Auch Großbritannien ist stark von den haussierenden Erdgaspreisen betroffen, die anstehende Berichtssaison der europäischen Automobilbranche wirft ihre Schatten voraus, und bei Investitionen in den Aktienmarkt Indonesiens ist in den kommenden Monaten Vorsicht angebracht.

Inflation in Großbritannien zieht an

Auch Großbritannien ist stark von den haussierenden Erdgaspreisen betroffen. Schätzungen gehen davon aus, dass die Heizkostenabrechnungen für dieses Jahr um 25 bis 30 Prozent steigen könnten. Wenn diese um den April herum fällig werden, könnte dies eine Inflationsrate von 4,5 Prozent oder mehr zur Folge haben. Die Bank of England scheint die steigenden Inflationsraten und -erwartungen zur Kenntnis zu nehmen. Zwei Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses inklusive Gouverneur Andrew Bailey äußerten sich am Wochenende, dass sie die Entwicklung genau beobachten. Hatten die Marktteilnehmer zuvor einen ersten Zinsschritt der Bank of England im Februar 2022 erwartet, wird dieser nun bereits für Dezember 2021 eingepreist. Innerhalb eines Monats sind die Renditen zehnjähriger britische Staatsanleihen von 0,75 bis auf rund 1,2 Prozent angestiegen und die Renditen zweijähriger Bonds von 0,25 auf knapp 0,60 Prozent, was deutlich dynamischer ist als in den anderen G7-Ländern. Das Pfund Sterling wertete infolge der Zinsphantasie auf. An den Aktienmärkten dürften Finanzinstitute von den steigenden Kapitalmarktzinsen profitieren.

Berichtssaison Europa: Automobilbranche unter Druck

Die anstehende Berichtssaison der europäischen Automobilbranche wirft ihre Schatten voraus. Während einige Zulieferer mit Verweis auf Lieferengpässe bei Halbleitern, teure Rohstoffe und hohe Frachtkosten bereits Gewinnwarnungen herausgegeben haben, hoben einzelne Autobauer ihre Gewinnprognosen sogar an. Entsprechend unterschiedlich dürften die Geschäftsberichte der Unternehmen ausfallen. Es ist offensichtlich, dass Autobauer durch Preisanhebungen ihre Margen eher bewahren können als Zulieferer, die über deutlich weniger Preissetzungsmacht verfügen und im Vorjahres- sowie Vorquartalsvergleich Gewinneinbußen vermelden dürften. Diese sollten vom Markt jedoch bereits eingepreist sein. Bei den Autobauern dürfte der Anlegerfokus vor dem Hintergrund weltweiter Produktions- (minus 18 Prozent ggü. Vorjahresquartal) und Umsatzrückgänge (minus fünf Prozent) im dritten Quartal auf dem Fixkostenmanagement liegen. Aktien von Unternehmen, die hier positiv überraschen, könnten nach den Quartalsberichten Schub erfahren.

Investmentbanken auf Erfolgskurs

Global blicken Investmentbanken mit einer 22-prozentigen Einnahmensteigerung gegenüber dem Vorjahr auf ein erfolgreiches drittes Quartal zurück. Besonders die Geschäfte mit Unternehmensfusionen und -übernahmen (Mergers & Acquisition; M&A) sowie mit dem Arrangement von Krediten brummten und legten im Vergleich zum Vorjahresquartal um 100 Prozent beziehungsweise um 85 Prozent zu. Die Anleihen- und Eigenkapitalmarktgeschäfte büßten hingegen wegen der hohen Vergleichswerte des Vorjahres um jeweils 13 und 9 Prozent ein. Die Pandemie hatte im Jahr 2020 zu einem hohen Liquiditätsbedarf vieler Unternehmen geführt und damit zum starken Ergebnis dieser Segmente beigetragen. Insgesamt ist das Jahr 2021 nach nur neun Monaten mit knapp 90 Milliarden US-Dollar bereits so ertragreich wie das gesamte Vorjahr. Vorausschauend erwarte ich angesichts der nachlassenden globalen Konjunktur nicht, dass das Einnahmenwachstum der Investmentbanken mit ähnlich großen Schritten voranschreitet. Nichtsdestotrotz halte ich die Aktien der zehn umsatzstärksten Investmentbanken dieser Welt mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13 auf Basis der erwarteten Gewinne in den kommenden zwölf Monaten für interessant bewertet.

Vorsicht bei indonesischen Aktien

Seit seinem Jahrestief Mitte Mai hat Indonesiens Aktienmarkt gut 21 Prozent in Euro zugelegt, immerhin rund drei Mal so viel wie der Schnitt der anderen Schwellenländer Asiens (China ausgenommen).
Trotz einer ab Juli grassierenden zweiten Coronavirus-Welle, der die Regierung mit strengen Kontakt- und Reisebeschränkungen begegnete, könnte sich die im zweiten Quartal begonnene wirtschaftliche Erholung im dritten Quartal fortgesetzt haben. Dafür sprechen auch die im August stark gestiegenen Exporte, die im September vor allem durch hohe Rohstoffpreise weiter gewachsen sein dürften. Dennoch rate ich bei Anlagen in den engen Aktienmarkt Indonesiens in den kommenden Monaten zur Vorsicht. Die anhaltenden Unsicherheiten hinsichtlich der wirtschaftlichen Erholung Chinas könnten die Wachstumsdynamik Indonesiens stärker als bisher erwartet dämpfen. Außerdem ist Indonesiens Kapitalmarkt anfällig für Kapitalabflüsse: Mehr als 30 Prozent der Staats- und Unternehmensanleihen werden von ausländischen Investoren gehalten. Diese könnten bei möglichen Korrekturen an den internationalen Finanzmärkten ihre Positionen kurzfristig in „sichere Häfen“ abziehen – mit negativen Auswirkungen, auch für Indonesiens Börse.