Der DAX liegt im ersten Halbjahr 13,5 Prozent im Plus, das erste Halbjahr verlief für Gold schwach, und Chinas Gesamtverschuldungsquote steigt 2020 auf rund 270 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
Wie lief das erste Halbjahr an den Kapitalmärkten?
Ein weiteres Kapitalmarkthalbjahr liegt hinter uns. Betrachtet man die Bewegungen von Unternehmensanleihen guter Bonität, sieht es nach eintönigen sechs Monaten aus. Schließlich bewegte sich die Rendite des Marktsegments an 97 Prozent der Handelstage um nicht mehr als 0,01 Prozent. An den Aktienmärkten ging es da schon deutlich heißer zu. DAX (+13,5 %), STOXX 600 (+16,3 %) und S&P 500 (+15,2 %) legten in Euro allesamt kräftig zu. Bei den Sektoren schnitten in den USA Energie (+46 %), Finanzen (+25 %) und Immobilien (+24 %) am besten ab, während Versorger (+2,5 %) und Gebrauchsgüter (+5 %) die abgeschlagenen Schlusslichter bildeten. In Europa lagen Anleger indes mit Bank-, Automobil- (jeweils +26 %) und Banktiteln (+23 %) „goldrichtig“. Allerdings verbuchte auch nur ein einziger Sektor – Versorger – ein minimales Minus. Das zweite Halbjahr dürfte für Anleger wegen der Richtungsänderung der Fed und sich voraussichtlich etwas abschwächender Wachstumsindikatoren in den USA und in Europa nicht weniger intensiv werden. Die Empirie zeigt jedoch, dass das Jahr 2021 auch erfreulich enden kann: Seit 1950 haben Dow Jones und S&P 500 nach zweistelligen Kurszuwächsen in den ersten sechs Monaten das Jahr nicht ein einziges Mal im Minus beendet.
Gold-Fans üben sich in Geduld
Einem starken Jahresauftakt für die Goldpreise folgte ein relativ schwaches erstes Halbjahr. Sie hatten am 6. Januar mit rund 1.960 US-Dollar je Feinunze den bisher höchsten Kurs des Jahres 2021 erzielt – momentan handeln sie etwa 200 US-Dollar je Feinunze günstiger. Gegenwind bekam das zinslose Edelmetall von den vor allem in den USA ansteigenden Realzinsen, also den Nominalzinsen abzüglich der Inflationserwartungen.
Die höheren Kapitalmarktzinsen hatten zudem den Nebeneffekt, dass der US-Dollar von seinem ebenfalls am 6. Januar gehandelten Jahrestief anstieg. Dies verteuerte Gold außerhalb der USA. Zwar stabilisierte die Nachfrage nach physischem Gold sowohl durch Notenbanken als auch Privatanleger die Preise. Im Anschluss an die Sitzung der US-Notenbank vor zwei Wochen, auf der die Währungshüter die Möglichkeit früherer Leitzinserhöhungen als zuvor erwartet andeuteten, kam es jedoch zu stark ausgeprägten Verkäufen von börsengehandelten, mit physischem Gold hinterlegten Produkten, sodass die Goldpreise seitdem um fünf Prozent nachgaben. Sollten die Inflationserwartungen noch weiter ansteigen, könnte dies die Goldpreise zwar stützen. Eine zunehmend weniger expansive Geldpolitik der US-Notenbank inklusive bevorstehender Zinserhöhungen dürfte die Preise des Edelmetalls jedoch stärker belasten.
Steigende Löhne in den USA
Die US-Wirtschaft läuft auf Hochtouren und immer mehr Unternehmen klagen darüber, nur wenige qualifizierte Bewerber zu finden. Und das, obwohl die Zahl der Beschäftigten immer noch um mehr als sieben Millionen unter dem Vor-Coronavirus-Niveau von Februar 2020 liegt. Um Mitarbeiter zu gewinnen, haben zahlreiche Großunternehmen deshalb bereits die Gehälter angehoben. Im Mai legten die durchschnittlichen nominalen Stundenlöhne annualisiert um mehr als sechs Prozent zu. Die Margen von Branchen mit arbeitsintensiven Geschäftsmodellen wie Hotellerie, Restaurants, Freizeit, Security und Einzelhandel könnten durch ein insgesamt höheres Lohnniveau unter Druck geraten, sofern es den Unternehmen nicht gelingt, die Mehrkosten durch Preiserhöhungen langfristig zu kompensieren. Der Markt wird deshalb genau darauf achten, wie sich die entsprechenden Firmenchefs in der anstehenden Berichtssaison dazu äußern werden. Indes dürfte sich der Lohndruck für Versorger, Versicherer, Anlagenbauer, Telekommunikations- und Energieunternehmen wegen der vergleichsweise geringen Arbeitsintensität in Grenzen halten.
Peking schaut auf den Immobilienmarkt
Chinas auf Wachstum ausgelegte Wirtschaftspolitik hat die Gesamtverschuldungsquote – die Verbindlichkeiten von Staat, Unternehmen und privaten Haushalten berücksichtigt – 2020 auf rund 270 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ansteigen lassen. Allerdings liegt China damit auf Augenhöhe mit den USA oder mit dem Durchschnitt der Eurostaaten. Die Verschuldungsquote der Haushalte in China bewegt sich mit 62 Prozent gar auf dem Niveau der Haushalte in Deutschland, wobei der Anteil an Immobilienkrediten mit 86 Prozent rund 20 Prozentpunkte höher ist als hierzulande. Die eigene Immobilie dient vielen Chinesen neben dem wenig rentierlichen Sparkonto als Kapitalanlage und als Altersvorsorge. Doch der boomende Immobilienmarkt ist Chinas Führung zusehends ein Dorn im Auge. Einiges spricht daher dafür, dass Chinesen zukünftig der Zugang zu modernen Kapitalmarktlösungen wie Rentenprodukten und Lebensversicherungen als Alternative erleichtert werden könnte. Dadurch soll der Immobilienmarkt stabilisiert und freigewordene Ersparnisse in den Konsum gelenkt werden. Ohne das nötige Finanz-Know-how dürfte China diese Transformation allerdings nicht gelingen, wovon zukünftig Banken und Asset-Manager weltweit profitieren könnten.
