So schnell kann es gehen: Jetzt kratzen sie sich die Augen aus und zanken sich wie eine betrunkene Großfamilie in der Gosse. Die Bitcoin-Jünger und Elon Musk haben über das Wochenende den Ehestreit in ein ernsthaftes Zerwürfnis eskaliert. Der Rosenkrieg hat potenziell enorm bearishe Folgen für die ganze Assetklasse. Wir beleuchten die absurden Hintergründe.

„Perfect Troll“ – „All in“ bei Doge?

Gestern ging es richtig ab: Nach einer Meinungsverschiedenheit mit Podcast-Gastgeber Peter McCormack flogen die Fetzen im Internet. McCormack legte vor: „The perfect troll is one where people don’t know whether it is a troll or not. Your recent poorly informed criticism of #bitcoin + support for Doge may be the perfect troll…or you might actually believe this (God I hope not).“ Worauf Elon Musk antwortete: „Obnoxious threads like this make me want to go all in on Doge.“ Was soll das heißen: Dass Musk wie beim Poker voll einsteigt – also alles auf Doge setzt, statt auf BTC? Oder dass er erst recht nachlegt in seiner zwischenzeitlichen Kritik, Dogecoin sei ein “ Hustle“, also ein Schwindel? Schon vorige Woche hatte Doge-Co-Schöpfer Jackson Palmer Elon Musk einen „self-absorbed grifter“ genannte – also einen von sich selbst überzeugten Schwindler.

„Toxic Idiot“ – Elon Musk zweifelt an BTC

Auch am gestrigen Sonntag schaltete sich einer der Schöpfer von Dogecoin anonym ein. BillM2K twitterte: „Do you see what being a toxic idiot does to your coin and community?“ Worauf Elon Musk richtig ausholte und seine jüngste Entscheidung, Bitcoin nicht mehr als Zahlungsmittel bei Tesla zu akzeptieren, rechtfertigte. Und nebenbei einem der Gründungsmythen von Bitcoin einen Schlag versetzte. Bitcoin sei nämlich gar nicht unkontrollierbar sondern tatsächlich hochgradig zentralisiert, mit einer „Supermajority controlled by a handful of big mining (aka hashing) companies. A single coal mine in Xianjiang flooded, almost killed miners and Bitcoin hash rate dropped 35%. Sound „decentralized“ to you? „. Und dann legte er nach: „Hey cryptocurrency ‘experts‘, ever heard of PayPal? It’s possible … maybe … that I know than you realize about how money works. „

Üble Hass-Attacken auf Twitter

Danach tobte die Twitter-Community, es flogen üble Hate-Postings – etwa ein Foto einer schwangeren Frau mit einer Zigarette in der Hand. Der bösartige Kommentar: Das Bild zeige die Mutter von Musk, als sie Elon austrug. Der Hass schwappte selbst in die Sportwelt über. Faustkämpfer Beneil Dariush rief am Rande eines Kampfes vor laufender Kamera ins Mikrofon: „Where’s my wife’s car, bro?“. Dann legte er bei der Internet-Showmaster-Legende Joe Rogan nach: „I wanna call out your buddy, Elon. Elon Musk, where’s my wife’s car, bro? I’ve been waiting six months. I’ve had the baby, I need a good car, I gotta protect my daughter. Let’s go Elon, get me my car. “ Er widmete seinen Kampf allen, die von „Marxist ideologies“ betroffen seien. Das sieht doch sehr danach aus, dass eine Menge Leute viel Geld wegen Elon Musk verloren haben.

Elon Musk deutet Ausverkauf bei BTC an

Der Streit gipfelte in dem Tweet, der für Trader besonders relevant ist: Ein „Mr.Whale“ schrieb: „Bitcoiners are going to slap themselves next quarter when they find out Tesla dumped the rest of their #Bitcoin holdings. With the amount of hate @elonmusk is getting, I wouldn’t blame him…“. Worauf Elon Musk antwortete: „Indeed“. Hat sich also der Tesla-Schöpfer von seinen BTC getrennt? Will er es noch tun – aus Rache an der tobenden Community? Das würde dem Asset vorerst den Boden unter den Füßen wegziehen.

Crypto-Bären reiben sich die Tatzen

Das Schmierentheater ist auch aus anderen Gründen bearish für den Crypto-Markt. Zum einen dürften die Befürworter eines Bitcoin-Bannes den Zoff genießen. Und Argumente sammeln für ein Verbot der ungeliebten Cyber-Währungen. Das alles sieht sehr nach einer Kursmanipulation aus oder könnte eine werden. Zum anderen hatte der Finanzmarkt gerade damit begonnen, konservativen und vorsichtigen Anlegern die Assetklasse schmackhaft zu machen. Der jetzige Rosenkrieg ist alles andere als verkaufsfördernd. Denn altes Geld liebt keine wilden Schwankungen und kein digitales Gegröle.

Star-Investor kritisiert Casino-Mentalität

Wohl nicht ganz zufällig sprach gerade Star-Investor Jeffrey Gundlach mit „Yahoo Finance“ über den Crypto-Markt. Der Gründer der 135 Milliarden Dollar schweren Investmentfirma DoubleLine Capital war bislang eher als Crypto-Fan bekannt – die E-Devisen könnten einen Hedge bieten gegen das Debasement der Währungen durch die Notenbanken. Jetzt kritisierte er, einige Investoren „are just playing with this funny money. And when you give people money that don’t need it, which, unfortunately, we’ve been doing a lot, they feel like they’re playing with the house’s money.“ Und dann das vernichtende Verdikt: „So it actually does resemble a casino to them psychologically.“ Und so schwindet die Glaubwürdigkeit von Bitcoin und co. dahin.
Allerdings kann sich der Wind auch wieder ganz schnell drehen. Wenn sich alle in den Armen liegen und „Versöhnung“ säuseln, werden schnell wieder Auguren die Bühne betreten, die ungemein interessante Einstiegskurse konstatieren. Und letztlich ist ja auch das Thema Inflationsangst noch nicht ausgestanden.