Gold verzeichnet den stärksten Monat seit vergangenem Juli, Aktien spanischer Stromversorger geraten unter Druck, und Aktien des europäischen Transport- und Logistiksektors steigen.

Gold zeigt Stärke

Für Gold war der Mai mit einem Plus in Höhe von 7,6 Prozent in US-Dollar der stärkste Monat seit vergangenem Juli. Neben robuster Nachfrage für börsengehandelte Produkte erhöhten spekulativ orientierte Investoren ihre Kaufpositionen an den US-Terminbörsen auf das höchste Niveau seit Beginn des Jahres. Das gelbe Metall profitierte zum einen von dem im Monatsverlauf abwertenden US-Dollar, der Gold für Käufer außerhalb der USA vergünstigte. Zudem sprangen sowohl die Verbraucher- als auch die Erzeugerpreise in den USA sowie in Deutschland auf Mehr-Jahres-Höchststände und lösten dadurch bei manchem Anleger Inflationssorgen aus. Entscheidend für die Goldpreise sind jedoch nicht die Verbraucherpreis-Steigerungen an sich, sondern die Realzinsen, die seit Mitte März gefallen sind. Zwar profitieren die Goldnotierungen momentan davon, dass sowohl die US-Notenbank als auch die Europäische Zentralbank keinen Zweifel daran lassen, in naher Zukunft keine Leitzinserhöhungen vorzunehmen. Anleger dürften bei den Sitzungen beider Notenbanken Mitte Juni dennoch genau auf deren Signale zur Geldpolitik achten. Hinweise auf den Beginn einer restriktiveren Geldpolitik dürften die Goldrally vermutlich ausbremsen.

Spanische Energieversorger unter Druck

Aktien spanischer Stromversorger gerieten Anfang der Woche unter Druck. Grund waren Medienberichte über einen Gesetzesentwurf zur Entlastung spanischer Haushalte, die infolge steigender CO2-Preise über höhere Energiekosten klagen. Der Entwurf sieht eine Kürzung der Margen vor, die Betreiber großer Atom- und Wasserkraftwerke erwirtschaften, die vor 2005 ans Netz gegangen waren. Insgesamt möchte Madrid so jährlich eine Milliarde Euro erheben, die an die Haushalte zurück fließen sollen. Experten schätzen, dass die Gewinne spanischer Stromversorger dadurch um bis zu zehn Prozent sinken könnten. Allerdings könnte der Gesetzesentwurf auf Widerstand im Parlament sowie von der EU stoßen und möglicherweise entschärft werden. Schließlich wären insbesondere Unternehmen betroffen, denen auf dem Weg zur Klimaneutralität 2050 eine Schlüsselrolle zukommt. Solange die Gesetzeslage jedoch ungeklärt ist, könnten Aktien der Branche unter Druck bleiben.

Starke Daten aus der Schweiz

Großen medialen Widerhall erfuhr die Meldung, dass die Schweizer Regierung nach sieben Jahren zäher Verhandlungen die Gespräche mit der Europäischen Union (EU) über den Abschluss eines institutionellen Rahmenabkommens abgebrochen hat. Kurzfristig dürften die gescheiterten Verhandlungen keine deutlichen Auswirkungen haben, mittelfristig könnte es den Export von Gütern aus der Schweiz in die EU erschweren. Aktuell sieht die Welt in der Schweiz aber noch rosig aus. Der sogenannte KOF-Frühindikator – der als Gradmesser der zeitnahen zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung gilt – schoss entgegen der Erwartungen sehr dynamisch auf ein Allzeithoch. Der Einkaufsmanagerindex der Industrie – ein weiterer Frühindikator – notiert ebenfalls auf Rekordniveau.
 
Der Leitindex der Züricher Börse – der Swiss Market Index (SMI) – zeigt sich daher von dem diplomatischen Rückschlag unbeeindruckt und kletterte stattdessen in den Folgetagen auf neue Rekordhochs. Eine von vielen Analysten prognostizierte leichte Abschwächung des Schweizer Franken über die Sommermonate könnte der exportorientierten Industrie sogar zusätzlichen Schub verleihen.

Aktien Europa: Transport- und Logistiksektor hoch bewertet

In den vergangenen drei Monaten legten Aktien des europäischen Transport- und Logistiksektors 24 Prozent zu – so viel wie kein anderer Sektor im MSCI Europe. Kein Wunder, schließlich gehören die Unternehmen zu den großen Gewinnern der dynamischen Erholung des Welthandels. Wie groß die Nachfrage nach Transportdienstleistungen ist, zeigt der Anstieg der Kosten für Containerfracht eindrücklich. Vergangene Woche kletterte der Preis für die Verschiffung eines 40-Fuß-Containers von Shanghai nach Rotterdam erstmals über 10.000 US-Dollar. Der Preisanstieg zum Vorjahr liegt inzwischen bei sage und schreibe 485 Prozent. Die herausragende Auftragslage der Unternehmen ist am Markt jedoch zunehmend eingepreist. Gemessen an Kurs-Gewinn- und Kurs-Buchwert-Verhältnis sowie an der Dividendenrendite lag die relative Bewertung des Sektors nur an zehn Prozent der Handelstage in den vergangen zehn Jahren höher als heute. Zudem haben die Analysten ihre Gewinnprognosen für Unternehmen anderer Branchen zuletzt deutlicher angehoben als für Transport-Konzerne. Daher erwarte ich, dass der Sektor in den kommenden Wochen an Momentum verlieren dürfte.