Der ifo Geschäftsklimaindex gibt erneut nach, der Begriff „Metaversum“ ist an der Börse in aller Munde, und auch Schwellenländer Asiens leiden unter steigenden Inflationsraten.
Stimmung bei deutschen Unternehmen eingetrübt.
Der gestern für November veröffentlichte ifo Geschäftsklimaindex für Deutschland gab den fünften Monat in Folge nach. Erwartungskomponente und Beurteilung der Lage trugen gleichermaßen zu dem Rückgang bei. Die steigenden Coronavirus-Infektionszahlen und die anhaltenden Lieferschwierigkeiten wurden als Gründe für die im Vergleich zum Vormonat schlechtere Stimmung unter den Unternehmen genannt. Ich gehe davon aus, dass die Corona-Restriktionen vor allem dem Tourismussektor und dem Gastgewerbe weitere Umsatzeinbrüche bescheren könnten und sich damit die Stimmung gerade im Dienstleistungssektor insgesamt weiter eintrüben dürfte. Mit Blick auf die steigenden Infektionszahlen in Europa würde ich nur risikoaffinen Anlegern raten, ihr Aktienengagement in europäische Titel zum aktuellen Zeitpunkt zu erhöhen. Auch wenn der Konjunkturausblick für 2022 positiv ist, sind die kurzfristigen Aussichten aufgrund der erhöhten Wahrscheinlichkeit zusätzlicher einschränkender Maßnahmen gemischt.
Anlagemöglichkeiten im „Metaversum“
Der Begriff „Metaversum“ (Metaverse) ist seit der Umfirmierung eines US-Internetgiganten an der Börse in aller Munde. Seinen Ursprung hat die Bezeichnung im Science-Fiction-Roman „Snow Crash“ von Neal Stephenson aus dem Jahr 1992. Darin beschreibt es einen virtuellen dreidimensionalen Raum, den Nutzer als digitale Figuren betreten. Der Anwender schlüpft mithilfe moderner Technologien in die Haut seines Avatars, steuert diesen über eigene Bewegungen und nimmt die virtuelle Welt wie die reale war. In so eine „virtuelle Realität“ (VR) können geneigte Personen zwar heute schon eintauchen, beispielsweise im Rahmen von Videospielen. Das Konzept Metaversum geht jedoch darüber hinaus: Es verknüpft verschiedene Anwendungsfelder zu einem beständigen dreidimensionalen und für alle Nutzer synchronen Kosmos. Auf diese Weise soll das Metaversum unter anderem Möglichkeiten zum Einkaufen, zum Spielen, zum Arbeiten und zum Lernen bieten.
Die Wertschöpfungskette des Metaversums ist lang. Das Fundament bildet die digitale Infrastruktur rund um schnelles Internet und große Rechenkapazitäten. Auf der darüber liegenden Ebene folgen die Hersteller der zur Interaktion im Metaversum benötigten Geräte. Hierunter fallen Virtual-Reality-Brillen sowie Sensoren zum Erkennen von Bewegungen und Geräuschen. Die Entwicklung neuer Anwendungen, die Implementation von Einkaufsmöglichkeiten, Sport- und Musikveranstaltungen sowie Bezahlsystemen und deren jeweilige grafische Aufbereitung sind nur einige der vielen weiteren Bausteine. Entsprechend groß ist der adressierbare Markt. Analysten zufolge könnte allein der Umsatz mit VR-Brillen von geschätzt drei bis fünf Milliarden US-Dollar im Laufe der nächsten zehn Jahre um den Faktor 20 zulegen. Setzt sich das Metaversum durch, dürfte das sogar erst den Anfang markieren und weiteres rasantes Wachstum nach sich ziehen. Eine mögliche Marktreife des Metaversums ist aber ungewiss und sollte noch gut zehn Jahre in Anspruch nehmen.
Die Kursentwicklung der rund 40 bedeutendsten Konzerne der Branche bildet der Ball Metaverse Index ab. Dieser existiert seit Mitte Juni und hat seitdem vier Prozentpunkte weniger zugelegt als der NASDAQ-100.
Mit einem durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis von 36 auf Basis der erwarteten Gewinne in den kommenden zwölf Monaten werden die enthaltenen Unternehmen gleichzeitig um 20 Prozent teurer gehandelt als die Firmen im NASDAQ-100. Angesichts des langen Zeithorizonts und des noch ungewissen Erfolgs bewerte ich ein Investment in den Metaverse-Index als risikoreich. Interessierten Anlegern rate ich, günstigere Einstiegszeitpunkte abzuwarten. Diese könnten sich mit einem steigenden Renditeniveau ergeben.
Weniger Inflation in Asien
Auch die Schwellenländer Asiens leiden wegen der höheren Energiekosten unter steigenden Inflationsraten. Allerdings fiel der Anstieg meist wesentlich moderater aus als in anderen Regionen – lediglich in Pakistan und in Sri Lanka liegt die Preissteigerungsrate bei über fünf Prozent. Die Industrie in Asien ist weniger von Lieferengpässen betroffen, weil viele Zwischenprodukte vor Ort und vorrangig für heimische Abnehmer produziert werden. Auch sind aus diesem Grund die Transportwege kürzer, sodass Kapazitätsengpässe wie bei der Schiffsfracht kaum ins Gewicht fallen. Anders als in den USA und in Europa gibt es daher zum Beispiel nur geringe Preissteigerungen bei Neuwagen; in Südkorea, Taiwan und Thailand haben sie sich im Vorjahresvergleich sogar verbilligt. Da sich die Inflation im Zielbereich befindet, können die meisten Notenbanken ihre lockere Geldpolitik fortsetzen. Ein relativ günstiges Umfeld für Anleihen asiatischer Schwellenländer, die ich auch wegen der im Vergleich zu europäischen und US-amerikanischen Bonds höheren Verzinsung für interessant halte.
