Mit der Veröffentlichung des Michigan-Konsumentenvertrauens kippte am Freitag die Stimmung, der Leitindex der Pariser Börse stellt den DAX seit Jahresbeginn in den Schatten, und Chinas Einkaufsmanagerindex für Exportaufträge bleibt mit 47,7 Punkten im Juli erneut unter der 50-Punkte-Marke.

Wirtschaft: schlechte Stimmung zu Wochenschluss

Am Freitag war die Kapitalmarktwelt bis um 16 Uhr noch in Ordnung. Die Delta-Variante des Coronavirus wurde natürlich als Problem wahrgenommen, doch wieder etwas steigende Renditen am Anleihemarkt sprachen für Zuversicht in den Fortgang der weltweiten Konjunkturerholung. Mit der Veröffentlichung des Michigan-Konsumentenvertrauens änderte sich die Stimmung schlagartig: Das Barometer sank auf den niedrigsten Stand seit 2011 und verfehlte die Markterwartungen deutlich, die auf fast unverändert standen. Neben Delta-Bedenken zeigen sich US-Konsumenten besorgt über zu hohe Preise. 52 Prozent der US-Konsumenten sagen, es sei ein schlechter Zeitpunkt, Großanschaffungen vorzunehmen – der höchste Anteil seit den 70er-Jahren. Auch die langfristigen Inflationserwartungen sprangen von 2,8 zurück auf drei Prozent. Der US-Anleihemarkt quittierte das Stimmungsbild mit erneuten Renditerückgängen auf 1,3 Prozent für zehn Jahre. Der Aktienmarkt reagierte hingegen kaum; eine vernünftige Reaktion auf einen einzelnen Datenpunkt. Das Risiko einer „Mini-Stagflation“ mit hohen Preisen und zurückhaltenden Konsumenten wurde jedoch zumindest wahrgenommen.

Frankreich: Luxusgüterproduzenten treiben Kurse

Der Leitindex der Pariser Börse CAC 40 stellt den DAX mit einem Anstieg um etwa 24 Prozent seit Jahresbeginn in den Schatten. Der hiesige Leitindex stieg im gleichen Zeitraum ohne Berücksichtigung der Dividenden um gut zwölf Prozent.
 
Verantwortlich für die starke Entwicklung des CAC 40 sind in erster Linie Firmen, die Luxusgüter herstellen. Diese drei Firmen stehen für 19 Prozent des Gesamtindex und schlugen im zweiten Quartal die Gewinnerwartungen der Analysten deutlich; ihre Aktien erzielten Rekordhochs. Auch andere Titel, die von einem Anziehen der Konjunktur profitieren – wie zum Beispiel die Pariser Großbanken und ein Hersteller von Baustoffen –, trugen zu den Kursgewinnen bei. Sollte die globale Konjunktur trotz der Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus erwartungsgemäß weiter anziehen, dürfte der CAC 40 endlich sein Rekordhoch aus dem Jahr 2000 übertreffen – aktuell fehlt ihm dazu noch knapp ein Prozent.

Aktien: Clean Energy mit Zukunft

Der globale CO2-Ausstoß beträgt Experten zufolge etwa 40 Milliarden Tonnen jährlich. Setzt sich dies weiter fort, werden in zehn Jahren die zur Erreichung der Pariser Klimaziele errechneten CO2-Budgets überschritten. Eine Reduktion fossiler Emissionen kann nur mit Erneuerbaren Energien und mit den bereitstellenden Unternehmen erreicht werden. Ein Aktienindex auf Unternehmen aus diesem Umfeld verzeichnete im vergangenen Jahr deutliche Kursgewinne, liegt seit Jahresbeginn jedoch um etwa 35 Prozentpunkte hinter der Wertentwicklung des MSCI World Index zurück. Für die Versorger in dem Index wurden zwischenzeitlich steigende Kapitalmarktzinsen und für Anlagenbauer wie Windkraft- und Solaranlagenanbieter geringere Margen infolge steigender Rohstoffpreise zu Belastungsfaktoren. Sollte sich die Lage diesbezüglich in den kommenden Monaten entspannen, könnten langfristig orientierte Anleger die Kursrücksetzer zum Einstieg nutzen.

China: Exportindustrie gebremst

Chinas Einkaufsmanagerindex für Exportaufträge bleibt mit 47,7 Punkten im Juli erneut unter der 50-Punkte-Marke – eine Schwelle für eine abnehmende Exportdynamik. Zwar dürfte die wirtschaftliche Erholung in den USA und in Europa – die zusammen rund 30 Prozent der Exporte Chinas ausmachen – in den kommenden Quartalen stark bleiben; allerdings wird sich durch die Pandemie-Lockerungen die Nachfrage nach zyklischen Konsumgütern – Chinas stärkstem Exportsektor – hin zu Dienstleistungen verlagern. Lockdowns einiger Exporthäfen Chinas sind zwar vorübergehend, die resultierend höheren Frachtraten könnten allerdings die Nachfrage nach Waren „Made in China“ in Übersee zusätzlich senken. Ein geringeres Wachstum chinesischer Exportindustrien würde auch die Umsätze der Zulieferindustrien asiatischer Nachbarländer senken. Südkorea mit einem China-Exportanteil von 27 Prozent, aber auch Exportunternehmen Singapurs und Thailands dürften ein schwächelndes Exportwachstum Chinas zu spüren bekommen. Das hätte geringeres Kurspotenzial der Börsen dieser Länder zumindest im laufenden Quartal zur Folge.