Das Interesse an der heutigen Fed-Sitzung ist besonders hoch, südkoreanische Aktien liegen seit März 2020 62 Prozent im Plus, und die Silberpreise erholen sich.

Fed könnte Trendwende signalisieren

Das Interesse an der heute beginnenden zweitägigen Sitzung der US-Notenbank Fed ist nach dem sprunghaften Anstieg der Inflationsrate auf zuletzt fünf Prozent besonders groß. Zwar erwarte ich keine konkreten geldpolitischen Beschlüsse. Immer noch gibt es in den USA 7,6 Millionen Beschäftigte weniger als vor der Krise – auch dürfte die Fed den Inflationsanstieg weiterhin als nur vorübergehend einschätzen. Dennoch könnten die Währungshüter damit beginnen, über ein mögliches Zurückfahren der Anleihekäufe und die Voraussetzungen dafür zu diskutieren. Mit Spannung erwarten die Märkte zudem die neuen Projektionen der Fed, insbesondere zu den Leitzinsen. Bisher prognostizieren die Währungshüter eine erste Leitzinserhöhung im Median erst für 2024. Angesichts der jüngsten Konjunktur- und Inflationsentwicklung könnte mehrheitlich ein Zinsschritt nun bereits für 2023 erwartet werden. Allzu große Marktbewegungen sollte selbst ein solches Signal für eine frühere geldpolitische Trendwende aber nicht auslösen, da höhere Leitzinsen im Jahr 2023 in den Kursen bereits eingepreist sind.

Südkoreas Unternehmen mit starken Wachstumserwartungen

Der südkoreanische Aktienleitindex KOSPI hat seit März 2020 satte 62 Prozent zugelegt und damit den S&P 500 – der 24 Prozent – und den EURO STOXX 50 – der 37 im Plus liegt – deutlich geschlagen. Dennoch erscheint der KOSPI mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis in den kommenden zwölf Monaten von 12x gegenüber den Indizes aus den USA mit 21,5x und Europa mit 17,6x interessant.
 
Die Chipproduktion ist mit knapp 100 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz die wichtigste Industrie Südkoreas und soll nach Plänen der Regierung durch Investitionen von 450 Milliarden US-Dollar ihren Umsatz bis 2030 verdoppeln. Hinzu kommt der „Korean New Deal“ – ein 145 Milliarden US-Dollar schweres Investitionspaket, von dem unter anderem Unternehmen der Bereiche Künstliche Intelligenz, 5G, Erneuerbare Energien beziehungsweise Grüne Infrastruktur und Mobilität profitieren dürften. Eine mögliche Anhebung des Leitzinses im vierten Quartal könnte jedoch für Marktschwankungen sorgen. Sollte durch Investitionen und Innovationen allerdings das Potenzialwachstum Südkoreas steigen, würde davon langfristig auch der Aktienmarkt profitieren.

Minenbetreiber fahren Investitionen zurück

Die Gewinne in Europa gelisteter Minenbetreiber könnten in diesem Jahr dank hoher Rohstoffpreise die bisherigen Rekordstände von 2011 übertreffen. Dennoch planen die Branchengrößen bis 2023 nur halb so hohe Investitionen wie zwischen 2011 und 2014. Dies ist einerseits darauf zurückzuführen, dass die Investitionspolitik der Unternehmen in den vergangenen Jahren insgesamt restriktiver geworden ist, und andererseits darauf, dass Genehmigungsverfahren immer komplexer und wirtschaftliche Explorationsprojekte selten geworden sind. Zudem sind die Vergütungen der Firmenlenker inzwischen weniger an den wirtschaftlichen Erfolg der Unternehmen, sondern vermehrt an das Erreichen von ESG-Zielen geknüpft. Ihr Fokus liegt daher zunehmend auf der Verbesserung der Nachhaltigkeitsbilanz als auf Unternehmenswachstum. Entsprechend könnte die Branche dazu übergehen, einen größeren Teil des zusätzlichen freien Kapitals auszuschütten. Einige Analysten halten einen Anstieg der Dividenden und Aktienrückkäufe um 30 Prozent für möglich. Am Markt scheinen mir diese Aussichten bisher nur teilweise eingepreist zu sein. Meldungen dazu könnten Minentiteln neuen Schub geben.

Silberpreis kommt zurück

Käufe spekulativ orientierter Anleger hatten den Silberpreis Anfang Februar erstmals seit 2013 über 30 US-Dollar je Feinunze getrieben, dann gab der Preis des Edelmetalls bis Ende März 20 Prozent ab. Ähnlich wie bei Gold waren hierfür in erster Linie steigende Realzinsen und ein festerer Kurs des US-Dollars verantwortlich. Auch die Silbernotierungen erholten sich von diesen Tiefs jedoch mittlerweile deutlich. Rückenwind bekamen sie dabei von US-Anlegern, die seit Mitte März gut zehn Millionen Feinunzen in Form von US-Silbermünzen erwarben. Zusätzlich hielten US-Investoren Ende Mai mehr als eine Milliarde Feinunzen Silber in börsengehandelten Produkten; die Kaufpositionen an der New Yorker Terminbörse stiegen auf rund 200 Millionen Feinunzen. Zwar sollte Silber auch wegen seiner vielfältigen industriellen Verwendung weiterhin größeres Kurspotenzial als Gold besitzen – Anleger sollten aber auch künftig das Risiko von Rückschlägen infolge eventuell erneut steigender Realzinsen im Auge behalten.