ESG-Aktienfonds verzeichnen in den ersten vier Monaten des Jahres Mittelzuflüsse von 166 Milliarden US-Dollar, zehnjährige Bundesanleihen rentieren jüngst so nah an der Nulllinie wie zuletzt vor zwei Jahren, und ausländische Investoren kehren an die Anleihe- und Aktienmärkte Indiens zurück.
Was Anleger bei nachhaltigen Geldanlagen beachten sollten
Dass Anleger in ihren Investmententscheidungen verstärkt ökologische und soziale Faktoren sowie Aspekte solider Unternehmensführung (ESG) berücksichtigen, liegt voll im Trend. In den ersten vier Monaten des Jahres verzeichneten ESG-Aktienfonds Mittelzuflüsse von 166 Milliarden US-Dollar. Anleger sollten jedoch berücksichtigen, dass die meist verbreiteten ESG-Strategien – wie etwa der Ausschluss von Unternehmen mit niedrigem ESG-Wert oder mit einem Geschäftsmodell, das nicht mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen vereinbar ist – zu einer relativ einseitigen Portfolioaufstellung führen können. Denn diese Auswahlverfahren bevorzugen in der Regel Großkonzerne sowie Wachstums- und Qualitätsaktien; Neben- sowie Substanzwerte schaffen den Sprung in die Indizes hingegen seltener. Dieser Selektions-Bias ist einer der Gründe, weshalb ESG-Fonds im laufenden Jahr teilweise schlechter abschneiden als der Gesamtmarkt. Der MSCI Europe ESG Leaders Index liegt beispielsweise knapp zwei Prozentpunkte hinter dem MSCI Europe zurück. Langfristig spricht aus meiner Sicht jedoch wenig gegen „Qualität“ im Portfolio – insbesondere sobald der in vieler Hinsicht einzigartige Coronavirus-Zyklus der Vergangenheit angehört.
Summe der Euro-Anleihen mit negativen Renditen schrumpft
Zehnjährige Bundesanleihen rentieren kürzlich mit rund minus 0,075 Prozent so nah an der Nulllinie wie zuletzt vor zwei Jahren. Ein Sprung zurück in positives Territorium würde den Trend einer stark rückläufigen Anzahl negativ rentierender europäischer Anleihen von Emittenten guter Bonität verstärken. Deren Anteil am gesamten Bestand ist seit Jahresbeginn von 76 auf 50 Prozent gefallen, bei Unternehmensanleihen von 50 auf 30 Prozent, bei Unternehmensanleihen mit einer Laufzeit von fünf bis zehn Jahren gar von 39 auf 3,5 Prozent. Zwar dürften viele Anleger sich über zukünftig wieder positive Renditen freuen, sollten dabei aber das Risiko von Kursverlusten bei Verkauf vor Fälligkeit nicht außer Acht lassen. Zum Beispiel erlitt die im vergangenen Jahr emittierte einhundertjährige Staatsanleihe Österreichs durch den Renditeanstieg einen Kursverlust von 40 Prozent innerhalb von sechs Monaten. Da mit der erwarteten wirtschaftlichen Erholung der Eurozone und möglicherweise steigenden Inflationserwartungen die Kapitalmarktzinsen weiter ansteigen könnten, sind weitere Kursverluste möglich.
Logistikimmobilien im Aufschwung
Investitionen in europäische Logistikimmobilien verzeichneten Anfang 2021 mit knapp elf Milliarden Euro den bisher höchsten Stand in einem Jahresauftaktquartal. Kein Wunder, dass die Objekte bei Investoren so beliebt sind. Denn im Vergleich zu anderen Segmenten des gewerblichen Immobilienmarktes sind Logistikimmobilien deutlich besser durch die Pandemie gekommen. Trotz erster Lockerungen leidet der stationäre Einzelhandel in fast allen europäischen Staaten nach wie vor unter Beschränkungen, ein Ende des Booms beim Onlinehandel ist daher nicht in Sicht. Zusätzliche Impulse erhält die Nachfrage nach Logistikimmobilien von einer starken Konjunkturerholung – die Weltwirtschaft könnte 2021 im Vorjahresvergleich um gut fünf Prozent, der Welthandel um etwa acht Prozent wachsen. Dementsprechend sind Logistikflächen sehr gefragt; die Leerstandsquote an europäischen Standorten sank zuletzt auf einen Tiefststand von durchschnittlich vier Prozent. Ich sehe daher eine gute Chance für weiter steigende Mieten in diesem Jahr. Obwohl die Mietrendite im Durchschnitt zuletzt etwas gesunken ist, bleibt sie mit etwa vier Prozent für Investoren weiterhin interessant.
Indien: Höhepunkt der Covid-19-Pandemie überwunden?
Indien wurde hart von der zweiten Coronavirus-Welle getroffen; seit dem 7. Mai halbierten sich aber die Neuinfektionen bis auf 222.000 am Pfingstmontag. Die Märkte hatten diese Entwicklung antizipiert: Als die Fallzahlen von einem niedrigen Ausgangsniveau Ende März langsam anstiegen, verlor die Indische Rupie zum US-Dollar bis zum 22. April rund vier Prozent an Wert; am 23. April kehrte sich der Trend wieder um und die Indische Rupie gewann seitdem mehr als drei Prozent zurück. Grund hierfür ist, dass ausländische Investoren Ende April als Käufer an die Anleihe- und Aktienmärkte Indiens zurückkehrten, nachdem sie seit Mitte März massiv indische Anleihen verkauft hatten. Die Rendite zehnjähriger indischer Staatsanleihen liegt mit rund sechs Prozent schließlich gut dreieinhalbmal so hoch wie in den USA. Ausländische Anleger erwarben zudem in der vergangenen Woche indische Aktien im Gegenwert von 394 Millionen US-Dollar, was auch auf den global zunehmenden Konjunkturoptimismus zurückzuführen ist.
Insbesondere die konjunkturabhängigen Titel der Sektoren Finanzindustrie und Rohstoffe – die 38 Prozent beziehungsweise 15 Prozent der Marktkapitalisierung des Leitindex Nifty 50 ausmachen – profitieren momentan von diesen Zuflüssen, sodass der Index bald auf sein Allzeithoch vom Februar zurück klettern könnte.
