 Prozent der Wirtschaftsleistung Südkoreas ausmachen – dürfte die zuletzt leicht rückläufige Wachstumsdynamik der südkoreanischen Wirtschaft im vierten Quartal stützen. Sollte die globale Nachfrage im kommenden Jahr erneut an Schwung gewinnen und sich die Lieferkettenprobleme entspannen, dürften davon auch Südkoreas Halbleiter- und Elektronikunternehmen profitieren. Diese machen zusammen mehr als die Hälfte der Marktkapitalisierung des südkoreanischen Aktienmarktes aus. Nach der schwungvollen Entwicklung in den vergangenen zwölf Monaten erwarte ich im kommenden Jahr jedoch sowohl für den Exportsektor als auch für die Gesamtwirtschaft moderatere Zuwachsraten.
Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 10,9 auf Basis der für 2022 erwarteten Gewinne ist die Börse Südkoreas momentan so günstig bewertet wie keine andere der größeren Schwellenländer Asiens, deren durchschnittliches KGV bei 13,7 liegt. Daher könnte die südkoreanische Börse für Anleger einen Blick wert sein.
