Die EZB tagt am Donnerstag, die Gewinne europäischer Automobilhersteller sprudeln, und Japan ist bei der Wasserstoffforschung globaler Technologievorreiter.

EZB könnte Anleiheankäufe drosseln

Die Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag könnte mit Blick auf die schnell steigende Inflation sowie die gleichzeitig stockende Konjunkturerholung interessant werden. Zwar erwarte ich noch keine Straffung der Geldpolitik im Euroraum – die Anzeichen für eine baldige Verlangsamung der Anleihekäufe im Rahmen des Pandemie-Nothilfeprogramms PEPP könnten aber zunehmen. Seit Beschleunigung der Ankäufe im April 2021 liegt das monatliche Volumen bei rund 80 Milliarden Euro, seit Beginn des Programms im März 2020 wurden Bonds im Volumen von kumuliert 1.272 Milliarden Euro erworben. Selbst wenn die EZB das Volumen wieder auf etwa 60 Milliarden Euro wie zu Jahresbeginn zurückfährt, sollten sich die Auswirkungen am Markt in Grenzen halten. Denn die Euro-Länder werden dank rückläufiger Defizite weniger neue Anleihen begeben, sodass auch das Angebot an Staatsanleihen langsamer wächst. Trotzdem könnten die Renditen im Euroraum steigen, da der Markt geringere EZB-Ankäufe als Beginn des Ausstiegs aus der Krisenpolitik interpretieren dürfte und die Diskussion um ein weiteres Zurückfahren der Anleihekäufe angeheizt würde.

Automobilsektor: Analysten skeptisch

Die Gewinne europäischer Automobilhersteller sprudeln – trotz Halbleiterknappheit, Produktionsstillständen und zeitweise geschlossener Autohäuser. Im ersten Halbjahr lagen die Gewinne vor Steuern und Zinsen bei mehr als 39 Milliarden Euro. Dies ist auch auf die verbesserte Profitabilität der Unternehmen zurückzuführen. Im Schnitt beträgt ihre Marge aktuell rund neun Prozent – etwa zwei Prozentpunkte mehr als im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Der Markt scheint jedoch noch nicht überzeugt, dass die Branche auch in der Zukunft ähnlich hohe Gewinne erwirtschaften kann. Seit Jahresbeginn ist das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis europäischer Automobilkonzerne um mehr als 20 Prozent auf 6,6 gefallen. Damit werden Auto-Aktien derzeit nur wenig höher bewertet als während der Eurokrise 2011/2012, als die Branchengewinne innerhalb von zwei Jahren um circa 25 Prozent einbrachen. Diese Einschätzung der Aussichten halte ich jedoch für zu pessimistisch. Für entsprechend risikobereite Anleger könnten Autoaktien weiterhin interessant sein.

Japan Vorreiter in der Wasserstoffforschung

Japan erforscht die Nutzung von Wasserstoff als Energieträger schon seit Langem und ist deshalb heute globaler Technologievorreiter. Seit dem Jahr 2000 wurden in Japan 16.000 Patente im Bereich Wasserstoff und Brennstoffzellen beantragt – mehr als in den USA (ca. 10.000) und als in Deutschland (ca. 5.000) zusammen. Damit das Know-how mehr Anwendung findet, hat die japanische Regierung im Mai umgerechnet mehr als drei Milliarden Euro für die Entwicklung einer Wasserstofflieferkette sowie für die Errichtung einer Produktionsstätte für Grünen Wasserstoff bereitgestellt. Gleichzeitig verstärken auch die Unternehmen ihre Aktivitäten in diesen Bereichen. In Namie, Fukushima, wird die weltweit größte Produktionsanlage für Grünen Wasserstoff betrieben. Automobilunternehmen nutzen in Japan Wasserstoff als Treibstoff für ihre Produktionsfahrzeuge wie Gabelstapler. In den kommenden Jahren dürfte Wasserstoff weiter an Bedeutung gewinnen. Involvierte Konzerne aus den Sektoren Automobil, Chemie, Versorger und Transportwesen dürften hiervon besonders profitieren können.

Zinsanhebung in Chile

Die Wirtschaft in Chile erholt sich sehr stark: Die Notenbank des Landes erwartet für 2021 ein Wirtschaftswachstum von 10,5 bis 11,5 Prozent sowie eine Inflationsrate von 5,7 Prozent zum Jahresende. Letztere läge weit über dem Inflationsziel von drei Prozent. Die Währungshüter überraschten die Märkte vergangene Woche, indem sie den Leitzins stärker als erwartet um 0,75 Prozentpunkte anhoben. Weitere Zinsschritte werden folgen, was die Wirtschaft aber wegen der – insbesondere dank der anhaltend hohen Preise des Hauptexportgutes Kupfer – robusten Erholung nicht aus der Bahn werfen dürfte.
 
Im Vorfeld der für den 21. November geplanten landesweiten Wahlen werden die chilenischen Wähler zudem von einer spendablen Fiskalpolitik umgarnt. Auch legen die Löhne noch stärker zu als die Preise. Der Aktienleitindex der Börse in Santiago de Chile stieg seit seinem Jahrestief Ende Mai mittlerweile mehr um als zehn Prozent. Analysten erwarten für die kommenden zwölf Monate ein durchschnittliches Gewinnwachstum pro Aktie von 55 Prozent, sodass der Index weiteres Potenzial besitzen könnte.