Der Ausblick für spanische Aktien verbessert sich, die Wirtschaft in Frankreich sollte sich in den kommenden Monaten schnell erholen, und China missfallen die teuren Metallpreise.
Potenzial für spanische Aktien
Der Ausblick für spanische Aktien hat sich in meinen Augen in den vergangenen Wochen verbessert, denn die Impfkampagne in Spanien hat deutlich an Fahrt aufgenommen, was die ersehnte Konjunkturerholung wahrscheinlicher macht. Im April wurden mehr Menschen geimpft als im gesamten ersten Quartal, sodass inzwischen knapp 32 Prozent der Bevölkerung mindestens eine Impfung erhalten haben; zudem wird Spanien nach Italien die meisten Mittel aus dem EU-Wiederaufbaufonds erhalten – insgesamt 140 Milliarden Euro an Zuschüssen und Krediten. Hinzu kommen weitere 30 Milliarden Euro aus Strukturfonds. Von den damit finanzierten Investitionen dürften auch die Unternehmen des spanischen Leitindex IBEX 35 profitieren.
Diese erwirtschaften überdurchschnittliche 33 Prozent ihrer Umsätze in Spanien. Zum Vergleich: Nur 20 Prozent der DAX-Umsätze kommen aus Deutschland. Vor diesem Hintergrund sind auch die Analysten zuletzt optimistischer geworden. Im vergangenen Monat haben sie ihre Gewinnprognosen für 2021 um fünf Prozent angehoben. Nach dem Einbruch um 63 Prozent 2020 erwarten sie im laufenden Jahr ein Gewinnplus von 120 Prozent.
Schnelle Erholung in Frankreich
Auch in Frankreich ist die Zahl der Coronavirus-Neuinfektionen zuletzt stark gesunken. Die Regierung hat daher Ende April den Ausstieg aus den relativ harten Beschränkungen eingeleitet. Morgen sollen der Einzelhandel sowie die Gastronomie unter Auflagen wieder öffnen, im Juni könnten weitere wichtige Beschränkungen fallen. Ich rechne daher mit einer schnellen Erholung der französischen Wirtschaft in den kommenden Monaten. Der Aufschwung wird durch die Fiskalpolitik massiv unterstützt – einschließlich der Zuschüsse aus dem EU-Wiederaufbaufonds dürften die staatlichen Ausgaben zur Krisenbewältigung in diesem Jahr gut vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) erreichen. Bereits Ende 2021 könnte die Wirtschaftsleistung wieder auf ihr altes Niveau klettern. Zwar profitieren die im Leitindex CAC 40 notierten Unternehmen durch ihre globale Ausrichtung von einer starken Nachfrage auf den Auslandsmärkten und haben bei der Kursentwicklung gegenüber dem EURO STOXX 50 in diesem Jahr die Nase bereits leicht vorne; eine dynamische Erholung in Frankreich sollte dennoch für positive Marktimpulse sorgen, wenngleich die Volatilität im Zuge der Kommunalwahlen im Juni 2021 und der nahenden Präsidentschaftswahlen im Frühjahr 2022 zumindest zeitweise zunehmen könnte.
Ungarn auf der Überholspur
Unter den vier Staaten der Visegrád-Gruppe Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn dürfte Letzterer beim Wachstum in diesem Jahr die Nase vorne haben. 48 Prozent der Einwohner haben mindestens eine Coronavirus-Impfdosis erhalten – ein Spitzenplatz in der EU. Die Fiskalpolitik bleibt vergleichsweise expansiv, während das Verkehrs-, Hotel- und Gaststättengewerbe mit einem Wertschöpfungsanteil von neun Prozent des BIP vom Neustart des Tourismus stark profitieren wird. Die Wirtschaftsleistung sollte mit 4,7 Prozent in diesem und 5,2 Prozent im kommenden Jahr daher schneller steigen als in den übrigen Visegrád-Staaten. Ein Risiko bleibt die Inflation, die zuletzt auf über fünf Prozent geklettert ist. Ungarn könnte daher das erste EU-Land sein, in dem die Leitzinsen angehoben werden. Dennoch halte ich ungarische Aktien bei entsprechender Risikobereitschaft für interessant. Mit einem Kursanstieg von gut zehn Prozent in diesem Jahr hat sich der Aktienindex der Budapester Börse – BUX – in Euro gerechnet zwar in etwa im Einklang mit dem STOXX 600 entwickelt; das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt aber nahe am langfristigen Durchschnitt, womit ungarische Aktien noch relativ günstig bewertet sind.
China missfallen die teuren Metallpreise
Der steile Anstieg der Metallpreise – inklusive der Rekordpreise für Eisenerz und Kupfer – hat zu Gegenreaktionen seitens chinesischer Regierungsstellen geführt. Premierminister Li Keqiang äußerte sein Missfallen über die hohen Preise insbesondere für Eisenerz. Die lokalen Regierungsbehörden in Tangshan – dem Zentrum der Stahlindustrie in China – wirkten deshalb auf die dortigen Betriebe ein, ihre Produktion zu drosseln. Das soll die Preisaufschläge dämpfen. Mittelfristig dienen die Beschränkungen auch zur Verminderung der CO2-Emissionen. Die chinesischen Börsen führten zudem Handelsbeschränkungen für Eisenerz-Kontrakte sowie höhere Gebühren für den Handel von Stahlprodukten ein. Im Anschluss an Li Keqiangs Mahnung gaben die Eisenerzpreise in Singapur elf Prozent von ihren Rekordhochs nach. Die Preise erholten sich seitdem aber wieder. Denn Chinas Stahlproduktion hatte gerade erst im April mit 3,62 Millionen Tonnen ein Rekordniveau erreicht, das sechs Prozent über dem Rekord des vergangenen Septembers lag. Da zudem auch in Europa und in den USA die Stahlproduktion boomt, sollten die Eisenerzpreise auf hohem Niveau konsolidieren, bevor sie mittelfristig etwas nachgeben könnten.
