US-Notenbankchef Jerome Powell wird für eine zweite Amtszeit nominiert, die Renditen lang laufender Bundesanleihen gehen zuletzt wieder zurück, und der Wechselkurs Euro / Schweizer Franken sinkt unter 1,05.

Kontinuität an der Spitze der US-Notenbank

US-Präsident Joe Biden hat sich nach langer Bedenkzeit für eine Verlängerung der Amtszeit von Notenbankgouverneur Jerome Powell entschieden. Die ebenfalls favorisierte Lael Brainard soll Vizevorsitzende werden. Die Nominierungen müssen nun im Senat bestätigt werden. Joe Biden betonte, dass die Fed natürlich den Fokus auf Inflation, Beschäftigung und eine starke Wirtschaft haben wird. Die Finanzmärkte scheinen die Kontinuität zu begrüßen. Die Renditen zweijähriger Staatsanleihen stiegen um 0,07 Prozentpunkte, während die Inflationserwartungen etwas zurückgingen. Der Markt preist nun eine Zinsanhebung im Sommer 2022 ein, weshalb der US-Dollar auf 1,1235 US-Dollar je Euro stieg. Aktien legten ebenfalls zu, insbesondere Titel von Banken. Der Markt hofft wegen des Wechsels von Lael Brainard von der Aufsicht auf den Posten der Vizevorsitzenden auf Erleichterungen. Das nominale Wachstum dürfte dieses Jahr zweistellig ausfallen. Das liegt auch an der hohen Inflation, die Powell zwar für vorübergehend hält; wie der bisherige Vize Richard H. Clarida am Wochenende sagte, könnte sie die Fed im kommenden Jahr aber dennoch zu einer restriktiveren Geldpolitik zwingen.

US-Frühindikator überraschend optimistisch

Die als Frühindikator des Verarbeitenden Gewerbes in den USA geltende Umfrage der Notenbank von Philadelphia fiel im November überraschend positiv aus und bestätigte die Botschaft des zuvor veröffentlichten New Yorker Pendants. Der Index der Geschäftsaktivität sprang um 15 Punkte auf ein Sieben-Monats-Hoch von 39 Punkten. Sowohl die aktuellen als auch die zukunftsgerichteten Indikatoren für Auftragseingänge und Produktion stiegen, was zeigt, dass die Nachfrage nach Industriegütern stark ist und noch zunehmen dürfte. Insbesondere die Auftragseingangsquote erhöhte sich und deutet auf ein robustes Wachstum hin. Ein Drittel der Befragten berichtete von einem Anstieg der Beschäftigung im November gegenüber nur vier Prozent, die einen Rückgang angaben. Zudem stieg der Index der zukünftig erwarteten Beschäftigung um fast zwölf Punkte. Mehr als 45 Prozent der Unternehmen erwarten in den kommenden sechs Monaten ein Produktionswachstum, während 17 Prozent von einem Rückgang ausgehen. Insgesamt gute Aussichten für US-Aktien von Industrieunternehmen und von Produzenten zyklischer Konsumgüter, für die 2022 ein Gewinnwachstum je Aktie von 37 Prozent beziehungsweise von 28 Prozent erwartet wird.

Renditen von Bundesanleihen sinken wieder

Die Renditen lang laufender deutscher Bundesanleihen gingen zuletzt wieder sukzessive zurück. Vor wenigen Wochen haben Investoren bereits angefangen zu spekulieren, wann für zehnjährige deutsche Staatspapiere wieder eine positive laufende Rendite vereinnahmt werden kann – das war zuletzt 2019 der Fall. Nun rentieren selbst 30-jährige Bundesanleihen wieder negativ. Konjunkturbedenken durch die neu erlassenen Restriktionen in Teilen Europas, rückläufige längerfristige Inflationserwartungen und die Aussicht, dass die EZB die Leitzinsen womöglich später als erwartet anhebt, sorgten für festere Kurse. Mit Blick auf die steigenden Coronavirus-Fallzahlen und die nahende EZB-Zentralbanksitzung in drei Wochen sehe ich kurzfristig wenig Anlass für wieder steigende Renditen. Die Zentralbanker werden nicht gewillt sein, den Aufschwung – der wegen der Restriktionen ohnehin schon abgeschwächt wird – durch die Aussicht auf eine in der Zukunft deutlich restriktivere Geldpolitik zu erschweren.

Schweizer Franken begehrt

Ein Euro kostete am Freitag erstmals seit 2015 wieder weniger als 1,05 Schweizer Franken. Ein Treiber der Entwicklung war die Sorge vor einer weiteren Verschlimmerung der Coronavirus-Pandemie in der Eurozone, was die Nachfrage nach der als „sicherer Hafen“ angesehenen eidgenössischen Währung gestärkt hat. Auch die zuletzt vergleichsweise gute Entwicklung der dortigen Wirtschaft hat dem Schweizer Franken nicht geschadet.
Ich erwarte aber nicht, dass sich der Aufwertungstrend noch lange fortsetzt. Die Coronavirus-Fallzahlen könnten auch in der Schweiz sehr schnell nach oben schießen – die Impfquote liegt mit gut 65 Prozent auf demselben Niveau wie im Nachbarland Österreich, das sich seit gestern wieder in einem Lockdown befindet. Auch sehe ich ein Risiko, dass die Schweizerische Nationalbank wieder am Devisenmarkt eingreift, um die Währung zu schwächen und Schaden von der heimischen Wirtschaft abzuwenden. Zudem dürfte sich die eidgenössische Industrie von der zuletzt stockenden Erholung beim wichtigsten Abnehmer Deutschland kaum entkoppeln können. Der Wind für den Franken könnte daher bald rauer werden.