• Die Bank of Japan hat am aktuellen Rand erwartungsgemäß keine Veränderungen an ihrer Zinspolitik vornehmen wollen. Der traditionelle Leitzins und die Zielrendite von Staatsanleihen mit einer Restlaufzeit von 10 Jahren bleiben somit auf dem bisherigen Niveau. Diese Tatsache stellt aber wohl ebenso keine Überraschung dar, wie die Nachricht, dass abermals keine Einstimmigkeit bei den Beschlüssen der Bank of Japan erzielt werden konnte. Natürlich war es wieder einmal Goushi Kataoka, der sich der Mehrheitsmeinung der Entscheidungsträger der Notenbank in Tokio nicht anschließen wollte. Er bleibt aber – wie inzwischen fast schon üblich – ein einsamer Rufer nach einer expansiveren Ausrichtung der japanischen Geldpolitik.
  • Ebenfalls nicht völlig überraschend waren die Entscheidungen zum Sonderprogramm zur finanziellen Unterstützung der japanischen Unternehmen in der Coronavirus-Krise. Hier hatte es aufgrund der bisherigen Pläne zu einem Auslaufen dieser Maßnahme im März 2022 einen recht akuten Handlungsbedarf gegeben. Wohl auch aufgrund der neuen Omikron-Variante des Virus hat die Notenbank nun beschlossen, dieses Programm länger beizubehalten. Es soll nun Wertpapierkäufe bis September 2022 geben, welche aber ab April 2022 zurückgefahren werden. Auch diese Nachricht ist keine wirkliche Überraschung – japanische Zentralbanker verstehen sich spätestens seit den 1990er Jahren nämlich immer auch als makroökonomische Risikomanager.
  • Im Anschluss an die Notenbanksitzung betonte der Zentralbankchef Haruhiko Kuroda anlässlich der obligatorischen Pressekonferenz, dass es in Japan nicht die Inflationsrisiken geben würde, die mittlerweile in anderen Regionen der Welt beobachtet werden könnten. Bis zur Erreichung des Inflationsziels der Bank of Japan wäre noch ein gewisser Weg zu gehen. Nach der Auffassung Kurodas habe der schwächere Yen der Ökonomie Japans zuletzt klar geholfen. Er sieht entsprechend auch klare Hinweise auf eine Erholung der Wirtschaft im Land der aufgehenden Sonne. Allerdings betone Kuroda in diesem Kontext die weiterhin zu beachtenden Risiken und Unsicherheiten. Dieser Punkt scheint für die Bank of Japan von zentraler Bedeutung zu sein.
  • Grundsätzlich sind die Entscheidungen der Notenbank in Tokio natürlich nicht stützend für den Yen. Das Zinsumfeld spielt bekanntlich eine zentrale Rolle für den Devisenmarkt. Während eine steigende Zahl von Notenbanken in anderen Währungsräumen eine Straffung ihrer geldpolitischen Ausrichtung einzuleiten beginnen – und zum Beispiel in Großbritannien und Norwegen bereits die Leitzinsen angehoben wurden – spielt man in Tokio weiter auf Zeit. Allerdings kommt diese Nachricht keinesfalls überraschend für das FX-Segment. Insofern sind nun auch keine hektischen Bewegungen beim Yen zu beobachten. Der Devisenmarkt hatte ganz offensichtlich mit dem heutigen „Newsflow“ gerechnet!
  • Fazit: Die Bank of Japan hat auch zum Abschluss des Jahres 2021 keine Veränderungen an ihrer Zinspolitik vorgenommen. Diese Nachricht stellt keine Überraschung für die Finanzmärkte dar. Auch die Anpassungen am Sonderprogramm zur finanziellen Unterstützung der japanischen Unternehmen in der Coronavirus-Krise dürften kaum größere Verwunderung ausgelöst haben. Aufgrund der neuen Omikron-Variante war es naheliegend, dass die Verantwortlichen für die japanische Geldpolitik eine zeitnahe Beendigung dieser geldpolitischen Stützungsmaßnahme nicht gewünscht haben. Dabei ist zu bedenken, dass sich japanische Zentralbanker spätestens seit den 1990er Jahren immer auch in der Rolle des makroökonomischen Risikomanagers sehen!

10.00 Uhr MEZ

2021-12-17