Bei US-Staatsanleihen drohen weitere Verluste, der deutsche Büroimmobilienmarkt sollte die Krise schnell überwinden, und Chinas Internetriesen ziehen einen ganzen Index nach unten.
Inflationsrisiken bei US-Anleihen
In den USA haben die langfristigen Inflationserwartungen seit März 2020 stark zugelegt. Ablesen lässt sich dies an der Differenz zwischen nominaler und inflationsindexierter Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen, die aktuell bei 2,5 Prozent liegt – nach 0,55 Prozent vor 14 Monaten. Marktteilnehmer blicken daher gebannt auf die Veröffentlichung der US-Konsumentenpreise für April am heutigen Nachmittag. Erwartet wird ein Plus von 3,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Verantwortlich dafür sind Lieferkettenengpässe und boomende Rohstoffmärkte. Außerdem schürt das sechs Billionen US-Dollar schwere US-Fiskalpaket Inflationsphantasien, ebenso wie 1,5 Billionen US-Dollar zusätzliche Ersparnisse der Haushalte, die den Konsum stützen. Da die US-Notenbank nach eigenen Aussagen überschießende Inflation tolerieren wird, drohen bei US-Staatsanleihen weitere Verluste. Ich ziehe daher Sachwerte als Anlage vor.
Homeoffice: zurück ins Büro?
Schon vor der Pandemie erfreute sich das Homeoffice in Deutschland wachsender Beliebtheit. Arbeiteten in den 1990er-Jahren nur etwa zwölf Prozent aller Beschäftigten außerhalb eines vom Arbeitgeber bereitgestellten Büros, waren es Ende 2019 bereits rund 28 Prozent. Während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 sprang der Anteil auf 35 Prozent. Wegen der aktuellen Verpflichtung zum Homeoffice könnte sich die Quote dem geschätzten maximalen Potenzial von 45 Prozent annähern. Mit dem Auslaufen der Bundesnotbremse Ende Juni und rückläufigen Infektionszahlen dürfte der Anteil wieder deutlich abnehmen, auch weil viele Beschäftigte das Arbeiten im Büro und den persönlichen Kontakt zu Kollegen vorziehen. Aus diesem Grund erwarte ich durch das Homeoffice nur begrenzte Auswirkungen auf die Flächennachfrage, zumal die Zahl der Bürobeschäftigten auch hierzulande stetig wächst. Der deutsche Büroimmobilienmarkt sollte die Krise daher schnell hinter sich lassen. Obwohl einige Standorte noch mit Leerständen und Mietrückgängen zu kämpfen haben, sind in einzelnen Metropolen bereits erste Anzeichen einer Stabilisierung der Nachfrage erkennbar.
Europäischer Stahl verteuert sich weiter
Nach einer weiteren Preiserhöhung wechselt eine Tonne europäischen Stahls der Sorte HRC (Hot Rolled Coil) nun für 1.050 Euro je Tonne den Besitzer – und damit in Summe um 470 Euro mehr pro Tonne seit November letzten Jahres. Mit den steigenden Preisen einher geht eine signifikante Erhöhung der durchschnittlichen Marge zwischen den Verkaufspreisen des HRC-Stahls und den Kosten der Rohmaterialien auf rund 600 Euro pro Tonne. Dies ist das Dreifache des langjährigen Durchschnitts – und das trotz des Rekordniveaus des zur Herstellung benötigten Eisenerzes. Eurofer, der Wirtschaftsverband der europäischen Eisen- und Stahlindustrie, erwartet, dass der Verbrauch von Stahl in der Europäischen Union 2021 um 11,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ansteigen sollte. Damit hätte die Nachfrage aber noch nicht das Niveau vor der Corona-Pandemie erreicht, sodass bei einer starken Konjunkturerholung weitere Nachfrageschübe möglich erscheinen. Die Stahlpreise und Gewinnmargen der Stahlhersteller könnten sich kurzfristig weiter erhöhen, weshalb die Aktienkurse noch weiteres Potenzial haben dürften. Ein Risiko besteht darin, dass viel Optimismus bereits eingepreist sein sollte.
Aktien der Schwellenländer enttäuschen
Der Schwellenländer-Aktienindex MSCI Emerging Markets hat 2021 in Euro bislang ein Plus von 5,3 Prozent erzielt und damit rund sieben bis acht Prozentpunkte schlechter abgeschnitten als der S&P 500 und der STOXX Europe 600.
Während die Wachstumsprognosen für die meisten Industrienationen im Laufe des Jahres nach oben korrigiert wurden, gilt für viele Schwellenländer infolge sich verzögernder Impffortschritte genau das Gegenteil. Dass auch Chinas Wachstum hinter den Erwartungen zurückblieb, lag vor allem an der abnehmenden Dynamik des Dienstleistungssektors im ersten Quartal. Die Ankündigung Chinas Mitte Februar, seine Internetgiganten stärker zu regulieren, schmälerte deren Gewinnaussichten. Ihre Aktienkurse gaben deutlich nach und zogen den MSCI EM mit nach unten. Da die Unsicherheiten in der nächsten Zeit Bestand haben dürften, könnte die Schwäche der Schwellenländer noch etwas anhalten. Sollten im zweiten Halbjahr die Impfgeschwindigkeit zunehmen und die Folgen der chinesischen Regulierung klarer werden, könnten Schwellenländeraktien verlorenes Terrain wiedergutmachen.
