Die Ankaufprogramme der Notenbanken verknappen das Angebot am Staatsanleihemarkt, die Büromieten an den großen deutschen Standorten steigen weiter, und der Magnesiumpreis steigt in Europa seit Jahresbeginn um mehr als 200 Prozent.
Bundesanleihen knapp
Der Anteil der in Streubesitz befindlichen Staatsanleihen ist wegen der umfangreichen Ankaufprogramme der Notenbanken in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen. Werden neben den Beständen der Zentralbanken auch die Bestände anderer langfristig orientierter Käufer wie Pensionsfonds und Versicherungen berücksichtigt, bleiben bei Bundesanleihen für andere Anleger inzwischen weniger als zehn Prozent des ausstehenden Gesamtvolumens übrig. Auch bei britischen Staatsanleihen sind es nur knapp 20 Prozent, bei japanischen unter 30 Prozent und bei US-Treasuries noch gut 50 Prozent. Die umfangreichen Anleihebestände der Notenbanken bewirken eine Verknappung des am Markt verfügbaren Angebots an Staatsanleihen, was die Renditen latent dämpft. Ich erwarte daher, dass die laufende Verzinsung von Bundesanleihen selbst bei einem Zurückfahren der Anleihekäufe durch die Notenbanken in den kommenden Jahren nicht sprunghaft ansteigen wird. Renditeorientierte Anleger sollten sich also weiterhin nach Alternativen umschauen.
Büroflächen in Deutschland wieder gefragt
Die Büromieten an den großen deutschen Standorten sind im dritten Quartal weiter gestiegen, besonders starke Zuwächse waren in Berlin und in München zu verzeichnen. Im Gesamtjahr 2021 könnte sich der Mietzuwachs auf drei Prozent belaufen, nach 1,7 Prozent im Jahr 2020. Treiber des Anstiegs ist eine starke Erholung der Flächennachfrage; im dritten Quartal lag der Bedarf an neuen Büros um 40 Prozent höher als im Vorjahr. Zwar ist der Vorkrisenstand noch nicht wieder erreicht, dank einer positiven Beschäftigungsentwicklung dürfte die Nachfrage nach Büroflächen aber weiter anziehen. Ein überdurchschnittliches Wachstum in Deutschland und der anhaltende Trend zur Büroarbeit sollten ausreichen, um die von einer stärkeren Nutzung des Homeoffice ausgehenden dämpfenden Effekte zu kompensieren. Vor diesem Hintergrund erwarte ich eine weiterhin positive Entwicklung am deutschen Büroimmobilienmarkt, der angesichts einer Mietrendite von annähernd drei Prozent für Anleger vergleichsweise interessant bleibt.
US-Inflationsraten bleiben hoch
Die Preissteigerungsraten in den USA sind aktuell hoch und könnten es laut Investoren auch über dieses Jahr hinaus bleiben. Die von inflationsgesicherten Staatsanleihen abgeleiteten Inflationserwartungen für die kommenden fünf Jahre haben ein Rekordhoch erreicht. Sie stehen mit fast drei Prozent so hoch wie noch nie seit Beginn der Messung 1997. Anhaltender Inflationsdruck dürfte die US-Notenbank Fed dazu bewegen, die Zinsen schneller anzuheben als bisher gedacht. Höhere Leitzinsen in naher Zukunft würden Aufwärtspotenzial für Anleiherenditen bedeuten, insbesondere von Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit. Von Investments in US-Staatsanleihen mit kürzeren Laufzeiten rate ich in diesem Umfeld also eher ab.
Magnesiumangel belastet Europas Industrie
Der Magnesiumpreis steigt in Europa seit Jahresbeginn bis dato um mehr als 200 Prozent. Das liegt vor allem an der starken Abhängigkeit der Europäischen Union (EU) von Magnesiumimporten aus China sowie an der dortigen Stromkrise.
Das Reich der Mitte ist für rund 85 Prozent der globalen Jahresproduktion von Magnesium verantwortlich; 95 Prozent des von Europa importierten Magnesiums stammen von dort. Die Magnesiumherstellung ist mit 35 Megawattstunden je Tonne sehr energieintensiv und der Strom in China momentan sehr knapp. Die Stadtbehörde von Yulin – Chinas Zentrum der Magnesiumherstellung – hat daher angeordnet, bis Ende des Jahres etwa 70 Prozent der Hütten zu schließen sowie die Produktion in den verbleibenden um die Hälfte zu senken. Dies könnte chinesische Magnesiumexporte in die EU zumindest bis Ende des Jahres spürbar reduzieren. Da Magnesium für die Leichtmetallherstellung unverzichtbar ist, wären Europas Aluminium- und Stahlproduzenten direkt betroffen. Knappes und teures Aluminium dürfte aber beispielsweise auch die Umsatz- und Gewinnerwartungen von Autobauern und Bauunternehmen senken. Mögliche daraus resultierende Kursrücksetzer könnten entsprechend risikobereite Anleger allerdings zum Einstieg nutzen.
