Guten Morgen,
der Ausblick für Dividendentitel bessert sich, die Wirtschaft Schwedens startet besser ins neue Jahr als die vieler anderer Staaten Europas, und der Kupferpreis kratzt an der Marke von 10.000 US-Dollar je Tonne.
Ausblick für Dividendentitel verbessert
236 Unternehmen des STOXX 600 kürzten im vergangenen Jahr ihre Dividende. Viele Konzerne verzichteten gar vollends auf Ausschüttungen. An den Terminbörsen ließ dies die Futures auf die Dividendenzahlungen des EURO STOXX 50 im Jahr 2021 um bis zu 60 Prozent einbrechen. Dividendenstrategien verbuchten wenig überraschend zweistellige Kursverluste. Inzwischen hat sich der Ausblick für Dividendentitel jedoch deutlich verbessert. Seit Jahresbeginn haben die Analysten ihre Dividendenerwartungen für 2021 um 2,7 Prozent angehoben; für Bergbau- und für Automobilkonzerne sogar um 53 Prozent beziehungsweise um 21 Prozent. Angesichts der sich abzeichnenden Gewinnerholung dürfte es in meinen Augen jedoch nicht dabei bleiben. Ich rechne damit, dass sich das Comeback der Dividendenstrategien im Jahresverlauf fortsetzen wird. Entsprechend ausgerichtete europäische Indexfonds haben seit Jahresbeginn gut neun Prozent zugelegt.
Gute Aussichten für Schwedens Wirtschaft
Die Wirtschaft Schwedens ist besser ins neue Jahr gestartet als die vieler anderer Staaten Europas, obwohl auch Schweden zuletzt von anhaltend hohen Coronavirus-Neuinfektionen betroffen war. Die Einzelhandelsumsätze sind im März um 2,6 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen; auch weil Lockdown-Maßnahmen vergleichsweise moderat ausfielen. Bereits im Januar und im Februar war das Wachstum der Verkäufe mit 4,5 Prozent beziehungsweise 1,7 Prozent außerordentlich stark, was auf einen dynamischen Konsum im ersten Quartal hindeutet. Da die Wirtschaft zudem über steigende Exporte in hohem Maße vom Aufschwung in anderen Ländern profitiert, traue ich ihr in diesem Jahr ordentliche Wachstumsraten zu. Schwedische Aktien könnten daher vor allem wegen ihrer zyklischen Ausrichtung noch Potenzial haben, obwohl sie im Vergleich zu anderen europäischen Märkten in diesem Jahr bereits zu den Outperformern zählen.
Schnelle Erholung des Konsums in Japan
Senioren spielen bei der Überwindung der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie in Japan eine Schlüsselrolle. Der Anteil der über 65-Jährigen an der Gesamtbevölkerung liegt in der schnell alternden Gesellschaft bereits bei 28 Prozent. Gleichzeitig entfallen auf diese Altersgruppe in Japan etwa 40 Prozent des gesamten privaten Konsums. Da ältere Japaner in der Krise kaum die Möglichkeit von Onlinekäufen genutzt haben, ist deren Konsum massiv eingebrochen. Im Februar 2021 unterschritten die entsprechenden Ausgaben das Vorkrisenniveau um 55 Prozent. Obwohl die Impfungen der 65-Jährigen erst im April begonnen haben, könnten alle Senioren dank einer schnell ansteigenden Verfügbarkeit von Impfstoffen bereits bis Ende Juni ein Impfangebot erhalten. Ich erwarte dementsprechend eine schnelle Erholung des privaten Konsums in dieser Altersgruppe mit positiven Impulsen für die gesamte japanische Wirtschaft. Das könnte auch dem zuletzt unter einer wieder wachsenden Pandemieunsicherheit leidenden japanischen Aktienmarkt auf die Sprünge helfen.
Kupferpreis: Schwankungen könnten zunehmen
Die Kupferpreise an der Londoner Metallbörse LME kratzen derzeit an der Marke von 10.000 US-Dollar je Tonne. Seit März 2020 hat das rote Metall inzwischen über 120 Prozent zugelegt.
Für den jüngsten Preisanstieg dürften Streiks von Hafenarbeitern in Chile, dem weltweit größten Kupferproduzenten, verantwortlich sein. Das knappe Angebot und die stetig hohe Nachfrage haben dafür gesorgt, dass die Lagerbestände der LME zuletzt um zehn Prozent auf rund 155.000 Tonnen gesunken sind. Zudem wird Kupfer in London nun teurer gehandelt als in Schanghai. Dies ist unüblich, da kein Land der Erde mehr Kupfer konsumiert als China. Entsprechend sehe ich das Risiko, dass Investoren kurzfristig aus Sorge vor einer Überbewertung an der LME aus dem Markt gehen. Zudem könnten chinesische Exporteure versuchen, Arbitragegewinne zu erzielen, indem sie Kupfer in China kaufen und zu LME-Preisen verkaufen. Dies würde das Kupferangebot außerhalb Chinas verbessern und die Preise drücken. Vor diesem Hintergrund würde es mich nicht verwundern, wenn die Schwankungen bei Kupfer in den nächsten Wochen zunehmen. Die langfristigen Aussichten für Kupfer bewerte ich jedoch weiterhin positiv. Das Metall spielt bei der Weiterentwicklung der Stromnetze, der Elektromobilität und der Erneuerbaren Energien eine Schlüsselrolle.
Gottfried Egelkamp
08.30 Uhr MESZ
2021-04-29