Die Halbleiterknappheit verschärft sich, der Offenmarktausschuss der Fed (FOMC) diskutiert über die US-Geldpolitik, und der Preis für Eisenerz fällt erneut unter 100 US-Dollar pro Tonne.

Mehr Chips für Autohersteller

Die globale Knappheit bei Halbleitern hat sich infolge erneuter pandemiebedingter Lockdowns in asiatischen Ländern im Sommer verschärft. In Malaysia ist die Chip-Produktion für den Autosektor zeitweise um etwa ein Drittel eingebrochen, in Vietnam um rund ein Viertel. Aus diesem Grund importierten zum Beispiel die USA im August aus den vier wichtigsten Lieferstaaten Südostasiens ein Fünftel weniger Halbleiter als vor der Krise; die US-Fahrzeugproduktion ging entsprechend zurück. Ich erwarte eine Verbesserung der Situation gegen Jahresende. Dank einer erfolgreichen Impfkampagne sind die Coronavirus-Neuinfektionen in Asien stark gesunken. Auch geben immer mehr Staaten ihre strenge „No-COVID-Strategie“ auf – das Risiko erneuter Produktionsunterbrechungen nimmt dementsprechend ab. Zwar ist das Problem der Chip-Knappheit damit nicht vollständig gelöst, da die Produktionskapazitäten zur Deckung des schnell wachsenden globalen Bedarfs erweitert werden müssen. Dennoch sollte sich die Autoproduktion in Europa und in den USA wegen eines wieder höheren Angebots an Halbleitern aus Asien bald erholen, was den Geschäftszahlen und den Aktien der Fahrzeughersteller Rückenwind verleihen könnte.

Fed diskutiert Anleihekaufprogramm

Die Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe der USA bleibt trotz Lieferengpässen gut. Der Index für die Wirtschaftsstimmung hat sich von 61,1 Punkten im September nur leicht auf 60,8 Punkte im Oktober abgeschwächt. Interessant waren die Veränderungsraten der Subindizes, insbesondere der für die gezahlten Preise: Der deutliche Anstieg dieses Teilindex von 81,2 auf 85,7 Punkte lässt nicht darauf schließen, dass der Preisdruck in den USA zeitnah nachlässt. Alles in allem lässt sich allerdings aus dem Datenpunkt keine Richtungsveränderung der Wachstumsraten für die US-Volkswirtschaft ableiten. Die FOMC-Mitglieder der US-Notenbank Fed, die seit gestern über die Geldpolitik in den USA diskutieren und entscheiden, dürften daher an ihrem Plan festhalten, die Anleiheankäufe zu reduzieren. Eine diesbezügliche Ankündigung ist am heutigen Abend zu erwarten. Eine Senkung der Notenbankankäufe könnte den US-Renditen – insbesondere von Staatsanleihen mit längeren Laufzeiten – wieder Auftrieb verschaffen, nachdem sie zuletzt gefallen sind.

US-Hausbauer: Nachfrage robust, Marktteilnehmer skeptisch

Die Performance der US-Hausbauer liegt seit Anfang des vergangenen Monats mit 7,8 Prozent rund 1,5 Prozentpunkte über der des S&P 500. Zwar belasten Lieferengpässe für Baustoffe sowie ein knappes Angebot an Arbeitskräften und steigende Löhne nach wie vor die Produktionskapazitäten der Baukonzerne. Die Nachfrage nach Wohnraum erweist sich aber Monat für Monat als robust. Entsprechend stieg der Immobilienindex der National Association of Home Builders (NAHB) entgegen den Analystenerwartungen im September auf 80 Punkte und zeigt damit eine Verbesserung der ohnehin guten Geschäftsbedingungen für die Hausbaukonzerne an. Dennoch scheint der Markt der guten Geschäftslage keine Langfristigkeit zuzutrauen: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis der erwarteten Gewinne in den kommenden zwölf Monaten bewegt sich mit sieben am unteren Ende der historisch gängigen Bewertungsbandbreite von sechs bis zwölf. Ich bin optimistischer und erwarte, dass die Gewinne auch über die kommenden Quartale zumindest verteidigt werden können. Bei den niedrigen Bewertungen könnten Aktienrückkaufprogramme oder Dividendenerhöhungen dann für neue Kursschübe sorgen.

Gegenwind für den Eisenerzpreis

Der Preis für Eisenerz fiel zum zweiten Mal in zwei Monaten unter die Marke von 100 US-Dollar pro Tonne. Wie zuvor ist auch dies auf Entwicklungen in China zurückzuführen: Ein erneuter Rückgang des offiziellen chinesischen Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe auf 49,2 Punkte im Oktober trübte die Aussichten für den Rohstoff ein.
Nach Einschnitten wegen Umweltgesichtspunkten im Vorfeld der Olympischen Winterspiele wird den chinesischen Stahlherstellern zunehmend die Energiekrise zum Verhängnis. Die tägliche Produktion der energieintensiven Stahlindustrie hat mittlerweile den tiefsten Stand seit März 2020 erreicht, während die Lagerbestände für Eisenerz das höchste Niveau seit über zwei Jahren erklommen. Da die Regierung in erster Linie auf die Energieversorgung der Zivilbevölkerung bedacht ist, dürfte sich an den Produktionsauflagen bis zum Ende der Heizperiode sowie der Winterspiele kaum etwas ändern. In der Zwischenzeit könnten weiter rückläufige Eisenerzpreise zu Rücksetzern bei Aktien von Minenbetreibern führen und interessante Einstiegsmöglichkeiten darstellen.