Die US-Notenbank dürfte ihre Anleihekäufe bald schrittweise reduzieren, der japanische Aktienmarkt konnte bisher relativ wenig von der globalen Wirtschaftserholung profitieren, und hohe Infektionszahlen belasten die Wirtschaft in Vietnam.
US-Geldpolitik: „Tapering“-Sorgen scheinen aus zubleiben
Die US-Notenbank Fed hatte im Jahr 2013 die Reduktion ihres damaligen Anleiheankaufprogramms verkündet, woraufhin die Märkte ordentlich durchgeschüttelt wurden. Nun dürfte die Fed ihre aktuellen Anleihekäufe in Höhe von 120 Milliarden US-Dollar pro Monat bald schrittweise reduzieren. Diese könnten ab Dezember oder Januar um 15 Milliarden US-Dollar pro Monat verringert und folglich im Sommer 2022 beendet werden. Eine erste Zinserhöhung könnte dann im vierten Quartal 2022 erfolgen. Verglichen mit 2013 ist die Kommunikation der Fed diesmal jedoch proaktiver und das Umfeld anders. Mitte 2013 lag die Arbeitslosenquote bei 7,5 Prozent und die Inflationsrate unter zwei Prozent. Mit Blick auf die heutige Arbeits- beziehungsweise Inflationsrate von jeweils 5,4 Prozent liegt ein Zurückfahren geldpolitischer Stimuli deutlich näher. Die an der „Breakeven-Rate“ gemessenen Inflationserwartungen der Marktteilnehmer liegen auch mittel- und langfristig über der Marke von zwei Prozent. Sofern sich die Markterwartungen eines nur moderaten Leitzinsanstiegs in den kommenden Jahren nicht ändern, sollte das „Tapering“ selbst keine starken Marktbewegungen auslösen. Analysten erwarten, dass es nur zu einem moderaten Renditeanstieg von rund 0,1 Prozentpunkten pro Zweimonatszeitraum bei den zehnjährigen US-Staatsanleihen kommen dürfte.
Lichtblick am Markt für Gewerbeimmobilien
Die Märkte für Gewerbeimmobilien in der Eurozone könnten sich von der Coronavirus-Krise schneller erholen als erwartet. Die Büromieten gingen im zweiten Quartal 2021 nur noch an wenigen Standorten leicht zurück. Gleichzeitig wurde etwa ein Viertel mehr Büroflächen nachgefragt als im Vorjahr. Selbst bei den von der Pandemie schwer getroffenen Einzelhandelsimmobilien ist an den meisten Standorten eine Stabilisierung erkennbar – nach teilweise kräftigen Rückgängen in den Vorquartalen blieben die Mieten im Frühjahr weitgehend stabil. Bei Logistikimmobilien setzt sich der Aufschwung dank des boomenden Internethandels und der schnellen wirtschaftlichen Erholung beinahe ungebremst fort. Die Flächennachfrage könnte 2021 einen Rekordwert erreichen. Zwar sehe ich nach wie vor das Risiko von Rückschlägen, vor allem bei Einzelhandelsimmobilien und bei Hotels. Schließlich könnten die Umsätze der Händler unter dem Trend zum Onlinehandel nachhaltig leiden und viele Touristen pandemiebedingt noch fernbleiben. Gewerbliche Immobilien sind für Anleger angesichts der vergleichsweise interessanten Renditen und der sich verbessernden konjunkturellen Rahmenbedingungen dennoch einen Blick wert.
Japanische Aktien vor Aufholjagd
Der japanische Aktienmarkt konnte trotz vieler exportorientierter Konzerne bisher nur vergleichsweise wenig von der globalen Wirtschaftserholung profitieren. Seit Mitte März verläuft der TOPIX seitwärts, während US-amerikanische und europäische Indizes Allzeithochs erklimmen.
Der Knoten könnte nun aber platzen und der Ausgangspunkt zum Aufbau der eigenen Position gut geeignet sein. Nach einem zähen Start hat die Impfdynamik spürbar zugenommen. 80 Prozent der über Zwölfjährigen könnten bis Ende des Jahres vollständig geimpft sein. Auch halte ich die eingepreiste politische Unsicherheit wegen der anstehenden Wahlen für übertrieben. Zu groß ist Schätzungen zufolge die Mehrheit der Koalition um die führende und von Investoren präferierte Liberaldemokratische Partei (LDP). Das zugrunde liegende Zahlenwerk stimmt ebenfalls; im zweiten Quartal übertrafen etwa 70 Prozent der Unternehmen die Analystenerwartungen und rund 15 Prozent der Unternehmen hoben die Prognose für den Jahresgewinn an. Schlagkräftige Argumente – vor allem wenn man bedenkt, dass der Preis für japanische Aktien zwischenzeitlich nicht gestiegen ist.
Herausforderungen für Vietnam
In Vietnam leidet aktuell vor allem die Wirtschaftsmetropole Ho Chi Minh City unter sehr hohen Coronavirus-Infektionszahlen; große Teile des Landes befinden sich im strikten Lockdown. Viele Unternehmen – auch große Zulieferer von Firmen im Ausland – mussten ihre Fabriken schließen oder die Produktion drastisch herunterfahren. Der Neuausbruch kommt in einer Phase, in der die Wirtschaft des Landes eigentlich wieder an Schwung zugelegt hatte. Immerhin erzielte die vietnamesische Wirtschaft im 1. Halbjahr 2021 trotz massiver pandemiebedingter Beschränkungen seit April noch ein Wachstum von 5,6 Prozent. Die strikten Lockdowns treffen den Dienstleistungssektor hart; besonders die Einzelhandelsumsätze gingen stark zurück. Trotz der Produktionseinschränkungen prognostizieren Analysten jedoch weiterhin einen Anstieg der Exporte im Gesamtjahr um 16 Prozent zum Vorjahr, hauptsächlich dank robuster Nachfrage nach Technologiegütern. Der Leitindex FTSE Vietnam hat von seinem Zwölf-Jahres-Hoch Anfang Juli mittlerweile sechs Prozent nachgegeben, könnte mittelfristig aber seinen Aufwärtstrend wieder aufnehmen. Zumindest der erwartete Anstieg der Gewinne pro Aktie von 36 Prozent in diesem und 14 Prozent im nächsten Jahr spräche dafür.
