Heute beginnt die Sitzung der US-Notenbank, 2021 war ein Rekordjahr für Fusionen und Übernahmen in den USA, und der Preis für europäisches Lithium-Karbonat dürfte in den kommenden Monaten weiter steigen.
Fed diskutiert über Anleihekäufe
Die heute beginnende Sitzung der US-Notenbank (Fed) könnte interessant werden. Der Preisdruck nahm in den USA zuletzt stark zu; ohne den volatilen Energie- und Nahrungsmittelsektor lag die Vorjahrespreissteigerung mit 4,5 Prozent im Juni auf dem höchsten Stand seit 30 Jahren. Gleichzeitig signalisieren konjunkturelle Frühindikatoren eine beschleunigte Erholung und ein auf das Jahr hochgerechnetes Wachstum von rund acht Prozent im zweiten Quartal. Kein Wunder also, dass die Diskussionen um ein mögliches Zurückfahren der Anleihekäufe auch innerhalb der Fed begonnen haben. Mit der Festlegung eines entsprechenden Zeitplans rechne ich aber noch nicht. Der US-Arbeitsmarkt befindet sich mit einer Arbeitslosenquote von aktuell 5,9 Prozent noch ein gutes Stück vom Vollbeschäftigungsniveau entfernt, während die konjunkturelle Unsicherheit angesichts der grassierenden Delta-Variante des Coronavirus zugenommen hat. Ich halte daher die Verabschiedung eines konkreten Fahrplans im Herbst für wahrscheinlicher. Allerdings besteht angesichts der jüngsten Inflationsentwicklung ein Risiko, dass die Fed schneller aus den Anleihekäufen aussteigt und die Renditen in der Folge steigen.
USA: Zahl der Unternehmenszusammenschlüsse steigt
2021 war in den Vereinigten Staaten trotz hoher Bewertungen US-amerikanischer Unternehmen bisher ein Rekordjahr für Fusionen und Übernahmen (engl. „Mergers and Acquisitions“; M&A). Insgesamt wurden schon Deals im Volumen von 1,9 Billionen US-Dollar angekündigt – so viele wie seit dem Beginn der Datenaufzeichnung im Jahr 2000 nicht. Vorausschauend könnte der M&A-Boom anhalten, schließlich sind noch knapp 400 Akquisitionszweckunternehmen – sogenannte SPACs – auf der Suche nach Fusionskandidaten. Zudem verfügen die US-Großunternehmen über enorme Bargeldreserven und können sich zu ausgesprochen günstigen Konditionen verschulden. Experten schätzen, dass die Konzerne des S&P 500 2021 und 2022 jeweils über 320 Milliarden US-Dollar für M&A ausgeben werden. Allerdings verweisen sie darauf, dass die US-Wettbewerbs- und Verbraucherschutzbehörde FTC gemäß jüngster Weisung von Präsident Joe Biden Fusionen zukünftig vor dem Hintergrund kartellrechtlicher Bedenken stärker reglementieren dürfte. Das könnte zu geringerer M&A-Aktivität der US-Branchengrößen führen. Diese Lücke sollten dann jedoch Private-Equity-Gesellschaften schließen, die über Barmittel von mehr als drei Billionen US-Dollar verfügen.
Elektrifizierung des Verkehrs treibt Rohstoffpreise
Der jüngste Entwurf der Europäischen Union zu ihren Klimazielen sieht vor, den Vertrieb von Pkw auf Wagen mit Null-Emissions-Antrieben umzustellen. Unabhängig von der Verabschiedung dieses Vorhabens führen striktere Klimavorgaben von Regierungen sowie Druck von Investoren dazu, dass Autohersteller die Transformationsziele ihrer Produktpaletten in Richtung Batterie-elektrisch betriebene Pkw beschleunigen. Einige Marken planen, ihr Produktangebot bereits 2030 komplett umgestellt zu haben. Die derzeit bevorzugte Energiequelle für diese Fahrzeuge sind Lithium-Ionen-Batterien. Die mit der Ausweitung des Produktangebotes verbundene erhöhte Nachfrage nach Batterien schlägt sich auch im Bedarf an Rohstoffen nieder. Die steigende Nachfrage nach Lithium trifft auf politische Unsicherheit in Teilen Südamerikas. 40 Prozent des Rohstoffes kommen zurzeit aus Chile und aus Argentinien. Politische Diskussionen in diesen Ländern über höhere Abgaben für die Minenbetreiber und Diskussionen über potenzielle Verstaatlichungen dürften dazu führen, dass sich deren Investitionstätigkeiten zunächst in Richtung Australien und China verlagern. Die Gewinnung ist hier technisch aufwendiger. Der Preis für europäisches Lithium-Karbonat dürfte daher über die aktuelle Marke von 12,55 US-Dollar pro Kilogramm hinaus in den kommenden zwölf Monaten weiter steigen.
Chinesische Aktien geben nach
Die Börsen in China eröffneten die Woche mit deutlichen Rücksetzern. Der CSI 300 sowie der Hang Seng Index gaben am Montag in Euro 3,6 Prozent beziehungsweise 4,6 Prozent nach und rutschten auf Jahrestiefststände.
Peking hatte am Freitag angekündigt, Chinas Sektor für Privatunterricht neu zu strukturieren. Gewinn orientierte Nachhilfeangebote sollen zukünftig untersagt werden; in China ein Geschäftsmodell mit immerhin rund 120 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz. Denn der Stellenwert privater Nachhilfe ist in der leistungsorientierten chinesischen Gesellschaft traditionell hoch und die damit einhergehenden finanziellen Belastungen nicht selten ein limitierender Faktor bei der Familienplanung. Mit der nun eingeleiteten Umstrukturierung will Peking der Überalterung seiner Gesellschaft entgegenwirken. Des Weiteren sehen die Regierungspläne vor, ausländische Beteiligungen an Unternehmen des Nachhilfesektors durch Fusionen und Übernahmen oder durch Franchise-Lösungen einzuschränken. Analysten erwarten durch die Reform nun Umsatzeinbußen des Sektors von rund 70 Prozent bis 2025. Die Kurse der größten Anbieter gaben gestern um rund 40 Prozent nach. Aber auch die Kurse der großen Internet- und Video-Sharing-Plattform-Unternehmen Chinas setzten um sechs bis zwölf Prozent zurück, da ihnen die Werbeeinnahmen der Bildungsindustrie zukünftig fehlen könnten. Sollte Peking die Maßnahmen konsequent umsetzen, dürfte den privaten Unternehmen ein signifikanter Anteil der Geschäftsgrundlage wegfallen.
