Europäische Aktien aus dem Tourismus- und Freizeitsektor geraten erneut unter Duck, das kommende Jahr dürfte für die Automobilkonzerne dieser Welt einige Parallelen zu 2021 aufweisen, und die Ölpreise holen auf.
Rückschlag Tourismusaktien
Europäische Aktien aus dem Tourismus- und Freizeitsektor geraten angesichts hoher Infektionszahlen und erneuter Mobilitätsbeschränkungen wieder unter Druck, nachdem sie sich einen Großteil des Jahres stabil entwickelt haben. Seit Anfang November beträgt das Minus rund 20 Prozent. Gleichzeitig gibt es bei den Umsätzen einen großen Nachholbedarf, beispielsweise lag die Zahl internationaler Urlaubsgäste in der Europäischen Union zwischen Januar und September 2021 fast 70 Prozent unter Vorkrisenniveau. Obwohl sich die Tourismuszahlen im Laufe des dritten Quartals verbessert haben und Europa besser dasteht als andere Regionen, rechne ich nicht mit einer schnellen Erholung. Selbst wenn sich die Omikron-Variante des Coronavirus als weniger gefährlich herausstellt und die vorhandenen Impfstoffe weiterhin gut wirken, dürfte es bis zu einer vollständigen Reisefreiheit in Europa noch ein weiter Weg sein. Ich bleibe daher vorsichtig und sehe bei entsprechenden Titeln eher auf lange Sicht Aufwärtspotenzial.
Automobilbranche: optimistische Aussichten für 2022
Das kommende Jahr dürfte für die Automobilkonzerne dieser Welt einige Parallelen zu 2021 aufweisen.
Steigende Produktionskosten könnten allein für die europäischen Unternehmen Zusatzkosten in Höhe von rund acht Milliarden Euro bedeuten. Die Halbleiterknappheit soll zumindest noch in der ersten Jahreshälfte die globale Autoproduktion drosseln. Damit dürften Engpässe auch im kommenden Jahr dazu führen, dass die Pkw-Fertigung nicht mit der Nachfrage Schritt halten kann. Ab dem zweiten Halbjahr sollen sich jedoch neu geschaffene Chipfertigungskapazitäten bemerkbar machen; Schätzungen zufolge würde dadurch die Anzahl der weltweit produzierten Fahrzeuge von 75 Millionen in diesem auf 83 Millionen im nächsten Jahr steigen. Angesichts des anhaltenden Nachfrageüberhangs dürften die Konzerne weiterhin in der Lage sein, einen Großteil der Kosteninflation an die Abnehmer weiter zureichen. Der zunehmende Einbau mehrerer tausend Euro teurer Fahrassistenz- sowie Entertainmentsysteme könnte den Preis für individuelle Mobilität zusätzlich erhöhen. Unter dem Strich wird erwartet, dass die positiven Faktoren überwiegen und beispielsweise den europäischen Autokonzernen ein durchschnittliches Gewinnwachstum von rund 35 Prozent im Jahr 2022 bescheren werden.
Wachstumspotenzial für Onlineapotheken
Deutschlands Apothekenmarkt erzielte 2020 mit verschreibungspflichtigen Medikamenten einen Jahresumsatz von rund 47 Milliarden Euro. Der Onlineanteil fiel dabei mit rund einem Prozent kaum ins Gewicht. Das könnte sich jedoch bald ändern: Mit dem 2020 in Kraft getretenen „Patientendaten-Schutz-Gesetz“ wurde auch die Einführung des E-Rezepts bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln im Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung ab dem 1. Januar 2022 geregelt. Damit kann das E-Rezept beispielsweise per Smartphone über eine E-Rezept-App digital an die gewünschte Apotheke versandt werden – vor Ort oder online. Das eröffnet strukturelles Wachstumspotenzial für Versandapotheken, vor allem für die mit Webshop und mit Listung in Preissuchmaschinen. Die insgesamt zunehmende Onlineaffinität auf Konsumseite sowie eine tendenziell steigende Medikamentennachfrage infolge der alternden Bevölkerung dürften die Umsätze zusätzlich steigern. Für den deutschen Onlinemedikamentenhandel wird bis 2025 ein Umsatzwachstum von mehr als 70 Prozent pro Jahr erwartet, was dessen Marktanteil am deutschen Medikamentenmarkt bis dahin auf rund zehn Prozent ausweiten würde. Große börsennotierte Unternehmen der Branche mit Zulassung in Deutschland könnten daher als Anlagemöglichkeit einen Blick wert sein.
Ölpreise holen auf
Die Ölpreise machten in den vergangenen Tagen gut die Hälfte der Verluste wieder wett, die nach der Entdeckung der Omikron-Variante des Covid-19-Virus angefallen waren. Allein in der letzten Woche verteuerten sich die Nordseesorte Brent und die US-Sorte WTI um jeweils rund acht Prozent. Gestützt wurden die Preise unter anderem von wieder ansteigenden chinesischen Ölimporten, die mit aktuell rund 10,2 Millionen Barrel pro Tag das höchste Niveau seit August erreicht haben. Saudi-Arabien hat umgehend auf diese robuste Nachfrage reagiert und für den Monat Januar die Aufschläge für zu exportierendes Öl der Sorte Arab Light für die asiatische Kundschaft um rund 25 Prozent angehoben, sodass diese nun so hoch sind wie zuletzt im Januar 2020 vor Beginn der Pandemie. Das Narrativ an den Ölmärkten ist momentan zwar, dass die Omikron-Variante die Nachfrage nicht stark beeinflussen sollte. Mit neuen Mobilitätsrestriktionen in einigen skandinavischen Ländern und in Großbritannien halte ich aber kurzfristige Rückschläge bei den Ölpreisen für möglich.
