in den USA wurden weniger neue Jobs geschaffen als erwartet, Chinas Konsumenten halten sich zurück, und Südafrika erzielt bei der Handelsbilanz einen Rekordüberschuss.


US-Jobwachstum zeigt Schwäche …

Eine Million neue Jobs im April: Das war die berechtigte Erwartung der Analysten für den US-Arbeitsmarkt. Mit lediglich 266.000 neu geschaffenen Stellen endete die vergangene Handelswoche jedoch mit einer heftigen wirtschaftlichen Enttäuschung. Die Erklärungen für das deutlich schwächere Jobwachstum in den USA sind vielfältig. Zunächst geht es um statistische Probleme, da die Saisonadjustierung in Phasen von hochfrequenten Lockdowns und Lockerungen möglicherweise nicht funktioniert. Ohne Adjustierung wurden 1,1 Millionen neue Jobs gemeldet, immerhin gut 800.000 mehr als die saisonbereinigte Zahl. Die zweite Debatte dreht sich um Fachkräftemangel und offene Stellen, die schlicht nicht besetzt werden können. Die dritte behandelt das Missverhältnis von angebotenen Löhnen und Arbeitslosenunterstützung. Für die Geldpolitik bedeutet diese Entwicklung wohl trotzdem eine Bestätigung, weshalb die Fed keine Änderung der Kommunikation, des Anleihekaufprogramms oder der Leitzinsen wagen wird. Das Zentralbank-Symposium in Jackson Hole im August könnte einen angemessenen Rahmen für diese Diskussionen zur Normalisierung der Geldpolitik darstellen.


Südeuropa profitiert vom Wiederaufbaufonds

Mit Italien und Spanien haben nun auch die zwei größten Nettoempfänger ihre Pläne zur Nutzung des EU-Wiederaufbaufonds vorgelegt. Italien möchte Zuschüsse und Kredite über 192 Milliarden Euro in Anspruch nehmen, im Falle Spaniens sind es 170 Milliarden. Den EU-Vorgaben entsprechend fallen die meisten Projekte in die Bereiche Digitalisierung und Klimawende. Neben der Förderung einer klimaschonenden Energieerzeugung legt Italien dabei den Schwerpunkt auf die Modernisierung der öffentlichen Verwaltung – langwierige administrative Prozesse stellen dort ein Investitionshemmnis dar. Im Autoland Spanien steht dagegen die umweltfreundliche Mobilität im Fokus. Darüber hinaus ist eine Reform der Rentenversicherung geplant, um das System auf lange Sicht finanziell zu entlasten. Ich halte dank steigender Investitionen eine nicht nur kurzfristig stärkere Konjunkturdynamik für wahrscheinlich. Auch langfristig könnte das Wachstum ansteigen, in Italien um 0,8 und in Spanien um 0,4 Prozentpunkte pro Jahr. Damit würden beide Länder gegenüber anderen EU-Staaten aufholen, was sich an den Aktienmärkten positiv niederschlagen könnte.

Anzahl US-Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft

… doch die Kapitalmärkte reagieren positiv

Die enttäuschende Nachricht aus der Makrowelt ging immerhin mit einem positiven Ausklang für die Kapitalmärkte einher. Denn die 2021 bisher recht gebeutelten Rentenmarktanleger konnten angesichts sinkender Zinsen Kursgewinne verbuchen. Ebenso Anleger in Tech-Aktien, denen hohe Bewertungen im geänderten Zinsumfeld seit Monaten zu schaffen machen. Die lehrbuchmäßige Belastung von Finanzwerten, die aufgrund ihrer positiven Zinsabhängigkeit zum Wochenausklang teils leichte Kursrückgänge verzeichneten, konnte der Gesamtmarkt gut verkraften. Nach vorne blickend verspricht die Hybridökonomie aus langfristig profitablen Tech-Trends und zyklischem Rückenwind durch die Konjunktur eine robuste Aktienmarktentwicklung.


Nachholbedarf bei Chinas Verbrauchern

Die Erholung in China wurde bisher hauptsächlich von Investitionen und Exporten getragen, während sich der Konsum bis zuletzt verhalten entwickelte. Zwar sind an den Feiertagen rund um den Tag der Arbeit doppelt so viele Chinesen gereist wie im Vorjahr. Dafür gaben sie im Durchschnitt aber 18 Prozent weniger aus als vor der Krise. Anders als in den USA fielen die staatlichen Einkommenshilfen in China in der Krise bescheiden aus. In der Folge brachen die Einnahmen der chinesischen Privathaushalte während des Lockdowns stark ein, mehr als ein Drittel des Einkommens wurde aus Vorsicht gespart. Ich sehe eine gute Chance, dass der Konsum auch in China bald stärker anzieht. Dank einer guten Konjunkturentwicklung und einer verbesserten Arbeitsmarktsituation sollten die Einkommen im weiteren Jahresverlauf schneller steigen. Zudem dürfte ein Großteil der Chinesen bis Jahresende geimpft sein, sodass auch die Konsumbereitschaft wachsen sollte. Chinesische Konsumaktien könnten ihren Kursrückstand von rund fünfeinhalb Prozentpunkten gegenüber dem MSCI China seit Jahresbeginn daher aufholen und dementsprechend interessant sein.


Südafrika profitiert von der Rohstoffhausse

Seit Beginn des Jahres haben sich die Aktienmärkte und Währungen der Schwellenländer uneinheitlich entwickelt. Entgegen vieler Prognosen war der Südafrikanische Rand bis dato die am stärksten aufwertende Währung, da er von der anhaltenden Rally an den Rohstoffmärkten profitiert. Im März erzielte Südafrika einen Rekord-Handelsbilanzüberschuss, der fast ausschließlich dem Export von Platin, Palladium und Eisenerz zu verdanken ist. Der FTSE/JSE All-Share Index an der Börse von Johannesburg legte seit Jahresbeginn rund 15 Prozent zu, handelt zurzeit aber trotz der weiter steigenden Preise vieler Rohstoffe leicht unter seinem Allzeithoch von Anfang März. Der Rand gewann im gleichen Zeitraum gut sechs Prozent gegenüber dem Euro. Hält die Rohstoffhausse noch etwas an, dürften der Rand und die südafrikanischen Minentitel weiter gefragt bleiben. Das Gleiche gilt für die Währungen und Aktienindizes anderer Schwellenländer, die Exporteure vor allem von Industriemetallen sind.