Die Inflationsrate in den USA setzt ihren Anstieg ungebremst fort, die Risikoaufschläge für südeuropäische Staatsanleihen steigen auf den höchsten Stand seit gut einem Jahr, und der Aktienmarkt Tschechiens gehört zu den Börsen mit der weltweit besten Performance 2021.
US-Inflation erwartet hoch
Die Inflationsrate in den USA setzte ihren Anstieg im November ungebremst fort. Nach 6,2 Prozent im Vormonat kletterte die Preissteigerungsrate im Vorjahresvergleich auf 6,8 Prozent – der höchste Wert seit Juni 1982. Immerhin ein kleiner Trost: Der Anstieg bewegte sich im Rahmen der Erwartungen. Grund zur Freude über die Preisentwicklung in den USA besteht indes weiterhin nicht. Denn auch die Kerninflation – also die Jahresteuerung ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise – stieg weiter von 4,6 auf 4,9 Prozent. Neben der robusten Arbeitsmarkterholung und der guten Konsumentenstimmung also ein weiterer Grund für die US-Notenbank Fed, die geldpolitische Unterstützung weiter zurückzuführen. Denn auch nach der Schnellschätzung der Fed Atlanta darf im vierten Quartal ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von 8,7 Prozent erwartet werden. Möglicherweise entscheiden die Währungshüter diese Woche auf ihrer geldpolitischen Sitzung sogar, die Geschwindigkeit der Anleiheankäufe erneut zu verringern. Anleger sollten sich in diesem Umfeld auf weiter steigende Renditen einstellen und die Duration von Staatsanleihen in ihren Portfolios verkürzen.
Europäische Anleihen unter Druck
Die Risikoaufschläge für südeuropäische Staatsanleihen sind zuletzt auf den höchsten Stand seit gut einem Jahr gestiegen. Bei zehnjährigen italienischen Schuldverschreibungen beträgt das Renditeplus gegenüber den entsprechenden Bundesanleihen aktuell 1,34 Prozentpunkte, bei spanischen 0,73 Prozentpunkte und bei portugiesischen 0,67 Prozentpunkte. Obwohl die laufende Verzinsung der Bonds damit interessanter geworden ist, mahne ich zur Vorsicht. Die Europäische Zentralbank könnte bald das Ende ihres Notfallankaufprogramms im März beschließen und 2022 nur noch etwa halb so viele Staatsanleihen erwerben wie in diesem Jahr. Gleichzeitig könnten die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in Frankreich und in Italien für Unsicherheit an den Märkten sorgen. Das Risiko einer erneuten Ausweitung der Risikoprämien auf kurze Sicht ist somit groß, auch weil die Staaten im ersten Quartal üblicherweise viele Anleihen begeben und das Angebot entsprechend zunimmt. Ohnehin dürften die Kurse europäischer Bonds unter Druck kommen, wenn das Renditeniveau im neuen Jahr wie erwartet ansteigt.
Prager Börse im Höhenflug
Der Aktienmarkt Tschechiens liegt seit Jahresbeginn knapp 43 Prozent im Plus und zählt damit trotz einer dort strafferen Geldpolitik zu den Börsen mit der weltweit besten Performance 2021. Dass die Leitzinserhöhungen von insgesamt 2,5 Prozentpunkten seit Juni 2021 dem Prager Aktienindex sogar zu einem Höhenflug verholfen haben, liegt am hohen Anteil der Banken. Auf Finanzinstitute entfallen in Tschechien 45 Prozent der Marktkapitalisierung, in Europa insgesamt sind es nur sieben Prozent.
Dank des Zinsanstiegs können sich Banken über höhere Erträge freuen. Aber auch in anderer Hinsicht weisen sie vergleichsweise gute Fundamentaldaten auf: Während die Eigenkapitalquoten relativ hoch sind, liegt der Anteil ausfallgefährdeter Kredite auf einem niedrigen Niveau. Weiter steigende Leitzinsen könnten die Zinserträge der Banken auch im kommenden Jahr stützen. Nicht nur aus diesem Grund traue ich tschechischen Aktien trotz der schon guten Performance weiteres Aufwärtspotenzial zu. Denn das Wachstum sollte 2022 auch in Tschechien anziehen, wenn die Konjunktur bei wichtigen Handelspartnern wie Deutschland an Fahrt aufnimmt.
Metallbedarf für Erneuerbare Energien enorm
Bis zu drei Milliarden Tonnen an Metallen werden neben neuen Werkstoffen und Verfahren für die Umstellung auf Erneuerbare Energien benötigt – das ergibt eine aktuelle Studie des Internationalen Währungsfonds (IWF).
Für die Batterie eines Elektrofahrzeugs werden durchschnittlich acht Kilogramm Lithium, 35 Kilogramm Nickel, 20 Kilogramm Mangan und 14 Kilogramm Kobalt gebraucht; für die Ladestationen signifikante Mengen an Kupfer.
*In Solarpaneelen werden Kupfer, Silber und Zink verbaut.
*Windturbinen benötigen Eisenerz, Kupfer und Aluminium.
Um die CO2-Emissionen bis 2050 auf null zu reduzieren, muss der Anteil der Erneuerbaren Energien gemäß der Studie von aktuell zehn auf 60 Prozent steigen, der Anteil fossiler Energieträger von 80 auf 20 Prozent sinken. Das derzeitige Angebot an Metallen würde nicht ausreichen, um die dadurch entstehende Nachfrage zu decken. Die Erschließung neuer Produktionsstätten könnte dem Angebotsdefizit ebenso wie verstärktes Recycling oder die Entwicklung neuer technologischer Verfahren, die den Metallverbrauch reduzieren, entgegenwirken. Langfristig gesehen dürfte die Nachfrage aber die Preise vieler oben erwähnter Metalle unterstützen.