Aktien weisen bei einer steigenden Inflation meist eine relativ gute Performance auf, die Erdgaspreise bleiben volatil, und Japans Bruttoinlandsprodukt geht stärker als erwartet zurück.
Inflation bremst US-Aktien nicht aus
Aktien weisen bei einer steigenden Inflation meist eine relativ gute Performance auf. Dennoch dürften die Sorgen vor einer Korrektur wegen des sprunghaften Anstiegs der US-Verbraucherpreise auf inzwischen über sechs Prozent zunehmen. Tatsächlich lag das Kurs-Gewinn-Verhältnis von US-Aktien in den vergangenen 100 Jahren im Durchschnitt nur bei knapp 13, wenn die Inflation über sechs Prozent stieg – aktuell liegt es dagegen bei 22. Ich halte die heutige Situation aber kaum für vergleichbar. Denn in vorangegangenen Phasen einer stark steigenden Inflation hat die Fed die Zinsen meist sehr schnell erhöht. Dies hat die Konjunktur ausgebremst und die Gewinne sowie Bewertungen von Unternehmen unter Druck gesetzt. Dagegen dürfte die US-Notenbank dieses Mal trotz hoher Inflation noch einige Zeit am historisch niedrigen Leitzinsniveau festhalten. Gleichzeitig sorgt der Staat mit umfangreichen Fiskalpaketen für kräftige Wachstumsimpulse. Der Aufschwung in den USA dürfte damit intakt bleiben und den Aktien trotz relativ hoher Bewertung Rückenwind verschaffen, zumal die Inflation nicht lange auf dem aktuell sehr hohen Niveau bleiben sollte.
Erdgas bleibt volatil und teuer
Die hohe Volatilität an den europäischen Erdgasmärkten hält infolge divergierender Meldungen an. Der größte russische Anbieter erhöhte seine Produktion vom 1. bis zum 15. November gegenüber dem Vorjahr um 5,2 Prozent auf durchschnittlich 1,493 Milliarden Kubikmeter täglich – das höchste Niveau für diesen Zeitraum seit 2011. Gleichzeitig sanken aber die Exporte nach Westeuropa, in die Türkei und nach China um mehr als 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf nur noch 400 Millionen Kubikmeter pro Tag – ein Sieben-Jahres-Tief. Durch einen Kälteeinbruch in Russland hat dort die Heizperiode früher als gewöhnlich begonnen; zudem wurde bis zum 8. November das Auffüllen der dortigen Erdgasspeicher priorisiert, die nun Rekordstände erreichten. Immerhin weisen die russischen Erdgasexporte in die Europäische Union mit einer Zunahme von 260 Millionen Kubikmetern pro Tag zum 1. November auf 353 Millionen Kubikmeter pro Tag am 11. November eine steigende Tendenz auf. Nach der gestrigen Entscheidung der Bundesnetzagentur, die Zertifizierung der Ostseepipeline Nord Stream 2 vorerst auszusetzen, legten die Erdgas-Terminpreise um rund zehn Prozent zu. Leere Lager auch in Westeuropa und eine konkurrierende starke Nachfrage nach Flüssiggas auch aus Asien könnten für ein anhaltend hohes Preisniveau sorgen.
Gute Aussichten für Japan
Japans Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im dritten Quartal im Vorquartalsvergleich zwar mit minus 0,8 Prozent stärker als erwartet zurückgegangen; gegen Jahresende könnte das Wachstum aber dafür deutlich anziehen. Da inzwischen 75 Prozent der Bevölkerung ihre zweite Impfung gegen das Coronavirus erhalten haben und kaum mehr Neuinfektionen auftreten, wurde wie geplant die schrittweise Rückkehr zur Normalität eingeleitet. Laut einer aktuellen Befragung war die Lage im Dienstleistungssektor im Oktober so gut wie seit acht Jahren nicht mehr. Bemerkenswert ist, dass sich im Unterschied zu den meisten anderen Staaten zuletzt auch die Stimmung in der japanischen Industrie verbessert hat. Dies könnte auf einen Rückgang der Lieferengpässe im Land hindeuten.
Ich sehe daher eine gute Chance, dass die japanische Wirtschaft im laufenden Quartal in puncto Wachstum endlich zum Euroraum und zu den USA aufschließt. Das sollte auch dem Aktienmarkt auf die Sprünge helfen, zumal viele börsennotierte Unternehmen in Japan von einer wachsenden globalen Nachfrage profitieren.
Chinas Wirtschaft gewinnt an Schwung
In China verzeichnete die Industrieproduktion im Oktober einen Zuwachs von 3,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch die Einzelhandelsumsätze setzten ihre zuletzt positive Entwicklung mit einem Plus von saisonbereinigt 2,2 Prozent gegenüber dem Vormonat fort. Der Abwärtstrend am Immobilienmarkt hält dagegen mit einem Rückgang der Verkäufe um mehr als 20 Prozent gegenüber September an. Die Anlageinvestitionen blieben in den ersten zehn Monaten des Jahres mit einem Zuwachs von 6,1 Prozent leicht hinter den Erwartungen zurück. Das zuletzt schwache Kreditwachstum könnte in den kommenden Monaten auch durch gezielte stimulierende Maßnahmen Pekings wieder zulegen und über einen ins Positive drehenden Kreditimpuls das Wachstum treiben. Denn China benötigt rund elf Millionen neuer Arbeitsplätze – pro Jahr. Und Pekings politischer Führung dürfte viel daran liegen, dem Volk gegenüber im Jahr der angestrebten dritten Amtszeit Xi Jinpings als Staatspräsident „abzuliefern“. Das für 2022 erwartete Gewinnwachstum chinesischer Aktien liegt mit rund 15 Prozent über dem Durchschnitt asiatischer Schwellenländer von neun Prozent. Kurzfristig sollten Anleger jedoch weiterhin mit Kursschwankungen rechnen – auch wegen der bestehenden Unsicherheiten im Immobiliensektor.
