Die künftige EZB-Geldpolitik könnte Realwerte interessanter machen, griechische Aktien sind aktuell günstig bewertet, und die Börse in Südafrika leidet unter gefallenen Metallpreisen.

Setzt die EZB ein neues Inflationsziel?

Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte in Kürze die Überprüfung ihrer geldpolitischen Strategie abschließen. Einiges spricht dafür, dass sie wie zuletzt 2003 eine Änderung des Inflationsziels beschließt. Ich halte die Einführung eines symmetrischen Zielwertes von zwei Prozent für wahrscheinlich, anstelle der bisher geltenden Marke von „unter, aber nahe zwei Prozent“. Die Währungshüter würden ein zeitweiliges Überschießen der Inflation damit eher dulden – der Zielwert würde, anders als bisher, vom Markt nicht mehr als Obergrenze für den Preisanstieg interpretiert. In der Folge könnten die Inflationsraten im Euroraum auf lange Sicht höher und die Geldpolitik lockerer ausfallen. Hätte sich die EZB bereits früher an einem symmetrischen Ziel von zwei Prozent orientiert, wäre der Leitzins im Durchschnitt schätzungsweise 0,3 Prozentpunkte niedriger ausgefallen. Reale Vermögenswerte wie Aktien und Immobilien werden damit interessanter, weil sie in der Regel einen besseren Renditeausgleich für eine inflationsbedingte Geldentwertung bieten als Bankeinlagen oder festverzinsliche Anleihen.

Griechenland hofft auf Touristen

Analysten haben jüngst die Wachstumserwartungen 2021 für die griechische Wirtschaft von 3,4 auf 5,1 Prozent angehoben. Gelockerte Regeln für Reisende könnten dem Dienstleistungssektor, der getrieben durch die Tourismusbranche immerhin zwei Drittel zum Bruttoinlandsprodukt beisteuert, 2021 eine schwungvolle Erholung bescheren. Das geplante staatliche Aufbauprogramm „Griechenland 2.0“ sollte den Unternehmen zusätzliche Aufträge verschaffen. Demnach kommen der Wirtschaft Griechenlands bis 2026 17,8 Milliarden Euro an Zuschüssen und 12,7 Milliarden an zinsgünstigen Krediten aus dem „Next Generation EU“-Fonds zugute. Weitere 57 Milliarden Euro sollen durch kreditfinanzierte Investitionskooperationen zwischen Staat und Privatwirtschaft für zusätzlichen Schwung sorgen. Unternehmen des zyklischen Konsums, Kommunikationsdienstleister und Banken dürften ebenfalls von der Erholung profitieren. Im europäischen Vergleich ist die Athener Börse mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis der nächsten zwölf Monate von 11 sehr günstig bewertet und könnte Anlegern daher Chancen bieten.

Südafrika im Wartemodus

Anfang Juni hatte sich der Leitindex der Johannesburger Börse bis auf 0,2 Prozent an sein Allzeit-Hoch vom 3. März herangepirscht. Seitdem fiel er in seine seit vier Monaten wohldefinierte Seitwärtsbewegung zurück. Ihm fehlt aktuell der Rückenwind, der ihn von Januar bis Anfang März knapp 20 Prozent nach oben rücken ließ.
 
Der im Index hoch gewichtete Bankensektor profitiert einerseits von der Konjunkturerholung, andererseits lastet der Rückgang der langfristigen Kapitalmarktzinsen auch in Südafrika auf dem Ertragspotenzial des Sektors. Der ebenfalls hoch gewichtete Minensektor erfreut sich weiterhin guter Nachfrage nach Edel- und Industriemetallen. Da diese sich aber zuletzt ein ganzes Stück verbilligt haben, steigen die Erlöse nicht mehr so stark wie zu Beginn des Jahres. Zudem wertete der Südafrikanische Rand kürzlich auf ein 15-Monats-Hoch auf, sodass die Gewinne aus dem Verkauf der Metalle in US-Dollar weniger Erlöse in heimischer Währung erbrachten. Potenzial könnte für den Index vermutlich erst dann wieder bestehen, wenn die Metallpreise erneut ansteigen.

Baustoffknappheit belastet Baufirmen

Nie zuvor war die Auftragslage im deutschen Bauhauptgewerbe in einem April besser als 2021. Das Gesamtvolumen von 7,9 Milliarden Euro bedeutet immerhin ein Plus von nominal sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Dennoch bereiten starke Preisanstiege für Holz, Stahl und Rohöl sowie der Baustoffmangel infolge von Lieferkettenengpässen immer mehr Unternehmen aus Hoch- und Tiefbau Sorgen. Im Mai 2021 legten beispielsweise die Preise für Konstruktionsvollholz gegenüber dem Vorjahresmonat um 83 Prozent, für Bauholz um 38 Prozent, für Betonstahl um mehr als 30 Prozent und für Bitumen auf Erdölbasis um 64 Prozent zu. Die rasanten Preisentwicklungen sowie ungewisse Lieferfristen von Schnittholz, Dämmmaterialien, verschiedenen Kunststoffen und Schrauben erschweren den Bauunternehmen zunehmend die Kalkulation und die Fertigstellung der Bauvorhaben. Nach den Belastungen durch die Pandemie und bei gradueller Entspannung der aktuellen Materialknappheit winken jedoch bessere Zeiten – vor allem für Unternehmen, die auf Infrastrukturprojekte spezialisiert sind.