Die Industrieproduktion in Deutschland liegt weiterhin unter Vorkrisenniveau, in den USA wurden dieses Jahr bereits 5,7 Millionen neue Autos verkauft, und die Notenbank Malaysias halbiert ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr.

Deutschland: Industrieproduktion weiterhin unter Vorkrisenständen

Die Industrieproduktion in Deutschland stieg um nur ein Prozent, obwohl die Auftragseingänge der Industrie zuletzt mit 3,4 Prozent stärker stiegen als erwartet worden war. Die Produktion liegt damit immer noch 5,5 Prozent unter dem Vorkrisenniveau. Ein Grund dürfte im Materialmangel zu finden sein: 69 Prozent der Unternehmen klagten laut ifo-Institut im August über Probleme bei der Beschaffung von Rohstoffen oder Vorprodukten – im Juli waren es noch 63,8 Prozent der Firmen. Besonders betroffene Branchen sind die Automobilindustrie mit 91,5 Prozent, elektronische Ausrüstungen mit 84,4 Prozent und die Möbelindustrie mit 86,2 Prozent.
 
Zwar ist die Inflation im August bereits auf 3,9 Prozent gestiegen; infolge der Engpässe kündigen aber zunehmend Unternehmen Preiserhöhungen an. Die Warnung von Bundesbankpräsident Jens Weidmann vor den Risiken einer höheren Inflation könnte tatsächlich Wirklichkeit werden.

USA: Automarkt boomt

5,7 Millionen neue Autos wurden in den USA dieses Jahr verkauft – rund 20 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Dennoch blieben die Verkäufe im August knapp 12 Prozent hinter denen des Vorjahres zurück. Vor allem der Mangel an Halbleitern ist hierfür verantwortlich und belastete die Aktienkurse US-amerikanischer Hersteller in den vergangenen Monaten. Dass diese Entwicklung von der Angebotsseite herrührt, bestätigen die Gebrauchtwagenpreise – diese waren im Juni 45 Prozent höher als im Vorjahr. Der Vorschlag der Regierung zur Subventionierung von E-Autos dürfte im Falle einer Bewilligung zusätzliche Nachfrage generieren. Geht es nach US-Präsident Joe Biden, sollten vor allem Produzenten mit gewerkschaftlich organisierter Belegschaft – also die alteingesessenen US-Autokonzerne – von den Förderungen profitieren. Da ich den Chipmangel für temporär erachte, könnte die Umsetzung des Vorhabens weiteren Rückenwind für US-amerikanische Autohersteller bieten. Diese sind mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von durchschnittlich sieben auf Basis der erwarteten Gewinne des Jahres 2022 im Vergleich zum breiten US-Aktienmarkt günstig bewertet.

Anleihen: US-Renditen gestützt

Die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen sind seit Anfang Juli von 1,48 auf 1,33 Prozent gefallen.
 
Einige Treiber dieser für viele überraschenden Entwicklung scheinen jedoch in den vergangenen Wochen gedreht zu haben: Die Wirksamkeit der Impfstoffe gegen die Delta-Variante des Coronavirus dürften die befürchteten negativen wirtschaftlichen Auswirkungen auch in den USA abschwächen. Der US-Einkaufsmanager-Index des Verarbeitenden Gewerbes bewegt sich trotz eines leichten Rückgangs gegenüber dem Vormonat im August mit 61 Punkten weiterhin auf historisch hohem Niveau. Die momentan stark reduzierten Treasury-Neuemissionen sollten mit Festsetzung einer neuen US-Schuldenobergrenze eine spürbare Reaktivierung erfahren – mit möglichen Abschlägen bei Anleihekursen als Folge. Der Weg der politischen Einigung, für die die Biden-Regierung zumindest im Senat auf Stimmen der Republikaner angewiesen ist, könnte allerdings zäh und holperig werden – spürbare Rücksetzer an den Börsen inklusive. Aktienanleger könnten diese zum Einstieg nutzen.

Malaysia: Aufholpotenzial am Aktienmarkt

Malaysia ist eines der Länder, die 2021 am härtesten von der Covid-19-Pandemie betroffen waren. Deshalb halbierte die Notenbank erst kürzlich ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr auf drei bis vier Prozent. Allerdings könnte Malaysia nun das Schlimmste hinter sich haben: Der Vorschlag des Finanzministers Tengku Zafrul Aziz, die Schuldenobergrenze von 60 auf 65 Prozent des Bruttoinlandsprodukts anzuheben, deutet auf zusätzliche fiskalische Stimuli hin. Der Leitzins bleibt auf Sicht mit 1,75 Prozent auf einem rekordniedrigen, die Wirtschaft stimulierenden Niveau. 88 Prozent der erwachsenen Bevölkerung sind einfach, 68 Prozent doppelt gegen Covid-19 geimpft. Seit Anfang August fließt nun auch wieder nennenswert ausländisches Kapital nach Malaysia, zudem liegen die Exporte des Landes deutlich über dem Niveau von 2019. Der Leitindex FTSE Bursa Malaysia KLCI fiel noch Anfang August auf ein Jahrestief, gewann seitdem aber gut sechs Prozent hinzu. Er könnte nun weiteres Potenzial besitzen, wenngleich Analysten nach einem Gewinnwachstum pro Aktie von knapp 60 Prozent in diesem Jahr für 2022 aktuell nur ein gleichbleibendes Niveau erwarten.