Edelmetalle verzeichnen einen turbulenten Wochenstart, Aktien von Onlinegame-Anbietern geraten unter Druck, und mexikanische Aktien liegen seit Jahresbeginn in Euro 20 Prozent im Plus.

Illiquide Märkte, schwankende (Edelmetall-)Kurse

August ist ein Monat, der vor allem durch eine Melange aus Sommerferienzeit auf der Nordhalbkugel und einigen Feiertagen für manch starke Preisschwankung infolge geringer Liquidität gut ist. Dies lässt sich an dem gestrigen Kurssturz der Edelmetalle illustrieren: Die Goldpreise gerieten zwar bereits Ende vergangener Woche etwas unter Druck. Unmittelbarer Auslöser hierfür war der US-Arbeitsmarktbericht, der besser ausfiel, als zuvor erwartet worden war. Der daraufhin folgende Anstieg der Kapitalmarktzinsen und des US-Dollars belastete den Preis des Edelmetalls, das am Freitag gut zwei Prozent nachgab. Montagnacht sackten die Goldpreise kurz nach der Handelseröffnung von 1.760 US-Dollar je Feinunze bis auf 1.690 US-Dollar je Feinunze ab, kehrten aber Stunden später fast auf das Ausgangsniveau zurück. Letzteres weist darauf hin, dass der Kursrutsch durch einen sehr illiquiden Markt überzeichnet wurde, da in Japan feiertagsbedingt nicht gehandelt wurde. Die Silberpreise fielen in ähnlicher Weise kurzzeitig deutlich, um sich später wieder zu erholen. Starke Kursbewegungen sind insbesondere an den Rohstoffmärkten in den Sommermonaten oft zu beobachten.

Gaming und E-Sports: Investoren vorsichtig

In der vergangenen Woche haben Artikel in chinesischen Staatsmedien über den intensiven Video- und Onlinespielkonsum von Kindern und Jugendlichen für Verunsicherungen an den Finanzmärkten gesorgt. Aktien von Onlinegame-Anbietern gerieten dadurch weltweit unter Druck.
 
Zuletzt waren kritischen Medienberichten in China oft staatliche Eingriffe gefolgt. Chinesische Unternehmen haben angekündigt, ihre Geschäftsmodelle so anzupassen, dass die Nutzungsdauer und die möglichen Ausgaben von Minderjährigen zukünftig beschränkt werden. Darüber hinaus scheinen jedoch auch weltweite Lockerungen von Pandemierestriktionen und damit die Befürchtung von nachlassendem Interesse an Onlineaktivitäten bei Anlegern für Zurückhaltung zu sorgen. Die Wertentwicklung eines Aktienindex für Games- und E-Sports-Anbieter liegt seit Jahresbeginn in Euro um etwa 25 Prozent hinter der des Technologie-Index NASDAQ-100 zurück. Um das Investorenvertrauen zu stärken, wird es insbesondere für wenig diversifizierte Unternehmen aus der Branche daher wichtig werden, ihre Kunden auch weiterhin an die Joysticks oder an das Smartphone binden zu können.

Automatisierung und Robotik: Industrie der Zukunft

Die Automatisierungsbranche blickt auf ein goldenes Jahrzehnt zurück. Zwischen 2010 und 2020 stieg die Zahl der weltweit installierten Industrieroboter jährlich um durchschnittlich 14 Prozent. Auf 10.000 Arbeiter im Verarbeitenden Gewerbe kommen inzwischen 113 Roboter, 2010 waren es nur 48. Maßgeblich zum Automatisierungsboom beigetragen haben unter anderem demografische Faktoren. Abgesehen von China weist die große Mehrheit hoch automatisierter Länder einen hohen Bevölkerungsanteil an über 60-Jährigen auf. Gleichzeitig spielt das starke Wachstum von Branchen wie Automobil, Halbleiter, Mobilfunk und Unterhaltungselektronik eine entscheidende Rolle. Vorausschauend dürften insbesondere der Umschwung zur E-Mobilität sowie eine steigende Nachfrage aus Ländern wie Indien – die bisher einen vergleichsweise geringen Automatisierungsgrad aufweisen – den großen Roboter-Produzenten aus China, aus Japan und aus Deutschland volle Auftragsbücher bescheren. Wie groß das Potenzial ist, zeigt eine Studie des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle von 2020. Die Forscher kommen zu dem Ergebnis, dass 2018 selbst im Hochtechnologieland Deutschland gerade einmal in 1,55 Prozent aller Fabriken Roboter zum Einsatz kamen.

USA stützen Mexikos Wirtschaft

Der Aktienmarkt Mexikos legte seit den Parlamentswahlen Anfang Juni um 4,5 Prozent in Euro zu; seit Jahresbeginn sogar um 20 Prozent. Demgegenüber fiel die Performance der Schwellenländer Lateinamerikas im laufenden Jahr mit 5,9 Prozent recht mager aus. Die Erholung der Wirtschaft Mexikos in den vergangenen Quartalen ist hauptsächlich der wirtschaftlichen Dynamik in den USA geschuldet, mit 83 Prozent Exportanteil mit Abstand Mexikos wichtigster Handelspartner. Zwischenzeitlich könnte das US-Wachstum seinen Höhepunkt jedoch erreicht haben, sodass die weitere Entwicklung der mexikanischen Wirtschaft vor allem vom heimischen Dienstleistungssektor abhängen dürfte. Die Delta-Variante des Coronavirus und das schleppende Impftempo mit bisher nur 21 Prozent vollständig Geimpften könnten neuerliche Lockdowns erforderlich machen und infolge dessen das Ertragswachstum der Unternehmen bremsen. In diesem Fall wären die Kurspotenziale zumindest in den kommenden Monaten begrenzt und auch Kursrücksetzer würden mich nicht überraschen. Zunächst ist also Zurückhaltung angebracht.