• Heute Vormittag hat das Münchner ifo-Institut aktuelle Ergebnisse seiner Konjunkturumfrage unter rund 9.000 deutschen Unternehmen veröffentlicht. Auch zum Ende des Jahres hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft weiter verschlechtert. Das ifo-Geschäftsklima für die gewerbliche Wirtschaft reduzierte sich auf nur noch 94,7 Punkte und fiel damit deutlich unter das Vorkrisenniveau zurück. Gemessen an den ohnehin schon verhaltenen Prognosen der zuvor befragten Analysten und Volkswirte muss man von einer negativen Überraschung sprechen. Auch für den deutschen Aktienmarkt waren die Zahlen offenbar eine eiskalte Dusche, nach Veröffentlichung der Zahlen sackte der DAX sogar kurzfristig unter die Marke von 15500 Punkten.

•    Wie schon in den letzten drei Monaten werden sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Geschäftserwartungen schlechter als im Vormonat beurteilt. Die Geschäftserwartungen reduzierten sich auf 92,6 Punkte, womit der Ausblick der Unternehmen praktisch auf die im letzten Winter markierten Tiefststände zurückgefallen ist.


•    Im Dezember ging es nun auch für die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage steiler abwärts, die Lagekomponente sank auf 96,9 Punkte. Im laufenden Monat schlagen vollständig die Belastungen durch die vierte Corona-Welle durch, vor allem der Einzelhandel und konsumnahe Dienstleistungsbereiche sind hiervon wieder betroffen. Die Corona-Maßnahmen werden wegen der hohen Infektionszahlen und Belastung der Intensivstationen sehr wahrscheinlich längere Zeit andauern.


•    Wir rechnen sogar mit weiteren Einschränkungen im Laufe dieses Winters. Die derzeitige vierte Welle ist noch von der Delta-Variante dominiert, es droht jedoch perspektivisch eine Ablösung durch die neue Virusvariante Omikron. Diese hat sich in anderen Ländern als sehr ansteckend erwiesen und wird neben Anstrengungen bei den Impfungen (Boostern) sehr wahrscheinlich auch weitere Kontaktreduktionen erforderlich machen.

•    Der ifo-Geschäftsklimaindex folgt damit erwartungsgemäß den schlechten Vorgaben der Umfragen von sentix und ZEW. Diese hatten als erste deutsche Frühindikatoren die hohe Unsicherheit infolge der Nachrichten zur neuen Coronavirus-Variante Omikron berücksichtigen können und bereits am Monatsanfang eine deutliche Eintrübung der Konjunkturaussichten ergeben. Selbst für den Fall, dass sich die Eigenschaften von Omikron in den kommenden Monaten doch als günstiger als befürchtet herausstellen sollten, ist zumindest über den Stimmungskanal eine dämpfende Wirkung für die deutsche Konjunkturentwicklung bereits eingetreten.

•    Die wirtschaftlichen Perspektiven differieren in diesem Winter wieder stärker zwischen den einzelnen Sektoren. Das Geschäftsklima in der Industrie ist gegen den Trend sogar etwas gestiegen, obwohl sich Liefer- und Materialengpässe zuletzt eher noch einmal verschärft haben. Ausschlaggebend für die Verbesserung der Stimmung waren denn auch die positiven Erwartungen, dank eines nochmal gewachsenen Auftragspolsters. Auch der gestern gemeldete Markit Einkaufsmanagerindex Industrie war noch einmal erstaunlich robust ausgefallen, während die ifo-Erhebung und der Markit PMI Services einen Einbruch der Stimmung bei den Dienstleistern belegen.


•    Fazit: Die Stimmung in den deutschen Unternehmen nähert sich zum Jahresende dem Frostbereich. Der ifo-Geschäftsklimaindex sinkt im Dezember deutlich auf 94,7 Punkte zurück, die aktuelle Lage und die Erwartungen werden schlechter beurteilt. Corona verdirbt mit der vierten Welle und der neuen Omikron-Variante Dienstleistern und Handel die Festtagsstimmung. Der konjunkturelle Aufholprozess gerät erneut ins Stocken, die deutsche Wirtschaft muss das Winterhalbjahr erneut abhaken. Die Hoffnungen ruhen wieder auf einer zügigen Erholung ab dem Frühjahr, die Erholung wird somit erneut verschoben. Wir bleiben bei unserer BIP-Prognose für 2022 von 3,5%, die Risiken sind aber eher abwärts gerichtet.

11.35 Uhr MEZ

2021-12-17