Die US-Notenbank dürfte die geldpolitische Straffung beschleunigen, erste Anzeichen deuten auf eine leichte Entspannung der US-Lieferketten hin, und die Kurse der im CSI 300 gelisteten chinesischen Festlandaktien steigen seit Monatsbeginn um rund fünf Prozent.
Was von der Fed-Sitzung zu erwarten ist
Die US-Notenbank dürfte morgen eine schnellere geldpolitische Straffung verkünden. Trotz der Coronavirus-Mutante Omikron entwickeln sich Wirtschaft und Inflation dynamisch. Bemerkenswert ist aber, dass die Zinsstrukturkurve – also die Differenz zwischen kurzen und langen Zinsen – zum Start eines Straffungszyklus selten so flach beziehungsweise so gering war. Der Renditeunterschied zwischen zweijährigen und zehnjährigen Anleihen beträgt gerade einmal 0,83 Prozentpunkte. Die Rendite der zehnjährigen US-Treasuries liegt mit knapp 1,5 Prozent noch unter dem langfristig von der Fed angestrebten Leitzins von 2,5 Prozent. Gleichzeitig liegt die vom Markt eingepreiste Inflationserwartung in den kommenden fünf Jahren bei rund 2,8 Prozent. Interessant ist auch, dass die Terminstruktur am US-Anleihemarkt bereits auf eine Zinssenkung hindeutet, bevor überhaupt die erste Anhebung stattgefunden hat. Denn die Differenz zwischen dem einmonatigen Zins in drei Jahren und dem in zwei Jahren ist negativ. Offensichtlich rechnen die Marktteilnehmer zwar mit Zinsanhebungen im kommenden Jahr. Gleichzeitig signalisiert der Markt aber, dass eben diese geldpolitische Straffung in absehbarer Zeit zu einer schwachen Konjunktur – wenn nicht Rezession – und wieder sinkenden Fed-Funds führen wird.
Lieferkettenprobleme nur leicht entspannt
Erste Anzeichen deuten auf eine leichte Entspannung der US-Lieferketten hin. Seit dem Gipfel im September nahmen die Containerfrachtraten für die Routen von China an die US-West- beziehungsweise -Ostküste um 28 Prozent beziehungsweise um 24 Prozent ab. Dank angedrohter Strafen für die Spediteure und der Einführung eines 24-Stunden-Schichtbetriebes in den wichtigsten US-Häfen konnte die Menge an aufgestauten Container um knapp 40 Prozent reduziert werden. Trotz der gesteigerten Effizienz ist die Anzahl der vor der US-Westküste wartenden Schiffe weiterhin auf Rekordniveau. Daten, die auf einen stark abgenommenen Stau hindeuten, sind mit Vorsicht zu genießen – denn Schiffe, die neuerdings bis zu 150 Meilen vor den Häfen auf Einfahrt warten, werden nicht erfasst. Unter der Voraussetzung, dass die pandemische Lage stabil bleibt, könnte der inzwischen beschleunigte Umschlag der Transporter zu einem weiteren Rückgang der Frachtraten führen und den Kostendruck auf US-Unternehmen reduzieren. Eine deutlichere Entspannung wird jedoch erst im Laufe der zweiten Jahreshälfte 2022 erwartet. Nach und nach dürften dann die weltweit georderten Containerschiffe von über sechs Prozent der aktuell operierenden Flotten in See stechen sowie US-Investitionen in Höhe von 17 Milliarden US-Dollar in Hafeninfrastruktur und Wasserwege ihre Früchte tragen.
Smartphone-Hersteller setzen höhere Preise durch
2020 und 2021 sollen weltweit jeweils circa 1,3 Milliarden Smartphones verkauft worden sein. Damit lag der globale Absatz trotz Coronavirus-Krise und trotz Lieferengpässen nur etwa 200 Millionen Geräte unter dem Schnitt von 2015 bis 2019. Die Hersteller können dies gut verschmerzen, da sie ihre Modelle immer teurer verkauft bekommen. 2021 lag der durchschnittliche Smartphone-Preis erstmals über 300 US-Dollar. Die globalen Umsätze dürften deshalb trotz des Absatzrückgangs die 400-Milliarden-Dollar-Marke übertreffen. In den kommenden Jahren dürften sich die Absätze wieder erholen, da Kunden ihre alten Geräte ersetzen und zunehmend auf 5G-fähige Modelle umsteigen werden. Gleichzeitig könnte der Durchschnittspreis weiter steigen, da Features von hochpreisigen Modellen wie Faltbildschirme und OLED-Displays sowie teure Marken gefragt sind. Entsprechend sollten Smartphone-Hersteller ihre Umsätze weiter steigern können und ihre Aktien unterstützt sein.
Chinesische Aktien gefragt
Die Kurse der im CSI 300 gelisteten chinesischen Festlandaktien sind seit Monatsbeginn um rund fünf Prozent gestiegen. Allein in der vergangenen Woche haben ausländische Investoren chinesische Aktien im Wert von umgerechnet 7,7 Milliarden US-Dollar gekauft.
Zum einen dürfte das jüngst von der Kommunistischen Partei bei einem bedeutenden in Schieflage geratenen Immobilienentwickler eingesetzte Führungsgremium für eine geordnete Abwicklung sorgen und damit die Risiken der Branche insgesamt kalkulierbarer machen. Zum anderen scheinen sich die Anleger auf jüngste Äußerungen Pekings zu konzentrieren, nach denen im kommenden Jahr die wirtschaftliche Stabilisierung Priorität genießen werde. Erwartet werden unter anderem verstärkte staatliche Infrastrukturinvestitionen sowie die Unterstützung kleiner und mittlerer Unternehmen. Zusätzlich könnten im Jahresverlauf gezielte Maßnahmen zur Anregung des Kreditwachstums die Konsumnachfrage animieren und die Perspektiven für Chinas Konsumgüterhersteller verbessern. Damit sind die vom Immobiliensektor ausgehenden Wachstumsrisiken zwar nicht aus der Welt. Ein vorsichtiger, beispielsweise sukzessiver Einstieg könnte jedoch für mittelfristig orientierte Anleger Chancen bieten. Immerhin liegt das für 2022 erwartete Gewinnwachstum chinesischer Aktien bei durchschnittlich 13 Prozent, gegenüber 7,5 Prozent in den Schwellenländern Asiens.
