Bundesbankpräsident Jens Weidmann tritt zurück, die Kurse von US-Staatsanleihen dürften vorerst unter Druck bleiben, und die Nachfrage nach Produkten „Made in Taiwan“ steigt.

Führungswechsel bei der Bundesbank

Nachdem Bundesbankpräsident Jens Weidmann seinen Rücktritt zum Jahresende verkündet hat, sind schnell Spekulationen um mögliche Nachfolger aufgekommen. Da möglicherweise eine „Ampel“-Koalition über die Besetzung der Position entscheidet, könnte die neue Bundesbankführung klima- und europapolitischen Belangen der Geldpolitik offener gegenüberstehen. Einen grundlegenden Kurswechsel in der Geldpolitik erwarte ich aber nicht. Die Befürworter niedriger Leitzinsen und umfangreicher Anleihekäufe – auch als „Tauben“ bezeichnet – sind im 25-köpfigen geldpolitischen Entscheidungsgremium der Europäischen Zentralbank (EZB) klar in der Mehrheit. Außerdem hat die EZB die lockere Geldpolitik im Rahmen ihrer neuen Strategie für einen längeren Zeitraum zementiert und entschieden, Klimaschutzaspekte beispielsweise beim Ankauf von Unternehmensanleihen stärker zu berücksichtigen. Unabhängig davon dürfte unter den EZB-Ratsmitgliedern die Erkenntnis wachsen, dass der bisherige Kurs angesichts eines wachsenden Inflationsdrucks nicht unbegrenzt fortgeführt werden kann. Bis zu einer Leitzinswende wird es aber noch eine Weile dauern – zinstragende Anlagen sind unter Renditegesichtspunkten damit weiterhin kaum interessant.

Weniger Nachfrage am US-Anleihemarkt

US-Bundesstaaten sowie deren Lokalregierungen haben vom US-Finanzministerium seit Pandemiebeginn im Frühjahr 2020 insgesamt 683 Milliarden US-Dollar an direkten Unterstützungen erhalten. Im selben Zeitraum stiegen deren Bestände an US-Schuldtiteln auf insgesamt rund eine halbe Billion US-Dollar an. Ein Großteil der direkten Unterstützungen dürfte also bis zur endgültigen Auszahlung an Unternehmen und Bürger in US-Staatsanleihen reinvestiert worden sein. Werden diese Wertpapiere in den kommenden Monaten sukzessive fällig, dann dürften die bisherigen Inhaber zunehmend als Nachfrager ausfallen, weil sie für die anstehenden Auszahlungen an Unternehmen und Haushalte entsprechende Barmittel vorhalten müssen. Die von vielen noch für dieses Jahr erwartete mögliche Reduzierung der Anleihekäufe durch die US-Notenbank um rund zehn Milliarden US-Dollar monatlich würde die Nachfrage zusätzlich schrittweise verringern. Parallel sollte das Angebot an US-Treasuries steigen, sobald das US-Finanzministerium nach einer politischen Einigung über die US-Schuldenobergrenze, den Haushalt 2021/22 und das Infrastrukturpaket die momentan eingeschränkte Emissionstätigkeit hochfährt. Die Kurse von US-Staatsanleihen dürften auch deshalb in den kommenden Monaten weiter unter Druck bleiben.

Taiwanische Produkte überraschend stark nachgefragt

Die weltweite Nachfrage nach Produkten „Made in Taiwan“ beschleunigte sich im vergangenen Monat entgegen den Analystenerwartungen und trotz ökonomischen Gegenwinds insbesondere aus China. Die Exportaufträge stiegen im September um 26 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf ein Allzeithoch von umgerechnet rund 63 Milliarden US-Dollar – erwartet worden war lediglich ein Plus von 17 Prozent. Die gegenüber dem Vormonat gestiegenen Ausfuhraufträge für Technologie- und Nicht-Technologieprodukte überzeugten mit saisonbereinigten Zuwächsen von 1,5 beziehungsweise 2,7 Prozent. Die Aufträge für Maschinenlieferungen ins Ausland nahmen gegenüber August ebenfalls um saisonbereinigt 1,0 Prozent zu. Letztere deuten zudem auf eine positive Entwicklung der globalen Investitionstätigkeit hin. Fast ein Drittel der Septemberaufträge stammte von US-Unternehmen, gefolgt von Firmen aus China und aus Hongkong. Die Bestellungen aus Europa stiegen gegenüber dem Vorjahr um 53 Prozent auf 13,5 Milliarden US-Dollar. Mit Blick auf das kommende Jahr unterstützt das starke und breit angelegte Wachstum des taiwanischen Exportsektors die robusten Aussichten für den asiatischen und globalen Handel sowie für ein weiterhin dynamisches Wachstum asiatischer Exportunternehmen.
Kupferknappheit sorgt für Preissprung am Kupfermarkt kommt es momentan zu starken Preisausschlägen. Einer der Gründe hierfür liegt im Rückgang der Lagerbestände an der Londoner Metallbörse (London Metal Exchange, kurz LME), der global führenden Börse für Kontrakte auf Industriemetalle. Deren Bestände sind seit Anfang September um 90 Prozent und auf das tiefste Niveau seit 1974 gesunken. Gerade einmal 14.150 Tonnen Kupfer werden noch an der LME gelagert; 25 Millionen Tonnen werden weltweit pro Jahr verarbeitet. Auch an anderen Börsen und in privaten Lagerhäusern leeren sich die Lager rapide; in Schanghai fielen die Bestände auf ein Zwölf-Jahres-Tief. Die akute Knappheit an verfügbarem physischem Kupfer hatte zur Folge, dass der Preis für sofort verfügbares Kupfer am Montag zum Börsenschluss um 1.100 US-Dollar je Tonne teurer gehandelt wurde als Kupfer zur Lieferung in drei Monaten, welches bei rund 10.300 US-Dollar je Tonne den Besitzer wechselte.
Ein Rekordaufschlag, normalerweise ist die Spanne zwischen beiden Preisen gering. An den Rohstoffmärkten gibt es solche Phasen akuter Angebotsknappheit immer mal wieder. Meist normalisieren sich die Märkte aber schnell, sodass ich nicht überrascht wäre, wenn sich die Situation bei Kupfer bald wieder entspannt.