Die Kommunistische Partei Chinas feiert ihr 100-jähriges Bestehen, US-Banken dürften in den kommenden Wochen Auszahlungen in Milliardenhöhe ankündigen, und britische Unternehmen dürften in starkem Maße vom globalen Aufschwung profitieren.
100 Jahre Kommunistische Partei Chinas
Rund 91 Millionen Mitglieder hat die Kommunistische Partei Chinas (KPCh), deren Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag am 1. Juli beginnen. Vor allem in den vergangenen zehn Jahren hat China eine beeindruckende wirtschaftliche Entwicklung zurückgelegt. 2020 erreichte das Bruttoinlandsprodukt mit rund 14,47 Billionen US-Dollar einen neuen Rekordwert und hatte sich somit innerhalb von zehn Jahren mehr als verdoppelt.
Bereits jetzt ist China damit die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Allerdings besteht weiterhin ein großer Spalt zwischen einer wachsenden Zahl von Milliardären, der Mittelschicht sowie der sehr armen Landbevölkerung und Wanderarbeitern. Das Bruttoinlandsprodukt umgerechnet pro Kopf betrug 2020 in China lediglich knapp 10.500 US-Dollar verglichen mit 63.000 US-Dollar in den USA und 45.000 US-Dollar in Deutschland und weist noch erhebliches Nachholpotenzial auf. Der Wohlstandszuwachs der vergangenen Jahre wurde dabei oft durch teure Investitionsprogramme für Flughäfen, Autobahnen, Hochgeschwindigkeitszüge und Ähnliches erkauft und basierte zudem auf einer starken Exportindustrie.
Chinas strategischer Plan
China, ehemals die „Werkbank der Welt“, setzt zunehmend auf ein stärker durch die Binnennachfrage getriebenes Wirtschaftswachstum sowie auf einen größeren Anteil an der internationalen Wertschöpfung. Ein breit angelegtes Wohlstandswachstum setzt eine höhere Arbeitsproduktivität voraus. Daher plant China, zehn ausgewählte Schlüsselindustrien im Rahmen der „Made in China 2025“-Strategie effizienter und nachhaltiger aufzustellen. Hierzu gehören unter anderem Biomedizin, Luft- und Raumfahrttechnik, IT und Kommunikationstechnologien sowie Elektromobilität. Die Kapitaleffizienz soll durch Entwicklung des Finanzdienstleistungssektors ebenfalls gesteigert werden. Indem privaten Haushalten der Zugang zu Pensionsplänen und Versicherungen erleichtert wird, soll die mit 30 Prozent im internationalen Vergleich hohe Sparquote sukzessive zugunsten der Binnennachfrage abgebaut und China als Absatzmarkt für ausländische Unternehmen attraktiver gemacht werden. Durch die signifikante Steigerung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit will sich China bis 2049 – zum 100-jährigen Bestehen der Volksrepublik – als führende Industrienation an der Weltspitze etablieren.
US-Banken: Dividenden in Sicht
Die US-Notenbank Fed hatte vergangene Woche angesichts der positiven Ergebnisse des Banken-Stresstests die Covid-19-Beschränkungen für Dividenden und Aktienrückkäufe der US-Finanzinstitute aufgehoben. Diese dürften in den kommenden Wochen nun Auszahlungen in Milliardenhöhe ankündigen. Mittel dafür haben sie mehr als ausreichend: Im Schnitt liegen die Kapitalpuffer rund drei Prozentpunkte über den Anforderungen der Aufseher. Die Institute der Eurozone verfügen sogar über noch größere Polster von durchschnittlich 5,5 Prozent. Dennoch wird die Europäische Zentralbank (EZB) voraussichtlich erst Ende September zu ihren üblichen Regeln für Ausschüttungen zurückkehren. Die Branche dürfte dennoch davon profitieren – denn einerseits ist das grüne Licht der Aufseher eine wichtige Bestätigung der verbesserten Bilanzqualität der Geldhäuser; andererseits lassen höhere Dividenden Bankaktien für Anleger interessanter erscheinen, was die Finanzierungskosten der Institute mittelfristig senken könnte.
Gute Ertragsaussichten für britische Unternehmen
Die Umsatzrentabilität britischer Unternehmen ist in der Coronavirus-Krise deutlich eingebrochen: 2020 sank das Verhältnis der Bruttogewinne – der Jahresüberschuss vor Steuern – zu den Umsätzen von 20,3 Prozent auf 19,5 Prozent. Sie befinden sich damit nur noch knapp oberhalb des Tiefstands von rund 19 Prozent in den vergangenen 20 Jahren. Ich rechne aber mit einer Erholung in diesem Jahr. Durch ihre zyklische Ausrichtung und ihre starke Exportorientierung werden britische Unternehmen in starkem Maße vom globalen Aufschwung profitieren. Zwar könnten steigende Kosten infolge höherer Rohstoffpreise weiter auf der Rentabilität lasten, doch offensichtlich können die Unternehmen dies durch eine Anhebung der Verkaufspreise gut kompensieren; der entsprechende Teilindex des Einkaufsmanagerindex stieg im Mai auf ein Rekordhoch. Der Nachsteuergewinn britischer Unternehmen je Aktie könnte daher in diesem Jahr um 67 Prozent steigen und sich damit deutlich stärker erholen als im globalen Durchschnitt. In Verbindung mit einer relativ günstigen Bewertung halte ich Aktien aus dem Vereinigten Königreich daher für interessant.
