Die EU begibt so viele Anleihen wie nie zuvor, der TOPIX fällt im ersten Halbjahr weit hinter andere Leitindizes zurück, und der Lockdown in Malaysia geht in die Verlängerung.

Anleihen: EU-Papiere gefragt

Die Europäische Union (EU) begibt infolge der Coronavirus-Krise so viele Anleihen wie nie zuvor. Zur Refinanzierung des Wiederaufbaufonds sind bis Ende des Jahres neue Bonds über 80 Milliarden Euro geplant, bis 2026 könnten es insgesamt 800 Milliarden Euro werden. Im Juni wurden bereits drei Anleihen im Gesamtvolumen von 35 Milliarden Euro platziert. Die Bonds stoßen bei Investoren auf reges Interesse, auch weil sie gegenüber Bundesanleihen einen Renditeaufschlag von 0,2 bis 0,36 Prozentpunkten bieten – bei der ersten Anleihe war die Nachfrage gut siebenmal höher als das Angebot. Da bonitätsstarke Mitgliedsstaaten wie Deutschland und die Niederlande über den EU-Haushalt für die Rückzahlung der EU-Bonds indirekt mithaften, gelten sie als relativ sicher. Auch ist das Volumen der einzelnen Anleihen ähnlich hoch wie das europäischer Staatsanleihen, was sie für institutionelle Anleger wie Banken, Versicherungen und Fonds mit großen Handelsvolumina interessant macht. Trotz des Renditeaufschlags gegenüber Bundesanleihen bleibe ich vorsichtig. Sollte das Zinsniveau allgemein steigen, drohen auch bei EU-Anleihen Kursverluste.

Japan: Erholung gewinnt an Fahrt

Japans Leitindex TOPIX lag mit einem Kursanstieg von nur 7,5 Prozent im ersten Halbjahr weit hinter den Aktienindizes anderer Industrieländer. Das dürfte auch mit der bisher eher zähen Konjunkturerholung des Landes zusammenhängen, was in Verbindung mit einer schleppend angelaufenen Impfkampagne die Stimmung am dortigen Markt gedämpft hat.
 
Laut dem gestern veröffentlichten Tankan-Bericht der Notenbank hat der Aufschwung im zweiten Quartal jedoch weiter an Fahrt aufgenommen; demzufolge verbesserte sich die Stimmung großer Industrieunternehmen noch einmal deutlich und war so gut wie seit über zwei Jahren nicht mehr. Optimistisch stimmt vor allem, dass die Firmen für das laufende Fiskaljahr eine Ausweitung ihrer Investitionen um fast zehn Prozent prognostizieren. Ohne eine solche Zuversicht im Hinblick auf die künftige Ertragsentwicklung würden sie kaum eine derart starke Ausweitung ihrer Investitionen planen. Meine Hoffnung wächst, dass im zweiten Halbjahr mithilfe des konjunkturellen Rückenwinds aus der Heimat nun endlich auch der japanische Aktienmarkt durchstartet – zumal eine starke globale Nachfrage die Erträge exportorientierter Unternehmen in Japan weiterhin stützen sollte.

Rohstoffe: Preisanstieg setzt sich fort

Viele Rohstoffproduzenten werden das erste Halbjahr 2021 in guter Erinnerung behalten. Öl der US-Sorte WTI stieg um 52 Prozent, die Nordseesorte Brent legte um 45 Prozent zu. Auch Industriemetalle wie Aluminium und Kupfer verteuerten sich um mehr als 20 Prozent. Eisenerz kletterte an den Börsen Asiens fast 50 Prozent aufwärts, Palladium machte knapp 20 Prozent gut. Die teils deutlichen Verteuerungen der Rohstoffe basieren darauf, dass die Weltkonjunktur dort, wo die Coronavirus-Pandemie eingedämmt wird, stark anzieht und das Angebot an vielen Rohstoffen mit der Nachfrage nicht Schritt halten kann. Gerade Industriemetalle sollten von den geplanten Infrastrukturmaßnahmen und auch von der Umstellung auf Elektromobilität und auf Erneuerbare Energien profitieren. Zwar dürften viele dieser Erwartungen bereits eingepreist sein, und einige Industrie- und Edelmetalle handeln aktuell ein ganzes Stück unter ihren Jahreshochs; allerdings könnten die meisten Rohstoffe unter den üblichen zwischenzeitlichen Preiskorrekturen durch die starke Nachfrage mittelfristig noch weiteres Potenzial besitzen. Für Kupfer zum Beispiel wird für dieses Jahr ein Angebotsdefizit von 385.000 Tonnen erwartet.

Malaysia: Lockdown geht in die Verlängerung

Malaysia ist neben Indien das Land in Asien, das am härtesten von Covid-19 betroffen ist. Zu Beginn dieser Woche wurde der landesweite Lockdown verlängert, der am 1. Juni in Kraft trat und eigentlich am Montag hätte enden sollen. Und zwar so lange, bis die Anzahl der Neuinfektionen unter 4.000 pro Tag sinkt (aktuell circa 6.000). Der Lockdown kostet die dortige Wirtschaft rund eine Milliarde Malaysische Ringgit pro Tag, also etwa 200 Millionen Euro. Zwar schnürte die Regierung unter Premierminister Muhyiddin Yassin bereits drei Fiskalpakete zur Unterstützung der Konjunktur; das Wirtschaftswachstum dürfte aber deutlich hinter den früheren Prognosen der Regierung von rund sechs Prozent zurückbleiben und erst im vierten Quartal anziehen. Finanzinstitute, die unter der schwachen Konjunktur leiden, machen rund 33 Prozent der Marktkapitalisierung des Leitindex der Börse von Kuala Lumpur aus. Nicht weiter verwunderlich ist somit, dass dieser seit Jahresbeginn etwa fünf Prozent nachgegeben hat. Da mittlerweile aber auch in Malaysia die Impfkampagne an Fahrt aufnimmt, die Exporte stark zugelegt haben und die Notenbank auf absehbare Zeit bei ihrer expansiven Geldpolitik bleiben sollte, könnte sich das Bild spätestens im Herbst zum Positiven wenden.