Europäische Fluglinien erfreuen sich steigender Nachfrage, in den kommenden Jahren werden Billionen schwere Investitionen in die technologische Neuausrichtung von Wirtschaft und Gesellschaft fließen, und US-Immobilienaktien lassen den Gesamtmarkt in diesem Jahr weit hinter sich.
Ausblick für europäische Fluglinien ungewiss
Europäische Fluglinien vermeldeten zuletzt dank nachlassender Corona-Beschränkungen sowie dem Wunsch vieler Europäer, den aufgeschobenen Urlaub nachzuholen, steigende Nachfrage. Nach fast eineinhalb Jahren Flaute melden auch die Aktienkurse der Fluglinien Nachholbedarf an. Wieder ansteigende Neuinfektionen in vielen Destinationen und damit verbundene erneute Beschränkungen erschweren es jedoch einzuschätzen, wie nachhaltig sich die Nachfrage entwickeln wird. Selbst erfahrene Vorstände der Fluggesellschaften tun sich mit dem Ausblick für das nächste Quartal schwer. Die Hoffnung der Branche, dass die Reisebeschränkungen für Europäer gen USA aufgehoben würden, hat sich vorerst nicht erfüllt. Bis die Corona-Lage sich endgültig stabilisiert, ist weiterhin mit Schwankungen zu rechnen. Marktbewegungen von zuletzt durchschnittlich oft zehn Prozent aufwärts in einer Woche und zehn Prozent abwärts in der darauf folgenden Woche und umgekehrt deuten darauf hin, dass sich dieses Segment zunächst vor allen Dingen für langfristig orientierte Anleger mit einem guten Nervenkostüm anbietet.
Europäische Industrie vor Auftragsboom
Neben der Europäischen Union haben auch die USA und China ihre Klimaziele auf ambitionierte Niveaus angehoben. Analysten gehen davon aus, dass der notwendige Investitionsbedarf für die technologische Neuausrichtung von Wirtschaft und Gesellschaft weltweit im Bereich von 3,2 Billionen Euro pro Jahr liegen dürfte. Neben den prominenten Technologien aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien zählen auch intelligente Stromnetze, vernetzte Häuser sowie Systeme zur effizienteren Energienutzung, zur Abfallvermeidung, zum Wassermanagement oder der Automatisierung dazu. Führende Anbieter dieser Systeme kommen aus der europäischen Industrie. Die Absatzmöglichkeiten für deren Lösungen könnten sich bis 2025 auf ein Volumen von etwa 1,8 Billionen Euro verdoppeln. Das lässt Unternehmen des Segments für langfristig orientierte und entsprechend risikobereite Anleger interessant erscheinen. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von etwa 22x liegt der Sektor jedoch oberhalb des europäischen Gesamtmarktes.
Spekulative Investoren setzen auf den US-Dollar
Investoren, die aus spekulativen Gründen an den US-Terminmärkten auf Preisveränderungen an den Währungsmärkten setzen, sehen erstmals seit März 2020 größeres Auf- als Abwertungspotenzial für den US-Dollar. Laut wöchentlich veröffentlichten Daten der Commodity Futures Trading Commission hielten diese Anleger im vergangenen Betrachtungszeitraum aggregierte Kaufpositionen in Höhe von zwei Milliarden US-Dollar gegen die anderen neun G10-Währungen. Dies steht in deutlichem Kontrast zu den 31 Milliarden US-Dollar an Verkaufspositionen auf den Greenback zu Jahresbeginn. Auslöser der Aufwertungserwartungen war in erster Linie der Kursschwenk der US-Notenbank Mitte Juni. Zuvor hatten viele Marktteilnehmer darauf gesetzt, dass die Währungshüter ihren geldpolitisch expansiven Kurs trotz steigender Inflationsraten erst in ferner Zukunft ändern würden. Dass die Notenbanker nun erste Zinserhöhungen bereits für 2023 in Aussicht stellten, überraschte sie. Da daraufhin die kurz- bis mittelfristigen Kapitalmarktzinsen anstiegen, verteuerte sich der US-Dollar. Die Geldpolitik der Notenbank, der starke Konjunkturaufschwung in den USA sowie Zuflüsse in US-Aktien und -Anleihen dürften dem US-Dollar vorerst weiterhin Rückenwind verleihen. Mittelfristig könnte der Greenback wegen der hohen Verschuldung und des großen Leistungsbilanzdefizits der USA jedoch erneut abwerten.
Inflation stützt US-Immobilienaktien
US-amerikanische Immobilienaktien (REITs) haben den Gesamtmarkt mit einem Kursanstieg von gut 26 Prozent in diesem Jahr weit hinter sich gelassen. Die positive Entwicklung war breit angelegt; lediglich Hotel- und Freizeitimmobilien verzeichneten im Vergleich zum S&P 500 eine unterdurchschnittliche Performance.
Vor dem Hintergrund der Pandemie und den damit verbundenen Belastungen gerade für gewerbliche Immobilien mag die gute Performance auf den ersten Blick überraschen. Allerdings dürften gewerbliche Immobilien und mit ihnen die REITs vom starken Anstieg der Inflation und von sehr günstigen Finanzierungskonditionen in den USA profitieren. Denn auch der Wert von Bürogebäuden, Shopping-Centern oder Wohnhäusern nimmt bei wachsender Inflation tendenziell zu. Vor allem, wenn die Kosten für Baumaterial wie aktuell im Vorjahresvergleich um 25 Prozent steigen und es somit viel teurer wird, bestehende Immobilien durch neue zu ersetzen. Ich bleibe bei US-amerikanischen REITs dennoch vorsichtig. Denn die Belastungen durch die Pandemie könnten in einzelnen Marktsegmenten noch nachwirken und die Miet- und Wertentwicklung beeinträchtigen.
