Die US-Notenbank könnte in absehbarer Zeit eine Reduzierung ihres Anleihekaufprogramms ankündigen, die Industrie in Mittel- und Osteuropa ist auf Wachstumskurs, und taiwanische Aktien liegen seit Jahresbeginn 25 Prozent im Plus.

„Taper Talk“ bei der Fed

Marktbeobachter gehen davon aus, dass die US-Notenbank in absehbarer Zeit eine Reduzierung ihres Anleihekaufprogramms ankündigen wird. Womöglich bereits auf ihrem jährlichen Symposium in Jackson Hole Ende des Monats. Im Gegensatz zum „Taper Tantrum“ 2013 – als die gleiche Ankündigung des damaligen Fed-Präsidenten Ben Bernanke für einen kurzen, aber heftigen Verkaufssturm an den Anleihe- und Aktienmärkten führte – sollten die Märkte dieses Mal gefasster reagieren. Schließlich meldete der amtierende Fed-Chef Jerome Powell vergangene Woche, dass seine Kollegen und er bereits begonnen hätten, sich über die beste Vorgehensweise beim Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik auszutauschen. Wenngleich Anleger angesichts perspektivisch steigender Zinsen eine höhere Aktienrisikoprämie verlangen dürften, wird für die Entwicklung des S&P 500 entscheidender sein, wie der Markt die US-Wachstumsaussichten einschätzt. Bleibt die Auffassung, dass die Volkswirtschaft auch mit weniger Unterstützung der Fed stark wachsen wird, könnten größere Rücksetzer ausbleiben.

Volle Auftragsbücher in Osteuropa

Die Industrie in den mittel- und osteuropäischen Ländern ist unverändert auf Wachstumskurs. In Polen und in Tschechien gab der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe im Juli zwar leicht nach. Mit 57,6 beziehungsweise 62 Punkten befindet sich das wichtige Stimmungsbarometer aber immer noch nahe historischen Höchstständen. In Ungarn legte der Index auf 55,6 Punkte zu und signalisiert damit ebenfalls starkes Wachstum. Ein Ende des Aufschwungs ist nicht in Sicht; der Auftragseingang blieb bis zuletzt auf einem hohen Niveau. Da auch die Staaten Mittel- und Osteuropas von Lieferengpässen betroffen sind und die Produktion dadurch ausgebremst wurde, sind die Auftragsbücher ohnehin prall gefüllt. Obwohl die politischen Risiken in Polen und in Ungarn wegen der Konflikte mit der Europäischen Union um Rechtsstaatlichkeit zugenommen haben, halte ich die Aktienmärkte für interessant. Denn die Aktien sind trotz eines Kursanstiegs in diesem Jahr von 13,4 Prozent in Polen, 17,1 Prozent in Ungarn und 25,9 Prozent in Tschechien noch vergleichsweise moderat bewertet.

Kupferpreise steigen weiter

Um das Preisniveau von Kupfer zu stabilisieren, hatten chinesische Behörden im Mai damit begonnen, am Markt zu intervenieren. Es wurden unter anderem Teile der strategischen Reserven veräußert. Zudem gingen die Einfuhren von raffiniertem Kupfer und von nicht-raffiniertem Kupferkonzentrat zwischen März und Juni um mehr als 20 Prozent zurück. Statt über neue Importe wurde ein Teil des Bedarfes über physische Kupferbestände der Börse in Shanghai gedeckt. Sie nahmen seit Mitte Mai um 58 Prozent ab. Darüber hinaus waren im zweiten Quartal rückläufige Lagerbestände im Verarbeitenden Gewerbe zu verzeichnen. Seit Jahresbeginn ist die Nachfrage für Kupfer in China um sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen; saisonal bedingt sollte sie zum Jahresende hin noch weiter zulegen. Der Spielraum für weitere Preisstabilisierungsmaßnahmen scheint daher gering. Aus den Industrienationen wird ebenfalls eine steigende Nachfrage vermeldet. Sie stieg im zweiten Quartal um etwa sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr an, nachdem sie im ersten Quartal noch unverändert war. Hoher Bedarf ist vor allem in den USA zu beobachten. An der Chicago Metal Exchange notieren die Preise zurzeit um 100 US-Dollar pro Tonne über denen an der London Metal Exchange. Steigender Bedarf in westlichen Märkten und Wiederbeschaffungen in China sollten zu einem Preisanstieg führen. Dieser dürfte einigen europäischen Unternehmen aus dem Grundstoffsektor zugutekommen.

Taiwanische Aktien wieder auf Kurs

Der Aktienmarkt Taiwans hat in den vergangenen fünf Jahren 145 Prozent in Euro zugelegt; seit Jahresbeginn immerhin 25 Prozent. Als im Mai die Regierung angesichts rasant steigender Infektionszahlen den ersten landesweiten Lockdown überhaupt verhängt hatte, brachen die Kurse um mehr als 15 Prozent ein.
Das Wirtschaftswachstum verlangsamte sich im Vorjahresvergleich von 8,9 im ersten auf 7,5 Prozent im zweiten Quartal. Der im Juli auf 59,7 Punkte gestiegene IHS Markit-Einkaufsmanagerindex des Verarbeitenden Gewerbes deutet jedoch lediglich auf eine Wachstumsdelle hin. Schrittweise Lockerungen sollten im Jahresverlauf die Umsätze des Servicesektors stärken. Zwar liegt das erwartete Gewinnwachstum taiwanischer Unternehmen mit 17 Prozent für die nächsten zwölf Monate leicht unter dem Schnitt der Schwellenländer Asiens. Dies dürfte jedoch auch an den zuletzt gestiegenen Anlageinvestitionen der Halbleiterproduzenten liegen – die Basis für ein mittelfristig höheres Gewinnwachstum. Anleger mit entsprechender Risikobereitschaft könnten die zuletzt leicht rückläufigen Kurse zur Positionierung nutzen.