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drei Viertel der veröffentlichten Unternehmensgewinne europäischer Konzerne liegen bisher über den Analystenprognosen, die Wirtschaft im Euroraum befindet sich um die Jahreswende herum in einer Rezession, und die Nominalrendite auf Landeswährung lautender ägyptischer Staatsanleihen mit einer Restlaufzeit von fünf Jahren liegt aktuell bei 14,95 Prozent.
Berichtssaison Europa: Unternehmenslenker optimistisch
 
Während die Quartalszahlen der US-Technologiegiganten vergangene Woche alle Erwartungen sprengten, fanden die Ergebnisse europäischer Konzerne etwas weniger Beachtung.
Dabei sind sie nicht minder beeindruckend. Drei Viertel der veröffentlichten Unternehmensgewinne liegen bisher über den Analystenprognosen, im Schnitt um 18 Prozent.
Das durchschnittliche Gewinnwachstum steht bei 41 Prozent. Zudem bestätigen die Unternehmenslenker, dass sich ihre Geschäftslage erholt. In den Telefonkonferenzen zu den Finanzergebnissen fielen die Worte „besser“ und „stärker“ bisher viermal so oft wie die Worte „schlechter“ und „schwächer“. Dass die durchschnittliche Kursreaktion auf positive Überraschungen trotzdem vergleichsweise moderat ausfällt, bestätigt indes meine Einschätzung, dass am Markt bereits viel Optimismus eingepreist ist und die Kurszuwächse in den kommenden Monaten kleiner ausfallen dürften als in den vergangenen zwölf Monaten.
Eurozone in der Rezession
 
Es ist offiziell: Die Wirtschaft im Euroraum befand sich um die Jahreswende herum das zweite Mal seit Beginn der Coronavirus-Pandemie in einer Rezession. Nach einem Rückgang von real 0,7 Prozent im vierten Quartal 2020 fiel die Wirtschaftsleistung in den ersten drei Monaten dieses Jahres im Vorquartalsvergleich um 0,6 Prozent.
 
Das war angesichts des anhaltend harten Lockdowns in vielen Mitgliedsländern unvermeidbar; in Deutschland sank das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal 2021 mit 1,7 Prozent sogar etwas stärker als erwartet. Immerhin sorgte Frankreich mit einem Plus von 0,4 Prozent für eine positive Überraschung. Die Rezession im Euroraum dürfte damit aber schon wieder beendet sein. Angesichts einer sich beschleunigenden Impfkampagne rückt der Zeitpunkt für eine Lockerung von Beschränkungen näher. Der Konsum wird auch in der Eurozone nach der Wiedereröffnung von Geschäften und Gastronomie schnell anspringen, während die europäische Industrie von einer anhaltend starken globalen Nachfrage profitiert. Ich erwarte daher schon für das zweite Quartal eine Konjunkturerholung, die im weiteren Jahresverlauf deutlich an Fahrt aufnehmen sollte.
Sparsame US-Unternehmen
 
Die meisten Unternehmen haben wegen der Corona-Rezession im vergangenen Jahr den Gürtel enger geschnallt. Die Konzerne des S&P 500 reduzierten ihre Ausgaben für Investitionen um neun Prozent, für Akquisitionen um 15 Prozent und für Aktienrückkäufe um 28 Prozent. Gleichzeitig stiegen die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung sowie für Dividenden um zwölf beziehungsweise ein Prozent. Unter dem Strich gingen die Ausgaben um 270 Milliarden US-Dollar beziehungsweise um zehn Prozent auf 2,35 Billionen US-Dollar zurück. Angesichts der Erholung von Wirtschaft und Gewinnen erwarte ich jedoch, dass die Ausgaben 2021 in allen Kategorien wieder deutlich steigen werden. Während der Löwenanteil wie üblich auf Investitionen, Akquisitionen sowie Forschung und Entwicklung entfallen dürfte, halte ich es für realistisch, dass die Konzerne insgesamt über 1,2 Billionen US-Dollar in Aktienrückkäufe und Dividenden stecken werden. Hierbei gilt es jedoch zu beachten, dass ein großer Teil dieser Summe von wenigen Großunternehmen aufgebracht wird. 2020 standen die zehn Unternehmen mit den jeweils höchsten Ausgaben für die Hälfte der gesamten Aktienrückkäufe und für ein Viertel aller Dividenden.
Ägyptische Staatsanleihen mit Kurspotenzial
 
Die Nominalrendite in Landeswährung notierter ägyptischer Staatsanleihen mit einer Restlaufzeit von fünf Jahren liegt aktuell bei 14,95 Prozent. Vor einem Jahr wurde mit 13,56 Prozent noch der tiefste Stand seit Entkoppelung des Ägyptischen Pfunds vom US-Dollar im Jahr 2016 verzeichnet. Analysten erwarten eine baldige Trendumkehr und halten sogar 12,0 Prozent zum Jahresende für möglich. Drei Gründe könnten dafür sprechen:
 
Gedämpfte Wachstumserwartungen und preis stabilisierende Maßnahmen der ägyptischen Regierung für Lebensmittel und Energie lassen für den Rest des Jahres Kontinuität in der Geldpolitik erwarten.
Hohe Realrenditen ägyptischer Kapitalanlagen sorgen für eine anhaltend hohe Auslandsnachfrage.
Die für Ende des Jahres erwartete Aufnahme ägyptischer Staatsanleihen in den führenden Index für Schwellenländerbonds könnte zusätzliche Nachfrage von insgesamt rund fünf Milliarden US-Dollar generieren.
 
Mögliche Wechselkursrisiken berücksichtigend halte ich den Markt ägyptischer Staatsanleihen verglichen mit anderen Schwellenländern momentan für relativ robust. Eine Outperformance bis Jahresende würde mich nicht überraschen.