Rund 550 Milliarden US-Dollar des US-Infrastrukturpakets sind für neue Investitionen in den kommenden fünf Jahren vorgesehen, der ungarische Aktienmarkt bekommt Gegenwind, und die türkische Notenbank senkt erneut den Leitzins.
USA: neue Infrastrukturinvestitionen geplant
Rund 550 Milliarden US-Dollar des jüngst verabschiedeten 1,2 Billionen US-Dollar schweren US-Infrastrukturpakets sind für neue Investitionen in den kommenden fünf Jahren vorgesehen; der Rest für die Fortführung bereits bestehender Infrastrukturverpflichtungen. Die zusätzlichen Mittel kommen vor allem dem Ausbau und der Modernisierung traditioneller Infrastrukturen zugute: Unter anderem sind rund 270 Milliarden US-Dollar für Straßen, Brücken, Eisenbahnen, Flughäfen und Häfen vorgesehen, und mit knapp 200 Milliarden US-Dollar sollen zu annähernd gleichen Teilen die Strom- und Wasserversorgung auf Vordermann gebracht sowie das Breitbandnetz ausgebaut werden. Weitere 28 Milliarden US-Dollar sind für Projekte der CO2-Speicherung und der Erzeugung sauberen Wasserstoffs reserviert. Mit 15 Milliarden US-Dollar werden die E-Mobilität und der Aufbau eines landesweiten E-Ladenetzes gefördert. Da der Investitionsplan jährlich steigende Beträge vorsieht, die erst 2026 ihren Höhepunkt erreichen werden, dürften sich Wachstumseffekte erst mittel- bis langfristig vollends entfalten. US-Unternehmen des Straßen- und Brückenbaus, Hersteller von Baumaschinen sowie Erbauer von Strom-, Wasser- und Glasfaserinfrastruktur könnten sich allerdings schon frühzeitiger über vollere Auftragsbücher freuen.
Ungarischer Aktienmarkt bekommt Gegenwind
Hohe Coronavirus-Infektionszahlen, eine staatliche Deckelung der Benzinpreise, steigende Zinsen und der schwelende Konflikt mit der EU bremsen den ungarischen Aktienmarkt. Kein Wunder, dass die Börse im November um bis zu sieben Prozent nachgegeben hat und Märkten in anderen Ländern hinterherläuft. Ungeachtet dessen halte ich ungarische Aktien weiterhin für interessant. Obwohl die Inflation im Oktober auf 6,5 Prozent gestiegen ist, hat die Notenbank mit Rücksicht auf die konjunkturelle Entwicklung die Leitzinsen zu Beginn dieser Woche nur vorsichtig angehoben. Das Wachstum sollte deutlich anziehen, sobald die Engpässe bei Halbleitern abnehmen und die für die ungarische Wirtschaft bedeutsame Autoindustrie wieder durchstarten kann. Für ungarische Aktien spricht aber vor allem die relativ günstige Bewertung. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt etwa fünf Prozent unter dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre und ist auch im Vergleich zu Märkten in anderen Ländern niedrig.
Türkische Lira im Sturzflug
Die türkische Notenbank senkte gestern erneut den Leitzins von 16 auf 15 Prozent, nachdem sie in den Vormonaten bereits zwei Zinssenkungen vorgenommen hatte. Zugleich wurde für Dezember eine weitere Lockerung der Geldpolitik nicht ausgeschlossen. Die hohe Inflationsrate – die im Oktober auf fast 20 Prozent geklettert ist – sehen die Notenbanker, die eine Teuerungsrate von fünf Prozent anstreben, als vorübergehend an. Die Türkische Lira verlor nach Bekanntgabe der Entscheidung zeitweise rund sechs Prozent zum US-Dollar. Seit Wochenbeginn hatte sie damit mehr als 13 Prozent nachgegeben, seit Jahresbeginn gut 33 Prozent zum US-Dollar und 28 Prozent zum Euro. Die anhaltende Abwertung der Türkischen Lira dürfte die Inflation weiter anheizen, da sie Rohstoffe und Importgüter verteuert, die in US-Dollar oder in Euro fakturiert werden. Mit zunehmender Besorgnis blicken viele Marktbeobachter auch darauf, dass infolge der Lira-Abwertung Fremdwährungsverbindlichkeiten einiger Unternehmen umgerechnet in Türkische Lira stark ansteigen, was die Bedienung der Schuld erschwert. Obgleich der Leitindex ISE 100 gestern auf ein Rekordhoch kletterte und innerhalb eines Monats um 20 Prozent zulegte, halte ich ein Engagement an den türkischen Aktienmärkten momentan für hochriskant.
Thailand: Tourismus treibt den Aktienmarkt
Die Performance thailändischer Aktien liegt seit Anfang Oktober in Euro bei knapp neun Prozent und ist gleichauf mit der des STOXX 600 – dies ist aber mehr dem thailändischen Baht als der Kursentwicklung der Aktien zu verdanken. Im gleichen Zeitraum wertete der Baht dem Euro gegenüber um gut fünf Prozent auf.
Ein Grund hierfür könnte der wieder anlaufende Tourismus sein. Anfang November endeten die Quarantänebestimmungen für Urlauber aus Niedrig-Risiko-Ländern; Hochrechnungen zufolge sollen in den ersten zehn Tagen bereits über 30.000 Touristen eingereist sein – mehr als das Doppelte des monatlichen Durchschnitts zwischen Juli und September. Da der Tourismus und die damit verbundenen Branchen etwa 20 Prozent der thailändischen Wirtschaftsleistung ausmachen, dürfte die Lockerung der weiteren Erholung zusätzlichen Schub verleihen. Bei steigendem Trend sind mittlerweile 53 Prozent der thailändischen Bevölkerung vollständig geimpft, sodass die Wahrscheinlichkeit erneuter Einschränkungen weiter abnehmen dürfte. Zwar sind thailändische Konzerne mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 17 auf Basis der erwarteten Gewinne in den kommenden zwölf Monaten gegenüber dem asiatischen Raum nicht günstig. Angesichts der erfreulichen Entwicklungen bin ich für den Nischenmarkt aber weiterhin positiv gestimmt.
