Der ifo Geschäftsklimaindex signalisiert einen durchwachsenen Start in das vierte Quartal, die US-Demokraten möchten bei den parteiinternen Verhandlungen ihres Fiskalpakets bis Freitag eine Einigung erzielen, und erste Daten aus Japan lassen auf eine erfreuliche Berichtssaison hoffen.
Deutsche Unternehmen werden skeptischer
Der ifo Geschäftsklimaindex hat gestern wie erwartet einen durchwachsenen Start der deutschen Volkswirtschaft in das vierte Quartal signalisiert: Das Konjunkturbarometer ist von 98,9 auf 97,7 Punkte im Oktober gefallen. Insbesondere die Erwartungskomponente ist erneut merklich zurückgegangen; die Unternehmen bewerten den Ausblick für die kommenden sechs Monate also deutlich skeptischer. Einzig der Sub-Index für das Bau-Hauptgewerbe hat sich zum Vormonat weiter verbessert. Auch ich glaube, dass wir noch eine Weile mit der sich abflauenden Wirtschaftsdynamik leben müssen. Da die derzeitigen Belastungsfaktoren wie die Lieferkettenprobleme bei wichtigen Vorprodukten, die Energieknappheiten und die ungewöhnlich hohen Preissteigerungsraten aber weitestgehend bekannt sind, führen solche negativen Nachrichten aktuell nur bedingt zu Verunsicherung an den Kapitalmärkten – solange sie von Investoren als vorübergehend interpretiert werden.
Höhere Steuerbelastungen für US-Unternehmen
Die US-Demokraten möchten bei den parteiinternen Verhandlungen ihres Fiskalpakets „Build Back Better Plan“ bis Freitag eine Einigung erzielen. Zuletzt hat neben Senator Joe Manchin insbesondere Senatorin Kyrsten Sinema Vorbehalte gegenüber dem Umfang und der Gegenfinanzierung des Entwurfs des Weißen Hauses geäußert. Um ihren Zuspruch zu gewinnen, scheint US-Präsident Joe Biden Medienberichten zufolge nun jedoch bereit, auf eine Erhöhung der Körperschaftssteuer zur Gegenfinanzierung des billionenschweren Pakets zu verzichten. Auch höhere Einkommens- und Kapitalertragssteuersätze für vermögende US-Bürger sind wohl vom Tisch. Beobachter gehen jedoch davon aus, dass die Steuerbelastungen der US-Unternehmen anderweitig steigen dürften: Etwa durch eine Anhebung der Abgaben auf Gewinne aus dem Ausland (GILTI), eine Mindeststeuer von 15 Prozent oder eine Abgabe auf Aktienrückkäufe. Wenngleich dies den Unternehmen unter dem Strich wohl ein paar Prozent ihrer Gewinne kosten dürfte, erwarte ich von der Verabschiedung des Fiskalpakets durchaus positive Impulse für den Markt, da die bisherige Ungewissheit hinsichtlich der Steuerbelastung ausgepreist werden kann.
Berichtssaison Japan: Unternehmen vermelden erfreuliche Ergebnisse
In der vergangenen Woche legten rund zehn Prozent der gut 2.000 Unternehmen des japanischen TOPIX Zahlen zum abgelaufenen Quartal vor. Die ersten Einblicke lassen trotz der Notstandssituation im dritten Quartal auf eine erfreuliche Berichtssaison hoffen. Während ein Drittel der Konzerne die Gewinnerwartungen der Analysten verfehlten, lagen gut 60 Prozent über den Schätzungen. Bei einem durchschnittlichen Gewinnwachstum von 17 Prozent pro Aktie gegenüber Vorjahr übertrafen die bisher verkündeten Profite die Analystenprognosen um vier Prozent. Positive Impulse lieferten Grundstoff-, Finanz- und IT-Konzerne; Immobilienunternehmen, Gesundheitskonzerne sowie Hersteller zyklischer Konsumgüter enttäuschten. Da sich die Gewinne unter dem Strich stärker entwickelten als die Umsätze, dürften die Unternehmen ihre Margen ausgeweitet haben. Dies wäre insbesondere mit Blick auf die erwartete konjunkturelle Erholung zum Jahresende sowie auf das geplante Fiskalpaket ein positives Signal für die zu erwartenden Gewinne in den kommenden Quartalen.
Teure Energie bremst mittel- und osteuropäische Länder nicht aus
Die gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise belasten auch die Schwellenländer Mittel-/Osteuropas. Polen, Tschechien und Ungarn sind in erheblichem Umfang auf Öl- und Gasimporte angewiesen. Insbesondere für Ungarn spielen Nettoimporte von Rohstoffen mit einem Anteil von 3,4 Prozent der Wirtschaftsleistung eine vergleichsweise große Rolle. Aber auch Polen und Tschechien hängen mit einem Anteil von 2,1 beziehungsweise 2,3 Prozent stark von ausländischen Zulieferungen ab.
Sorgen über die Entwicklung der Wirtschaft und Märkte in der Region mache ich mir deshalb aber nicht. Das Wachstum in den mittel- und osteuropäischen Ländern ist vergleichsweise hoch; gleichzeitig wiesen Polen und Tschechien zuletzt einen Leistungsbilanzüberschuss auf, während er im Falle Ungarns zumindest annähernd ausgeglichen war. Die gestiegenen Energiepreise werden somit kaum zu einem nennenswerten Defizit führen. Die Finanzmärkte und Währungen in der Region dürften weiterhin von einer stabilen Leistungsbilanz der Länder profitieren.
