China bietet seinen Firmen verbesserte Finanzierungsmöglichkeiten, die Risikoaufschläge von US-Unternehmensanleihen sind stark gefallen, und Palladium könnte sich dank E-Mobilität weiter verteuern.

Chinas Hochzinsanleihen: Risiken nicht ausblenden

Der globale Markt für Hochzins-Unternehmensanleihen auf US-Dollar-Basis ist rund zwei Billionen US-Dollar schwer. Die durchschnittlichen Renditeabstände dieser Anleihen zu US-Staatsanleihen gleicher Restlaufzeit (Credit Spreads) sind aktuell so gering wie zuletzt vor 14 Jahren. Doch Emissionen chinesischer Unternehmen, die insgesamt 103 Milliarden US-Dollar und somit nach den USA den zweitgrößten Länderanteil ausmachen, weisen zum Teil deutlich höhere Risikoaufschläge auf. Immerhin 52 Prozent werden mit einem Spread von zehn Prozentpunkten oder mehr gehandelt. Einen derart hohen Anteil fragwürdiger Bonitäten gab es zwar schon in den Jahren 2011 und 2012, allerdings ist das Anleihevolumen heute um das 15-Fache größer. Um die Finanzierungsmöglichkeiten der Unternehmen sowie die Liquidität der Banken zu stärken, hat die chinesische Notenbank die Mindestreservesätze heute gesenkt und damit umgerechnet 154 Milliarden US-Dollar zusätzliche Liquidität zur Verfügung gestellt. Peking dürfte zwar auch zukünftig unterstützend eingreifen, um mögliche systemische Risiken zu managen. In Einzelfällen könnten die Verantwortlichen aber Zahlungsausfälle zulassen, um Fehlentwicklungen in Unternehmen entgegenzuwirken. Anleger sollten potenzielle Ausfallrisiken also nicht von vornherein negieren.

US-Unternehmensanleihen: Anleger greifen zu

US-Unternehmen mit einem schwachen Bonitätsrating – sogenannte High Yields – haben 2020 mit 425 Milliarden US-Dollar so viele Anleihen neu begeben wie noch nie. In diesem Jahr könnte das Volumen sogar auf 450 Milliarden US-Dollar steigen. Auch Investment Grades, also Unternehmen mit einem besseren Rating, dürften sich 2021 mehr Geld am Anleihemarkt beschaffen: Mit 1,5 Billionen US-Dollar könnte das bisher zweithöchste Volumen erreicht werden. Trotz des großen Angebots haben sich die Risikoaufschläge gegenüber US-Staatsanleihen in diesem Jahr eingeengt, bei High Yields um 0,9 und bei Investment Grades um 0,1 Prozentpunkte. Denn die Nachfrage ist dank des Renditevorsprungs gegenüber anderen Währungen vor allem im Ausland groß. Bis April erwarben ausländische Investoren in diesem Jahr schon US-Unternehmensanleihen im Rekordwert von 90 Milliarden US-Dollar. Trotzdem bleibe ich vorsichtig. Der Renditeaufschlag von US-Unternehmensanleihen gegenüber Staatsanleihen liegt nur noch knapp oberhalb der historischen Tiefstände. Sollte das Zinsniveau in den USA wie erwartet ansteigen, sind Kursverluste kaum zu vermeiden.
Palladium behält die Nase vorn
 
Mit einem Gewinn in Euro von fast 25 Prozent seit Jahresbeginn führt Palladium weiter mit großem Abstand die Riege der Edelmetalle an. Die aktuelle Knappheit an Halbleitern, die vor allem auf die Automobilproduktion ausstrahlt, wirft die Frage auf, ob die hohen Palladiumpreise nachhaltig sind. Schließlich sollten Prognosen zufolge 2021 mit 9,1 Millionen Unzen mehr als 80 Prozent der gesamten Palladiumnachfrage von der Autoindustrie kommen, wo das Metall für die Katalysatorherstellung benötigt wird. Weitere 0,75 Millionen Unzen und somit rund sieben Prozent der Nachfrage stammen aus den Bereichen Luftfahrt und Militärtechnik, die ebenfalls unter der Halbleiterknappheit leiden. Obgleich einige Automobilhersteller ihre Produktionserwartungen für 2021 gesenkt haben, sollte die Nachfrage nach Palladium immer noch eine Million Unzen über dem Vorjahreswert liegen. Denn die wachsende Zahl von Fahrzeugen mit alternativem Antrieb wie Elektromotoren benötigt pro Einheit eine größere Menge Palladium als Automobile mit Verbrennungsmotor. Die Nachfrage könnte somit robust bleiben und die Preise weiteres Potenzial besitzen.

Flugzeugbauer im Aufwind

Flugzeugbauer haben 2021 bisher 745 Neuaufträge erhalten. Damit gingen bereits 35 Prozent mehr Bestellungen ein als im gesamten vergangenen Jahr. Dies ist darauf zurückzuführen, dass der inländische Flugverkehr in China, den USA und langsam, aber sicher auch in Europa wieder zunimmt. Das stimmt die Fluglinien zuversichtlicher, in absehbarer Zeit wieder Gewinne auf Vorkrisenniveau zu erzielen. Experten schätzen, dass dies schon 2023 der Fall sein könnte. Gleichzeitig arbeiten die Airlines – gerade in Europa – zunehmend daran, ihre Emissionen zu senken. Sie bestellen deshalb vorwiegend Flugzeuge der neuen Generation, die bis zu 15 Prozent weniger Kerosin verbrauchen und weniger Treibhausgase ausstoßen. Denn die Preise für Treibstoff und CO2-Zertifikate steigen seit vielen Monaten und dürften diesen Trend vermutlich beibehalten. Vor diesem Hintergrund denke ich, dass Aktien von Flugzeugbauern ihre Erholung noch nicht abgeschlossen haben, und sehe weitere Kurschancen. Gleiches gilt für Zulieferer, die in erster Linie von der Erholung des Flugaufkommens profitieren werden, da sie ihre Gewinne groß teils mit Reparaturen und Ersatzteilen erwirtschaften.