Die Europäische Union begibt zur Finanzierung des Wiederaufbaufonds Anleihen über 45 Milliarden Euro, der britische Leitindex ist verglichen mit den Leitindizes der großen Industrieländer weltweit der günstigste, und Aktien europäischer Minen- und Bergbaukonzerne sind in den vergangenen sechs Monaten um fünf Prozent gestiegen.

Markt für EU-Anleihen wächst schnell

Die Europäische Union (EU) hat zur Finanzierung des Wiederaufbaufonds bereits Anleihen über 45 Milliarden Euro begeben. Bis Jahresende dürften noch einmal 35 Milliarden Euro hinzukommen, darunter auch ein erster Green Bond der Gemeinschaft. Sollte der Finanzrahmen des Wiederaufbaufonds voll ausgeschöpft werden, dürfte die EU in den kommenden Jahren weitere Anleihen im Volumen von mehreren Hundert Milliarden Euro begeben. Sie würde ihre Position als mit Abstand wichtigster supranationaler Schuldner im Euroraum damit ausbauen. Sorgen vor einer Belastung der Kurse durch die Flut neuer Bonds mache ich mir nicht. Die Europäische Zentralbank (EZB) kauft jeden Monat supranationale Anleihen im Volumen von etwa 8,5 Milliarden Euro, rein rechnerisch könnten damit alle weiteren bis Jahresende neu begebenen EU-Bonds erworben werden. Auch wegen der geldpolitischen Unterstützung haben sich die Kurse supranationaler Anleihen besser entwickelt als die von Staatsanleihen im Euroraum, seit Mitte Juni der erste Bond im Rahmen des Wiederaufbaufonds begeben wurde. Sollten die Zinsen im Euroraum allgemein steigen, sind allerdings auch supranationale Anleihen nicht vor Kursverlusten geschützt.

FTSE 100 günstig bewertet

Der britische FTSE 100 ist unter den Leitindizes der großen Industrieländer weltweit der günstigste. Seit Jahresbeginn ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis für die erwarteten Gewinne im laufenden Jahr sogar von 15 auf 13 gefallen, da die Analysten ihre Gewinnprognosen um fast 25 Prozent angehoben haben, der FTSE 100 jedoch nur um rund zehn Prozent zugelegt hat. Damit ist der Index derzeit niedriger bewertet als im Schnitt der vergangenen zehn beziehungsweise 25 Jahre.
 
Die Dividendenrendite liegt zudem bei über vier Prozent. Dies macht britische Aktien für Substanzwertanleger interessant. Auslöser für eine Aufholjagd des FTSE 100 könnten Ankündigungen weiterer Konjunkturprogramme der Regierung im Oktober, ein möglicher Anstieg der Kapitalmarktzinsen und eine Konjunkturerholung Virus-geplagter Schwellenländer in den kommenden Monaten sein. Wegen der hohen Gewichtung von Finanzwerten, zyklischen Sektoren und multinationalen Konzernen sollte der FTSE 100 auf diese Faktoren stärker reagieren als andere Indizes.

Europa: Minen- und Bergbaufirmen gebremst

Während der STOXX 600 in den vergangenen sechs Monaten zwölf Prozent zugelegt hat, sind Aktien europäischer Minen- und Bergbaukonzerne nur um fünf Prozent gestiegen. Fallende Preise für Rohstoffe wie Eisenerz, Sorgen um die Abschwächung des chinesischen Wirtschaftswachstums und mehrere Streiks von Minenarbeitern dürften für die Underperformance verantwortlich sein. Mittlerweile wird der Sektor nur noch mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von acht gehandelt – der Abschlag zum Gesamtmarkt liegt bei über 50 Prozent. Ich halte den Sektor weiterhin für interessant, weil die Unternehmen ihre Ausgabendisziplin der vergangenen Jahre fortsetzen und auf absehbare Zeit kaum neue Bergbauprojekte beginnen dürften. Diese Strategie hat zwar langfristig Rückschlagpotenzial, kurzfristig sorgt sie jedoch für ein strukturelles Unterangebot an den Märkten für Industriemetalle und entsprechend hohe Preise. Die Nachfrage nach solchen Grundstoffen dürfte auf absehbare Zeit hoch bleiben, da für den Ausbau Erneuerbarer Energien sowie für die Modernisierung der Infrastruktur große Mengen Kupfer, Stahl sowie Aluminium benötigt werden. Minen- und Bergbautitel zeichnen sich zudem durch eine durchschnittliche Dividendenrendite von 7,5 Prozent aus.

Bitcoin auf Achterbahnfahrt

Der Bitcoin wurde im zwölften Jahr seiner Existenz am Dienstag erstmals als gesetzliches Zahlungsmittel anerkannt, und zwar in El Salvador. Dies erfolgte allerdings unter Schwierigkeiten: Die sogenannte Kryptowährung stürzte um bis zu 17 Prozent ab, nachdem die Regierung in der Hauptstadt San Salvador ihr Bitcoin-Wallet vorübergehend abschalten musste, um technische Probleme zu beheben. Immerhin konnte die Regierung den Preissturz nutzen, um weitere 150 Bitcoin zu erwerben, sodass sie nun insgesamt 550 Bitcoin im Gegenwert von aktuell rund 26 Millionen US-Dollar besitzt. Bürger El Salvadors können sich nun das Wallet „Chivo“ herunterladen, das zum Start mit Bitcoin im Gegenwert von 30 US-Dollar pro Person befüllt wurde. Geschäfte und Dienstleister des Landes müssen ebenso wie der Staat bei Steuerzahlungen Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptieren. Obgleich 70 Prozent der Bevölkerung ihre finanziellen Transaktionen weiterhin mit US-Dollar abwickeln wollen, könnten Kryptowährungen mittelfristig von diesem Experiment profitieren. Die heftigen Kursschwankungen dürften die Zweifel an der Eignung von Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel jedoch nicht geringer werden lassen.