Die US-Verbraucherpreise steigen im Oktober so stark an wie zuletzt 1990, Kryptowährungen verzeichnen nach Bekanntgabe der US-Inflationsdaten einen Kurssprung, und Südkorea drückt bei der Energiewende aufs Tempo.

USA: Muss die Zinswende vorgezogen werden?

Die US-Verbraucherpreise stiegen im Oktober im Jahresvergleich mit 6,2 Prozent so stark an wie zuletzt Ende 1990. Auch wenn die Inflation 2022 wieder etwas nachgeben dürfte, deutet eine Kerninflation von 4,6 Prozent auf das Risiko eines breiteren und nachhaltigeren Preisdrucks in den USA hin. Nach Bekanntgabe der Inflationsdaten zogen die Renditen für US-Staatsschuldtitel am Mittwoch auf breiter Front an. Mit Aufschlägen von mehr als 0,1 Prozentpunkten fiel die Reaktion bei Restlaufzeiten von drei bis fünf Jahren am stärksten aus. Immer mehr Marktteilnehmer glauben offensichtlich, dass die US-Notenbank Fed die Risiken einer dauerhaft höheren Inflation unterschätzt und zu ihrer Eindämmung früher als geplant die Zinswende einleiten muss – möglicherweise bereits im Juli 2022. Auch eine Erhöhung des Tempos, mit dem die Fed ihre monatlichen Anleihekäufe reduziert – auch „Tapering“ genannt –, wird diskutiert. Wie die Fed mit dieser Situation umgeht, dürfte die Märkte zumindest bis zu ihrer letzten Sitzung dieses Jahres Mitte Dezember beschäftigen. Aktienanlegern könnten mögliche Kursrücksetzer günstigere Einstiegsmöglichkeiten bieten.

Kryptowährungen: Kurssprung nach US-Inflationsdaten

Kryptowährungen setzten ihre Positiv-Serie vergangene Woche fort. Besonders interessant war die Reaktion der Preise auf die US-Inflationsdaten am Mittwoch. Die mit Blick auf ihre Marktkapitalisierung größten Kryptowährungen wie Bitcoin haben kurz nach Bekanntgabe der Konsumentenpreisinflation in den USA einen Kurssprung vollzogen.
In dieser Hinsicht könnten Kryptowährungen wie Gold als Inflationsabsicherung gesehen werden, das zwar auch, aber weniger stark auf die Überraschung der Oktober-Inflationsdaten positiv reagierte. Viele Kryptowährungen sind begrenzt in ihrer Zahl und werden daher – ähnlich wie Gold – von Investoren als potenzieller Inflationsschutz wahrgenommen. Angesichts der im Vergleich zu Gold hohen Volatilität rate ich allerdings weiterhin von Investitionen in Kryptowährungen ab. Sie bleiben hoch spekulativ.

Südkorea: Klimaziel verschärft

Südkorea drückt bei der Energiewende aufs Tempo. Bis 2030 sollen die CO2-Emissionen gegenüber 2018 nun um 40 Prozent reduziert werden, anstelle der zuvor angepeilten rund 26 Prozent. Um das Ziel zu erreichen, müssen die CO2-Emissionen jährlich um gut vier Prozent sinken – das ist deutlich mehr als die geplanten zwei bis drei Prozent der Europäischen Union und der USA. Die koreanische Regierung setzt dabei stark auf Wasserstoffenergie und möchte das Land in diesem Technologiesegment zum Weltmarktführer machen. Zu diesem Zweck sollen die staatlichen Forschungsausgaben bis 2025 um jährlich 6,6 Prozent wachsen und deutlich mehr in den Ausbau der Infrastruktur investiert werden, unter anderem in neue Wasserstofftankstellen. Auch große koreanische Konzerne möchten ihre Investitionen in die Weiterentwicklung der Wasserstofftechnologie stark ausweiten; bis 2030 sind hierfür 38 Milliarden US-Dollar eingeplant. Für Anleger sehe ich daher langfristig interessante Wachstumschancen in dem noch recht jungen Technologiesektor – nicht nur in Südkorea.

Chile: Aktienindex erreicht Sechs-Monats-Hoch

Chiles S&P/CLX IPSA kletterte in der vergangenen Woche auf den höchsten Stand seit sechs Monaten und war am Dienstag gar der Aktienindex, der weltweit den höchsten Tagesgewinn auswies. Der Grund: Im Senat wurde der Vorschlag der Regierung, erneut 20 Milliarden US-Dollar aus einem Pensionsfonds zu entnehmen, um damit pandemiebedingte Folgen durch fiskalische Stimuli auszugleichen, überraschend abgelehnt. Die bisherigen drei Entnahmen aus dem Pensionsfonds in Höhe von 49 Milliarden US-Dollar hatten die chilenischen Aktien- und Zinsmärkte sowie den Wechselkurs des Chilenischen Peso belastet. Die Marktreaktion deutet darauf hin, dass im Falle erneuter Staatshilfen ein Überschießen der Wirtschaft und eine weiter steil ansteigende Inflationsrate befürchtet worden war. Diese kletterte im Oktober mit sechs Prozent auf ein Zwölf-Jahres-Hoch und liegt damit doppelt so hoch wie die Zielrate der Notenbank bei drei Prozent. Zudem könnten zu hohe Entnahmen aus den Pensionskassen mittelfristig zu Steuer- oder Abgabenerhöhungen zur Finanzierung des Rentensystems sorgen. Die Aufmerksamkeit richtet sich nun auf die Präsidentschaftswahlen am kommenden Sonntag. Unabhängig von deren Ausgang erscheinen bei einem erwarteten Anstieg der Gewinne je Aktie von gerade einmal 0,2 Prozent im kommenden Jahr jedoch andere südamerikanische Märkte derzeit interessanter als der chilenische.