Jerome Powell sieht die aktuell hohen Inflationsraten als temporär an, zwei Drittel der verkauften Pkw in Norwegen sind Elektroautos, und chinesische Aktien verzeichnen eine Gegenbewegung.

USA: Jerome Powell beruhigt die Märkte

Einige Mitglieder der Fed hatten im Laufe der vergangenen Woche geäußert, dass die aktuell stark expansive Geldpolitik der US-Notenbank zeitnah durch ein allmähliches Auslaufen der Anleihekäufe („Tapering“) zurückgefahren werden sollte. Weniger forsch klangen die Worte von Fed-Gouverneur Jerome Powell auf dem Jackson-Hole-Symposium. Er wies an mehreren Stellen seiner Rede darauf hin, dass die momentan hohen Inflationsraten vorübergehend seien und warum das seiner Ansicht nach der Fall sei. Zudem betonte er erneut, dass der US-Arbeitsmarkt noch einen weiten Weg zurückzulegen habe, bis er das Vor-Pandemie-Niveau erreicht habe. Bei gleichbleibendem Tempo der Erholung der US-Wirtschaft stünde ein Zurückfahren des Volumens der monatlichen Anleiheankäufe voraussichtlich noch in diesem Jahr auf der Agenda. Die Delta-Variante des Coronavirus erzeuge aber neue Unsicherheit. Die Märkte interpretierten Powells Rede so, dass ein Tapering frühestens im November oder im Dezember erfolgen werde. In einer ersten Reaktion sanken sowohl die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen als auch der US-Dollar-Kurs; sie beendeten die Woche mit 1,1795 US-Dollar je Euro beziehungsweise mit 1,307 Prozent. Der S&P 500 erreichte derweil ein Allzeithoch und ging mit 4.509 Punkten aus dem Handel.

Norwegen: Ölbedarf unverändert

In Norwegen sind inzwischen fast zwei Drittel der verkauften Pkw E-Autos (EV). Dennoch ist der Ölverbrauch des Landes in den vergangenen zehn Jahren in etwa konstant geblieben. Dies liegt unter anderem daran, dass der Personenverkehr global und vermutlich auch in Norwegen nur rund ein Viertel des Ölkonsums ausmacht. Zudem stehen Elektroautos auch in dem EV-Vorreiterland bislang erst für knapp zehn Prozent der Fahrzeugflotte. Da diese jedoch seit Ende 2011 von 2,3 auf 2,8 Millionen Wagen angewachsen ist, rollen heute mehr Verbrenner über norwegische Straßen, obwohl deren Flottenanteil gesunken ist. Gleichzeitig ist der Verbrauch anderer Sektoren wie Frachtverkehr und Gebäude über den Zeitraum gestiegen. Damit zeigt das Beispiel Norwegens, dass zumindest auf absehbare Zeit der steigende Absatz von E-Autos nur bedingt zu einer deutlich sinkenden Nachfrage nach Öl führen dürfte. Laut Basisszenario der Internationalen Energieagentur könnte die globale Ölnachfrage noch bis 2026 wachsen.

China: Gegenbewegung am Aktienmarkt

Der MSCI China verzeichnete im Laufe der vergangenen Tage nach sechsmonatiger Talfahrt und einem Minus von mehr als 25 Prozent eine Gegenbewegung.
 
Zum einen verkündete die United States Securities and Exchange Commission (SEC), chinesische Unternehmen durch strengere Offenlegungspflichten zu mehr Transparenz zu bewegen. Zum anderen kamen solide Quartalszahlen aus der Volksrepublik: Kurz vor Halbzeit der Berichtssaison übertrafen rund 48 Prozent der Unternehmen die Gewinnerwartungen. Im Mittel stiegen die Gewinne um drei Prozent stärker als erwartet. Überdurchschnittlich positiv trugen Grundstoffproduzenten, Kommunikationsdienstleister und IT-Konzerne zum Zwischenergebnis bei. Die Umsätze lagen allerdings nur im Geschäft mit Grundstoffen signifikant über den Erwartungen. Betrachtet man nur die Festlandbörse Chinas, gesellen sich auch Hersteller zyklischer Konsumgüter zum Kreis der Outperformer. Trotz der guten Zahlen birgt der breite chinesische Aktienmarkt wegen der unabsehbaren endgültigen Auswirkungen der chinesischen Regulierungsoffensive weiteres Rückschlagpotenzial. Langfristig erwarte ich aber, dass das zukünftige Gewinnwachstum chinesischer Unternehmen den Index bei niedrigerem Bewertungsniveau wieder auf höhere Kurse tragen wird.

Peru: Wirtschaft verzeichnet bemerkenswerte Erholung

Der Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) Perus im zweiten Quartal 2021 erscheint mit 42 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal spektakulär. Grund ist allerdings auch der Rückgang des BIP um 30 Prozent im Vorjahreszeitraum infolge eines harten Lockdowns. Dennoch ist die Erholung Perus bemerkenswert. Denn das Land litt im Frühjahr unter politischer Instabilität, da das Ergebnis der Präsidentschaftswahlen lange nicht endgültig feststand und zudem angefochten wurde. Infolge der daraus resultierenden Unsicherheiten zogen ausländische Investoren ab April schätzungsweise drei Milliarden US-Dollar monatlich von den dortigen Aktien- und Anleihemärkten ab. Die Landeswährung – der Peruanische Sol – wertete infolgedessen deutlich ab. Aktuell könnte sich die Lage aber aufhellen; vertrauend auf eine wirtschaftliche Erholung erhöhte Perus Notenbank erstmals seit fünf Jahren die Leitzinsen. Der Leitindex der Börse in Lima – der S&P/BVL Peru General Index – steht noch knapp 20 Prozent unter dem Stand zu Jahresbeginn, legte in der vergangenen Woche aber recht deutlich zu. Setzt sich die Erholung der Wirtschaft fort, könnte sich trotz der anhaltenden Risiken weiteres Zuwachspotenzial ergeben.