Der Arbeitsmarkt in den USA bietet ein uneinheitliches Bild, an den europäischen Börsen stehen Finanztitel sowie günstig bewertete Branchen im Fokus, und Aktien aus Japan erscheinen aussichtsreich.

US-Arbeitsmarkt: enttäuschte Erwartungen

In den USA wurden im August 235.000 neue Stellen außerhalb der Landwirtschaft geschaffen, erwartet worden waren 733.000. Immerhin ist aber die Arbeitslosenquote mit 5,2 Prozent auf den tiefsten Stand seit der Anfangsphase der Coronavirus-Krise gefallen. Zudem deutet der erneut deutliche Anstieg der US-Stundenlöhne gegenüber dem Vormonat um 0,6 Prozent beziehungsweise zum Vorjahresmonat um 4,3 Prozent darauf hin, dass die niedrige Anzahl der neuen Stellen eher auf einem Arbeitskräftemangel beruht, den die Firmen nur mit höheren Gehältern beheben können. Für die US-Notenbank ist die Situation recht unangenehm, da die Arbeitslosenquote noch ein ganzes Stück vom Vor-Pandemie-Niveau bei 3,5 Prozent entfernt ist, sich gleichzeitig aber Löhne und Preise gegenseitig hoch schaukeln könnten. Die Diskussion über eine Reduktion des Anleiheankaufprogramms der Fed bereits im September dürfte nun aber vom Tisch sein. In einer ersten Reaktion auf die Daten stiegen die langfristigen US-Kapitalmarktzinsen moderat an; die Zinsstrukturkurve wurde dadurch steiler. Der US-Dollar wertete kurzzeitig etwas ab.

US-Haushalte: Nachholbedarf bei Dienstleistungen

Die Privathaushalte in den USA haben ihren Konsum von Waren im ersten Halbjahr 2021 stark ausgeweitet. Nicht zuletzt weil die staatlichen Geldtransfers unter anderem für den Erwerb von Autos oder von Haushaltsgegenständen eingesetzt wurden, sind die Ausgaben für Waren im Vergleich zum entsprechenden Vorkrisenzeitraum um fast 20 Prozent gestiegen. Dagegen gaben die Haushalte etwa 3,5 Prozent weniger für konsumnahe Dienstleistungen wie Restaurantbesuche, Hotelübernachtungen oder Freizeitangebote aus als vor der Krise. Sobald die Pandemie nachhaltig abflaut, dürfte die Nachfrage nach Dienstleistungen stark anziehen. Der Nachholbedarf bei konsumnahen Dienstleistungen spiegelt sich auch am Aktienmarkt wider. Der Sektor liegt seit Jahresbeginn 13,5 Prozent im Plus und hinkt dem S&P 500 damit so weit hinterher wie seit zehn Jahren nicht mehr. Angesichts des erkennbaren Aufholpotenzials halte ich Aktien konsumnaher Dienstleister aus den USA für interessant.

Aktien Europa: auf Branchenauswahl achten

Kurzfristige Wachstumsindikatoren deuteten zuletzt eine Verlangsamung des globalen Konjunktur Momentums an. Dennoch dürfte die Wirtschaft auf absehbare Zeit überdurchschnittlich stark wachsen. In diesem Umfeld sollten die Gewinne europäischer Unternehmen – die sehr konjunktursensitiv sind – weiter steigen, allerdings langsamer als in den zurückliegenden Monaten. Gleichzeitig sollten die Kapitalmarktzinsen moderat anziehen. Vor diesem Hintergrund und angesichts einer im historischen Kontext vergleichsweise hohen Bewertung dürften sich weitere Kurszuwächse des europäischen Aktienmarkts im laufenden Jahr in Grenzen halten.
 
Eine höhere Performance versprechen jedoch Investments in Sektoren wie Banken und Versicherungen, die von steigenden Kapitalmarktzinsen profitieren sollten. Gleiches gilt für Branchen, die noch nicht zu hoch bewertet sind – wie Grundstoffe, Automobile, Bau und Energie.

Aktien Japan: TOPIX profitiert von Sugas Rückzug

Beflügelt vom Verzicht des japanischen Premierministers Yoshihide Suga auf eine erneute Kandidatur stieg der japanische Aktienindex TOPIX vergangenen Freitag um 1,6 Prozent auf den höchsten Wert seit 1991. Suga hatte wegen einer spät gestarteten Impfkampagne sowie wegen des Festhaltens an den Olympischen Spielen stark an Zuspruch in der Bevölkerung verloren. Ein beliebterer Kandidat beziehungsweise eine beliebtere Kandidatin dürfte die Position der von Investoren präferierten Liberaldemokratischen Partei (LDP) bei den anstehenden Unterhauswahlen im November daher stärken. Die jüngste Outperformance des TOPIX könnte sich auch in Anbetracht der zwischenzeitlich bemerkenswerten Impfdynamik fortsetzen. Bis Ende des Jahres soll jedem Bürger ab einem Alter von zwölf Jahren ein Impfangebot vorliegen. Gestützt vom bis dato schwächelnden Binnenmarkt sowie vom angestauten Bedarf an zyklischen Gütern und Dienstleistungen schätze ich die Chancen für das Erreichen neuer Hochs als gut ein. Bei einem Durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis der erwarteten Gewinne in den kommenden zwölf Monaten von knapp 15 und einem darüber hinaus voraussichtlich nachhaltigen Gewinnwachstum halte ich den breiten japanischen Aktienmarkt für interessant.