• Im Vorfeld der gestrigen Sitzung der Federal Reserve wurde mit Spannung erwartet, wie die Notenbank auf die zuletzt massiv gestiegenen Inflationszahlen der letzten Monate reagieren würde. Nur wenige Wochen nach dem Start des Taperings konnte von einer Beschleunigung bei der Reduzierung des Aufkaufprogramms ausgegangen werden. Zudem standen die aktualisierten Projektionen zu den wahrscheinlichen Zinsanhebungen sowie die Aussagen von Notenbankchef Jerome Powell auf der anschließenden Pressekonferenz im Fokus.
  • Wie weitgehend erwartet, wurde gestern tatsächlich ein nochmals höheres Tempo beim Tapering verkündet. Demnach wird ab Januar das bisherige Ankaufvolumen jeweils zur Mitte jeden Monats um USD 30 Mrd. reduziert (bisher: USD 15 Mrd.), so dass das Quantitative Easing bereits im März 2022 beendet sein wird. Als Begründung für diese Maßnahmen werden die hohe Inflation und der stärkere Arbeitsmarkt genannt, welche die Notwenigkeit für eine expansive Geldpolitik deutlich verringert hätten. Zugleich ermögliche dieser Schritt, eine frühere Zinsanhebung durchzuführen.
  • Die Projektionen für die als adäquat angesehenen Leitzinsen wurden entsprechend angehoben: Den sogenannten „Dot Plots“ nach geht der Median der Gremiumsmitglieder nun von drei Zinsanhebungen in 2022 aus (bisher: eine) sowie von drei weiteren in 2023 (bisher: 2-3) und von zwei in 2024 (bisher 4-5). Das Zinsziel für Ende 2024 bleibt also fast unverändert, die Notenbanker scheinen den ansteigenden Zinspfad nun aber sehr viel früher einschlagen zu wollen.
  • Das FOMC-Statement enthielt einige Anpassungen: Wurde noch im November angegeben, dass die Faktoren für den Preisanstieg „voraussichtlich nur vorübergehend sein werden“, ist dieser Passus nun ganz gestrichen worden. Mit der Anmerkung, die Inflation habe die Marke von 2% bereits einige Zeit überschritten, so dass das Inflationsmandat erfüllt sei, bleibt quasi als „letzte Voraussetzung für eine Zinsanhebung das Erreichen von Vollbeschäftigung“ übrig. Allerdings wurde auch auf neue Varianten von Covid-19 und die damit verbundenen Risiken verwiesen.
  • In der Pressekonferenz stellte Jerome Powell klar, dass die gestiegene Inflation den Schwenk bei den nun deutlich hawkisheren „Dot Plots“ bewirkt habe – und nicht seine im November von Biden verkündete Bestätigung im Amt. Es gebe zudem schon Diskussionen über die Frage nach dem Zeitpunkt der ersten Verkäufe aus den Wertpapierbeständen. Ergebnisse dazu lägen aber noch nicht vor. Die Omikron-Variante stelle aber eine Gefahr für die Wirtschaftserholung dar.
  • Die Fed hat zuletzt die Zügel massiv angezogen. Mittlerweile erwartet jedes Gremiumsmitglied mindestens eine Zinsanhebung in 2022. Die Dot Plots und das Statement erwecken den Eindruck, dass ein erster Zinsschritt fast schon sicher ist – sogar im 1. Halbjahr. Wären da nicht die Unsicherheiten der Pandemie – die dieses Leitzinsniveau ja erst erforderlich gemacht haben – ist jetzt die erste Zinsanhebung im Juni (oder sogar März) denkbar. Hoffentlich irrt sich niemand bei den Effekten der Pandemie mit der Bezeichnung „temporary“ so sehr wie vor Kurzem noch bei der Inflation…
  • Die Finanzmärkte reagierten mit anziehenden Aktienkursen in den USA und Fernost. Die US-Zinskurve wurde steiler. Renditen zehnjähriger US-Treasuries wie der Euro blieben unverändert.
  • Fazit: Die US-Notenbank hat nochmals reagiert und wie erwartet ein höheres Tempo beim Tapering verkündet. Demnach wird ab Januar das monatliche Ankaufvolumen nochmals deutlich reduziert, so dass das Quantitative Easing bereits im März 2022 ausläuft. In den Projektionen geht der Median der Gremiumsmitglieder für 2022 nun von drei Zinsanhebungen aus (bisher eine), für 2023 von weiteren drei Zinsschritten (bisher: 2-3). Die Dot Plots und das Statement erwecken den Eindruck, dass ein erster Zinsschritt fast schon sicher ist – sogar im 1. Halbjahr. Wären da nicht die Unsicherheiten der Pandemie – die dieses Leitzinsniveau ja erst erforderlich gemacht haben – ist jetzt die erste Zinsanhebung im Juni (oder sogar März) denkbar. Hoffentlich irrt sich niemand bei den Effekten der Pandemie mit der Bezeichnung „temporary“ so sehr wie vor Kurzem noch bei der Inflation….

10.30 Uhr MEZ

2021-12-16