Der Arbeitsmarkt in den USA bietet derzeit kein klares Bild, Chinas Urlauber zeigten sich konsumfreudig, und US-Energieaktien könnten ihren Aufschwung fortsetzen.

US-Arbeitsmarktbericht: Löhne steigen deutlich

Keine eindeutige Botschaft hielt der US-Arbeitsmarktbericht für die Märkte bereit. Außerhalb der Landwirtschaft hat die US-Wirtschaft im September 194.000 neue Arbeitsplätze geschaffen, erwartet wurden 500.000 neue Stellen. Allerdings wurde die Beschäftigungsentwicklung der beiden Vormonate um insgesamt 169.000 Stellen nach oben revidiert. Über den Erwartungen lag der Anstieg der durchschnittlichen Stundenlöhne, die sich gegenüber dem Vormonat um 0,6 Prozent erhöhten, gegenüber dem Vorjahresmonat sogar um deutliche 4,6 Prozent. Zudem fiel die Arbeitslosenquote gegenüber August um 0,4 Prozentpunkte auf 4,8 Prozent, prognostiziert wurde ein wesentlich geringerer Rückgang auf 5,1 Prozent. Die Zahl der Arbeitslosen fiel um 710.000 auf 7,7 Millionen. Zum Vergleich: Vor der Pandemie hatte die Arbeitslosenquote 3,5 Prozent betragen, was etwa 5,7 Millionen Arbeitslosen entsprach. In unmittelbarer Reaktion auf diese Zahlen gaben die US-Kapitalmarktzinsen und der US-Dollar etwas nach. Der Arbeitsmarktbericht sollte die US-Notenbank jedoch nicht daran hindern, auf der kommenden Sitzung am 3. November den Ausstieg aus der weiterhin sehr expansiven Geldpolitik weiter voranzutreiben.
Seit Juli hat der MSCI „Emerging Markets“ Lateinamerika Index in Euro im Schnitt rund zwölf Prozent verloren und ist damit knapp fünf Prozent schlechter gelaufen als der Durchschnitt der Schwellenländer weltweit. Besonders stark fiel mit einem Minus von fast 19 Prozent die Korrektur der brasilianischen Börse aus, mit einem an der Marktkapitalisierung gemessenen Indexanteil von 60 Prozent das absolute Schwergewicht Lateinamerikas. Das für die kommenden zwölf Monate erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt mit 7,0 deutlich unter dem Zehn-Jahres-Mittel von 11,0 sowie unter der Bewertung der Börsen in Mexiko (14,5) und Chile (12,5). Die Gewinnrendite brasilianischer Aktien ist entsprechend auf 14 Prozent gestiegen, während brasilianische Staatsanleihen selbst bei zehnjähriger Restlaufzeit mit „nur“ elf Prozent rentieren.
Dieser Vorsprung könnte jedoch künftig abnehmen. Mögliche Ursachen hierfür wären weitere Zinsanhebungen der Notenbank noch in diesem Jahr, nachdem die Inflationsrate im September auf 10,2 Prozent gestiegen ist, und überraschende Gewinnwarnungen brasilianischer Unternehmen. Aktuell dürfte für 2022 ein Gewinnrückgang von zwölf Prozent eingepreist sein. Ein schrittweiser Einstieg in brasilianische Aktien könnte in diesem Umfeld dennoch Chancen bieten.

China: schmaler Silberstreif am Horizont

In China ist der Einkaufsmanagerindex des Dienstleistungssektors im September von 46,7 im Vormonat auf 53,4 Punkte gesprungen und liegt nun wieder über der Expansionsschwelle von 50 Punkten. Positiv stimmen auch Verkaufszahlen der „Golden Week“, einer landesweiten Urlaubswoche, die die Chinesen traditionell zum Reisen und für Einkäufe nutzen. Zwar blieben die Tourismusausgaben infolge teilweise immer noch geltender Reisebeschränkungen rund 60 Prozent unter ihrem Vor-Coronavirus-Niveau. Aber zumindest der Einzelhandel dürfte von den zum Teil prall gefüllten Portemonnaies chinesischer Konsumenten profitiert haben. Beispielweise wurden vom 1. bis 6. Oktober allein in neun Duty-Free-Shops in der südlichen Inselprovinz Hainan umgerechnet rund 250 Millionen US-Dollar umgesetzt, ein Zuwachs von 75 Prozent gegenüber 2020 und mehr als viermal so viel wie 2019. Ein schmaler Silberstreif an Chinas Konsum-Horizont. Aus Anlegersicht überwiegen dennoch weiterhin die Risiken, zum Beispiel die anhaltende Stromkrise und Lieferengpässe bei Halbleitern sowie die unsichere Liquiditätslage einiger Immobilienentwickler, die mittlerweile zu massiven Kursverlusten asiatischer Hochzins-Anleihen geführt hat. Bei Anlagen in chinesische Kapitalmärkte rate ich daher weiterhin zu Vorsicht.

US-Energiekonzerne bleiben interessant

Nach einem guten Jahresstart dümpelten die Aktien von US-Energiekonzernen über eine längere Zeit vor sich hin. In den vergangenen Wochen konnten sie endlich wieder ordentliche Kursgewinne verbuchen – mit einer Performance von aktuell 53,1 Prozent haben Energiewerte den Gesamtmarkt, den S&P 500, in diesem Jahr weit hinter sich gelassen. Ich sehe für das Segment trotzdem noch Aufwärtspotenzial. Energiekonzerne zählen in einem Umfeld steigender Inflationsraten und Zinsen meist zu den Outperformern. Die Öl- und Erdgaspreise könnten auf kurze Sicht noch weiter zulegen und die Erträge der Unternehmen stützen. Interessant sind US-Energiewerte aber vor allem wegen ihrer günstigen Bewertung. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt aktuell bei nur gut 13 und damit 26 Prozent niedriger als im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Auf längere Sicht spielt aber die richtige Auswahl der Aktien eine wichtige Rolle, da auch in den USA viele Unternehmen wegen der Energiewende vor großen Herausforderungen stehen.