Das Geschäftsklima in der Eurozone ist so gut wie seit Februar 2018 nicht mehr, Analysten heben ihre Gewinnprognosen für britische Unternehmen an, und Singapurs Aktienmarkt legt eine Verschnaufpause ein.

Eurozone: Stimmung der Unternehmen verbessert sich weiter

Das Geschäftsklima in der Eurozone ist so gut wie seit Februar 2018 nicht mehr. Der Einkaufsmanagerindex – eine Umfrage, die Aufschluss über die wirtschaftliche Entwicklung der kommenden Monate geben soll – stieg gegenüber dem Vormonat um 3,1 Punkte auf 56,9. Bei einem Wert über 50 signalisiert diese Kennzahl eine Verbesserung der Aktivität gegenüber dem Vormonat. Deutlich verbessert hat sich die Stimmung im Dienstleistungssektor – die Kennzahl stieg auf ein 55-Monats-Hoch. Auch für die Dienstleister in Deutschland signalisiert der Indikator Expansion, obwohl der Wert niedriger als in Frankreich liegt. Ein wenig eingetrübt hat sich der Indikator für die Industrie in der Eurozone, was allerdings in erster Linie auf Probleme bei Lieferketten zurückzuführen ist. Der Produktionsrückstand sei im Verhältnis zur Nachfrage momentan so hoch wie noch nie in der 23-jährigen Umfragegeschichte und führe zu steigenden Einkaufspreisen für Waren und Dienstleistungen, hieß es. Die Konjunkturerholung tritt in Europa somit in eine neue Phase, da auch die Dienstleistungsbranche vor dem Hintergrund auslaufender Lockdowns an Schwung gewinnt. Unternehmen dieses Sektors – zum Beispiel die Veranstaltungs-, die Reise- und die Tourismusindustrie – sollten also interessant bleiben.

Optimistische Prognosen für britische Aktien

2021 haben Analysten ihre Gewinnprognosen für britische Unternehmen überdurchschnittlich stark angehoben. Den Großkonzernen des FTSE 100 trauen die Experten inzwischen um 16 Prozent höhere Gewinne zu als Anfang des Jahres. Dies ist einerseits darauf zurückzuführen, dass die Prognosen für den Index 2020 stärker gekürzt worden waren als für andere Märkte.
Andererseits enthält der Index viele Unternehmen aus den Sektoren Grundstoffe, Energie und Finanzen, deren Gewinne besonders stark von der derzeitigen Erholung der Weltwirtschaft profitieren. Seit 1993 legten die Profite der FTSE-100-Konzerne bei einem einprozentigen Anstieg des globalen Bruttoinlandsprodukts im Schnitt um 6,3 Prozent zu; in der Eurozone und in den USA hingegen nur um 5,7 Prozent beziehungsweise um 4,1 Prozent. Angesichts der guten Konjunkturaussichten halte ich deshalb weitere positive Prognoseanpassungen für wahrscheinlich. Diese sollten am Markt zu positiven Kursreaktionen führen.

Frühindikatoren deuten auf anziehende US-Inflation hin

Wird die Fed mit ihrer aktuellen Einschätzung eines lediglich temporären Anstiegs der US-Inflation Recht behalten? Es gibt Anzeichen, die dagegen sprechen: Als ein verlässlicher Indikator gelten die von der University of Michigan veröffentlichten Inflationserwartungen der US-Verbraucher. Diese liegen aktuell im Fünf-Jahres-Bereich bei 3,1 Prozent – das höchste Niveau seit zehn Jahren – und sollten in den nächsten Monaten weiteres Aufwärtspotenzial besitzen. Aber auch andere Frühindikatoren weisen in dieselbe Richtung: die als Konjunkturbarometer geltenden Einkaufsmanagerindizes der wichtigsten Industrieländer, der Rohstoff-dominierte Produzentenpreisindex Chinas sowie Analysen sogenannter inflationssensitiver Anlageklassen wie beispielsweise der Kupfer-Gold-Preisrelation oder der Rohölpreise. Unsere Analysten ermitteln ausgehend vom aktuellen Renditeniveau zehnjähriger US-Staatsanleihen ein Anstiegspotenzial von rund einem Prozentpunkt. Kehren wir nachhaltig in das mittlere Inflationsregime von 1998 bis 2014 zurück, halte ich bei zehnjährigen US-Treasuries langfristig auch eine Drei vor dem Komma nicht mehr für ausgeschlossen. Entsprechende Kursrückgänge dieser Anleihen in den kommenden Monaten und vielleicht Jahren wären die Folge.

Singapurs Aktien-Rally pausiert

Singapurs Aktienmarkt hat seine seit November anhaltende Rally vorerst beendet. Grund ist die dreiwöchige Verschärfung der Kontakt- und Reisebeschränkungen infolge eines erneuten Coronavirus-Ausbruchs. Anleger sorgen sich, dass die neuen Auflagen die wirtschaftliche Erholung des Stadtstaats gefährden könnten. Dies würde insbesondere Aktien von Banken und von Immobilienunternehmen belasten, die den Aktienmarkt in Singapur dominieren. Ich sehe jedoch gute Chancen, dass es an der Börse zügig wieder bergauf geht, schließlich liegen die vermeldeten Neuinfektionen im Land bei nur rund 40 Personen. Zudem ist bereits ein Drittel der Bevölkerung erstgeimpft, was gegen einen lang anhaltenden Lockdown spricht. Zudem dürfte die nunmehr noch günstigere Bewertung singapurischer Aktien Anleger auf den Plan rufen, die auf der Suche nach preiswerten Titeln sind. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis der erwarteten Gewinne in den kommenden zwölf Monaten liegt für den MSCI Singapur sowie für den Straits Times Index bei nur rund 14. Der MSCI All Countries Asia ex. Japan wird indes um gut zehn Prozent teurer gehandelt.