Der Greenback könnte angesichts einer restriktiveren US-Geldpolitik weiter aufwerten, für Wohneigentum in den USA wird immer mehr gezahlt, und Luxusgüter aus Europa erfreuen sich einer hohen Nachfrage.
Fed und EZB auf getrennten Wegen
Die gestern und vorgestern veröffentlichten Protokolle der jeweils letzten Notenbanksitzungen von EZB und Fed haben die Divergenzen in der Geldpolitik der beiden Währungsräume noch einmal offengelegt. Während in den USA die Möglichkeit diskutiert wird, die geldpolitische Unterstützung stärker zu reduzieren, ließ das Sitzungsprotokoll der EZB erkennen, dass selbst ein Ende des Notfallprogramms Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP) nicht gesichert ist. Das PEPP soll regulär im März 2022 auslaufen. Ich gehe davon aus, dass die geldpolitische Divergenz über die kommenden Wintermonate anhalten wird. Während sich die Wirtschaftsaktivität auch wegen der neu erlassenen Restriktionen in Europa weiter verlangsamt, gibt es dafür in den USA aktuell keine Anzeichen. Diese Divergenz dürfte sich insbesondere im Währungspaar Euro/US-Dollar widerspiegeln. Der Greenback könnte vor dem Hintergrund einer restriktiveren Geldpolitik weiter aufwerten. Für europäische Investoren bedeutet dieser Umstand, dass in US-Dollar denominierte Anlagen allein durch die Wechselkurswirkung weiter im Wert steigen könnten.
US-Wohnimmobilien: keine echte Entspannung
In den USA kostete eine Bestandswohnimmobilie im Oktober im Mittel 353.900 US-Dollar – 13 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Zwar nahmen die Verkäufe gegenüber dem Vormonat um knapp ein Prozent zu, von einer echten Entspannung auf dem US-Immobilienmarkt kann jedoch nicht die Rede sein. Interessenten, die zum ersten Mal eine Immobilie erwerben möchten, bekommen immer seltener den Zuschlag und werden zunehmend von Kapitalanlegern und Käufern von Zweitimmobilien verdrängt. Zusätzlich reduziert die anhaltende Knappheit von Baumaterial, Arbeitskräften und teilweise auch von Bauland das Angebot an Neubauten. Sorgen um eine abrupte Marktkorrektur ähnlich der vor 13 Jahren teile ich jedoch nicht. Immerhin hat der Anteil derer, die ihre neuen vier Wände komplett aus Eigenmitteln zahlen, gegenüber dem Vorjahr um fast ein Fünftel zugenommen. Darüber hinaus dürften im Laufe des kommenden Jahres abnehmende Materialengpässe und die Abarbeitung des Auftragsstaus das Angebot vor allem von Neubauten des unteren Preissegments sukzessive anheben. Und schließlich sollten tendenziell steigende US-Kapitalmarktzinsen einen Teil der aktuellen Immobiliennachfrage verdrängen und für eine insgesamt moderate Preisentwicklung sorgen.
Luxusmarken überraschen durch hohe Margen
Europäische Luxusmarken erfreuen sich weiterhin hoher Nachfrage. Im dritten Quartal lagen die Umsätze der Branche 28 Prozent höher als im Vorjahr und 17 Prozent über dem Niveau von 2019. Damit legten die Umsätze stärker zu als im zweiten Quartal. Verantwortlich war das anziehende Geschäft in den Bereichen Schmuck, Lederwaren und Mode, die von der Wiedereröffnung der Boutiquen im dritten Quartal profitiert haben. In der Berichtssaison überzeugten die Unternehmen insbesondere durch überraschend hohe Gewinnmargen. Die hohe Nachfrage nach Luxusgegenständen ermöglicht es den Konzernen zum Beispiel, gestiegene Material- und Produktionskosten an die Konsumenten weiter zureichen. Kunden nahe Fertigungsstandorte und langjährige, enge Beziehungen zu Lieferanten und Produzenten sorgen zudem dafür, dass die Lieferketten der Unternehmen bisher vergleichsweise wenig beeinträchtigt sind. Entsprechend sollte die Branche ihre Gewinne in den kommenden Jahren weiter steigern können. Anlegern rate ich jedoch dazu, bei der Titelauswahl die Bewertung zu beachten. Diese liegt bei vielen Unternehmen bereits sehr hoch und könnte die zukünftige Kursentwicklung bremsen.
Singapur: höhere Zinsen in Sicht
Singapur konnte im dritten Quartal mit einem Wirtschaftswachstum von 7,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr überzeugen. In den kommenden Monaten dürften Exportunternehmen des Verarbeitenden Gewerbes, insbesondere aus dem Bereich der Elektronik, von der weiterhin robusten Auslandsnachfrage profitieren. Die Reise- und Tourismusbranche könnte hingegen noch länger benötigen, sich vollends zu erholen – vor allem, wenn Reisebeschränkungen in Südostasien und Australien erneut ausgedehnt werden. Der spürbar gestiegenen Inflation begegnete die Zentralbank des Landes bereits im Oktober mit einer überraschenden geldpolitischen Straffung. Sollte der Preisdruck bei gleichzeitiger wirtschaftlicher Erholung in den kommenden Monaten anhalten, könnten weitere Maßnahmen folgen, mit tendenziell höheren Zinsen als Folge. Davon könnten Singapurs Banken profitieren, die knapp die Hälfte der gesamten Marktkapitalisierung des engen Aktienmarkts von Singapur ausmachen.
Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13 auf Basis der für 2022 erwarteten Gewinne ist Singapurs Börse relativ günstig bewertet. Insgesamt also gute Chancen auf im Jahresverlauf steigende Kurse, wenngleich Anleger wegen der noch unsicheren Pandemie- und Lieferkettenentwicklung zunächst mit Kursschwankungen rechnen sollten. Ein schrittweiser Einstieg könnte in diesem Umfeld eine interessante Strategie sein.
